Reiseplan 2018: Einmal nach Augusta

Es ist still geworden in Augusta, Georgia. In der berühmtesten Kleinstadt der Welt ist nach dem Superhype der triste Alltag zurück, der Wahnsinn ist längst abgereist. Nichts erinnert mehr an das größte Golfspektakel auf Erden, nach den Masters ist bekanntlich vor den Masters. Der letzte Putt an Loch 18 vor etwas mehr als einer Woche wurde vor einer gefühlten Ewigkeit versenkt, und nicht nur im National Golf Club von Augusta denken sie bereits an 2018.

Das sollten erst recht alle tun, die schon immer mit einem Besuch des spektakulärsten Golfturniers der Welt spekulierten. Auch sich in Atlanta ins Auto zu setzen und sich faszinierende Landschaften bei einer Rundreise zu gönnen, in Georgia und South Carolina etwa, ist eine gute Option. Den Termin für das Masters kann man sich ja schon mal vormerken: 6. bis 16. April 2018.

In den Club kommt nur, wer eingeladen wird

Klar: Einmal das Masters live erleben zu dürfen, ist für Golfer dasselbe wie für einen Katholiken die Audienz beim Papst. Wie kein anderes Event lebt dieses Golfturnier von Mythen und Sagen, Geheimnissen und Gerüchten. Das beginnt damit, dass nicht veröffentlicht wird, wie viele Mitglieder der ausrichtende Augusta National Golf Club hat. Geschätzt werden 300 Superreiche, aber ein schnöder Aufnahmeantrag genügt ebenso wenig wie ein dem beigefügter Blankoscheck; in den elitären Club kommt nur, wer eingeladen wird.

Selbst die schriftliche Bitte eines gewissen Bill Clinton während seiner Zeit als US-Präsident in den Neunzigern soll abschlägig beschieden worden sein. Das Entscheidungskomitee, so heißt es, sei pikiert gewesen, dass der Präsident nicht selbst geschrieben habe, sondern ein Sekretär aus dem Weißen Haus. Aber so ist das nun mal in einem Golfclub mit eigenen, sehr speziellen Regeln, in dem Anfang der 80er-Jahre der erste Farbige und 2012 die erste Frau aufgenommen wurden.

Perfektes Marketing durch künstliche Verknappung

Der Mythos Augusta wird durch perfektes Marketing gepflegt, geschürt und gewahrt. Das funktioniert nach den Grundsätzen der gewollten Verknappung. Informationen, Tickets, Merchandising - es gibt von allem zu wenig. Selbst die Clubmitglieder dürfen nur einmal im Jahr einen spielenden Gast mit auf die Runde nehmen, und das natürlich innerhalb der fünf Monate, in denen die berühmten 18 Löcher gespielt werden können. Wegen der Vorbereitungen auf das Masters ist der Platz die restlichen sieben Monate gesperrt.

Solche Regeln sind schon ziemlich schräg, an den Turniertagen aber wird es richtig crazy. Etwa, wenn sich eine bis zu 300 (!) Meter lange Warteschlange bildet, in denen die Menschen in Zweierreihen anstehen, um sich vor dem Clubhouse fotografieren zu lassen. Das ist erstaunlicherweise umsonst, dafür lassen die Leute viel Geld im Pro Shop liegen. Shop? Das ist eine Pro Mall, mit einem Dutzend Kassen nebeneinander. Und Golfartikeln, in dem das Masters-Logo mit den Umrissen Amerikas und dem rot markierten Fähnchen des Standortes Augusta gnadenlos vermarktet wird.

Insider schätzen, dass jeder der bis zu 40.000 Zuschauer an den vier Turniertagen im Schnitt 500 US-Dollar liegen lässt. Schließlich muss für family and friends mit eingekauft werden, und die begehrten Souvenirs gibt es nur vor Ort. Jeden Abend während des Turniers werden deshalb hinter dem riesigen Shop sechs riesige UPS-Trucks mit Nachschub entladen, daneben hat Fedex eine eigene Versandstation eröffnet, damit die Fans ihre Einkäufe sofort nach Hause schicken können.

Fünf Möglichkeiten, an ein Ticket zu kommen

Nicht nur wegen des geschätzten Tagesumsatzes von 20 Millionen US-Dollar im Pro Shop (der heißt tatsächlich so!): die Masters in Augusta sind schlicht irre. Und ein Erlebnis auch für USA-Reisende, die sich nicht oder nur am Rande für Golf interessieren. Allerdings gibt es drei kleine Hindernisse auf dem Weg dorthin - neben Flug und Hotel vor allem die Tickets. Genau das ist der Grund, weshalb wir Interessierten schon jetzt raten, sich um die Reisepläne für die Masters 2018 zu kümmern. Dazu fünf Möglichkeiten und eine Wahrscheinlichkeitsrechnung der Erfolgsaussichten:

1. Ich lasse mich auf die Warteliste für Resttickets setzen. "Als 1973 die Warteliste eingeführt wurde, hat sich mein Bruder sofort registriert," erzählte Pete aus New York, der uns mit einem Bier an Loch 10 vor dem Verdursten bewahrte. "1993, also 20 Jahre später, bekam er sein Ticket." Die Situation hat sich nicht geändert, es stehen rund 16.000 Bewerber auf der aktuellen Warteliste. Erfolgsaussichten: 0 Prozent

2. Ich nehme an der Verlosung teil. Die Tickets verstorbener Besitzer oder solche, die aus anderen Gründen verfallen, werden verlost. Wie viele das sind, weiß niemand. Es kann sich aber nur um ein Mini-Kontingent handeln. Wer auf die Mini-Chance setzt, muss sich auf der Masters-Homepage unter www.masters.com registrieren und seine Kreditkartennummer angeben. Erfolgsaussichten: 1 Prozent

3. Ich versuche mein Glück auf dem Schwarzmarkt. Nicht die schlechteste Idee. Während der Turnierwoche stehen Tickethändler an der Washington Road von Augusta und bieten Tageskarten. Wer Glück hat, bezahlt zwischen 1.000 und 1.500 Dollar für eine Karte. Wer noch mehr Glück hat, hat großes Golf gesehen und verkauft auf dem Weg ins Hotel sein wertlos gewordenes Tagesticket. Bis zu 500 Dollar zahlen Künstler an den beiden Finaltagen, die Fotocollagen mit dem Siegerfoto basteln und für die Bilder bis zu 5.000 Dollar erhalten. Erfolgsaussichten: 50 Prozent.

4. Ich buche über einen Reiseveranstalter: Die sicherste, aber auch teuerste Variante, Augusta live zu erleben. Zwischen 7.000 und 10.000 Dollar kosten die angebotenen Wochentrips, bei denen neben Flug und Hotel auch Tickets enthalten sind - entweder für alle vier Turniertage, oder für zwei. "Meist entscheiden sich die Teilnehmer für zwei Turniertage und spielen den Rest der Woche auf tollen Plätzen während einer Rundreise selbst, zum Beispiel im nahen South Carolina," weiß Oskar Brunnthaler, Golfzeitungs-Herausgeber und Spezialist für Golfreisen. Erfolgsaussichten: 100 Prozent, aber richtig teuer.

5. Ich bin eingeladen: Als einer der Hauptsponsoren neben IBM und AT&T lädt Mercedes-Benz Händler, VIP's und Journalisten nach Augusta ein. Wieviel "richtig teuer" ist, wie ein Mercedes-Manager das noch bis 2018 laufende Engagement als Hauptsponsor vage andeutet, bleibt wie so vieles in Augusta ein Geheimnis. Allerdings trifft wohl bei keinem anderen Sponsorenengagement der Stuttgarter der Anspruch "Das Beste oder Nichts" so zielgenau auf die Realität wie beim Masters, das als bestes Golfturnier der Welt gilt.

Dazu hat die Marke mit dem Stern mit der deutschen Golflegende Bernhard Langer und dem Amerikaner Ricky Fowler zwei Golfer unter Vertrag, die "unterschiedliche Zielgruppen bedienen", wie Nicky Brackstone erklärt, die seit 2010 das Golf-Engagement des Autoherstellers verantwortet. Zu dem gehören neben dem Masters die British Open, die PGA Championship und die World Challenge für Amateure. Die gebürtige Waliserin sagt: "Bernhard Langer verkörpert perfekt die S-Klasse. Er ist schon lange dabei, immer erfolgreich und immer wieder attraktiv." Der junge Ricky Fowler dagegen stehe, so Brackstone, "vor allem für die jüngeren Modelle der A- und C-Klasse."

Wie auch immer: Das Marketing scheint zu funktionieren, die Verkaufszahlen in Nordamerika zeichnen ein all time high nach dem anderen. Und die Motivation eines Händlers, der in Augusta dabei sein darf, leidet garantiert nicht. Erfolgsaussichten: Jackpot mit 100 Prozent für die Auserwählten.

P.S. Wer nun das legendäre Grüne Jacket vermisst hat, das untrennbar mit der Geschichte des Masters im Augusta National Golf Club verbunden ist: dass es traditionell nur von den Siegern und Clubmitgliedern getragen werden darf, ist völlig in Ordnung. Als Outfit im wahren Leben wäre es eine nur schwer verzeihliche Modesünde.

Foto(s): Daimler AG, Daimler AG, Daimler AG, Daimler AG