28 Personen aus Deutschland abgeschoben - Taliban: Straftäter in Afghanistan wieder frei - Familien bürgen „schriftlich“
Erstmals seit drei Jahren erfolgte wieder ein Abschiebeflug nach Afghanistan. Die Straftäter sollen gegen eine Auflage freigekommen sein.
In Afghanistan sind die aus Deutschland abgeschobenen Straftäter nach Worten eines hochrangigen Talibanfunktionärs wieder auf freiem Fuß. Zunächst seien die Personen überprüft worden, sagte Suhail Schahin, Leiter des Taliban-Politbüros in der katarischen Hauptstadt Doha. „Sie wurden freigelassen, nachdem ihre Familien schriftlich versichert hatten, dass sie keine Straftaten begehen würden“, sagte der Vertreter der Deutschen Presse-Agentur. Anfragen an die Ministerien in der afghanischen Hauptstadt Kabul blieben bislang unbeantwortet.
Zuerst hatte die deutsche ZDF-Fernsehjournalistin und Kriegsberichterstatterin Katrin Eigendorf auf der Plattform X über die Freilassung berichtet.
28 verurteilte Straftäter abgeschoben
Am vergangenen Freitag war erstmals seit der Machtergreifung der Taliban vor drei Jahren wieder ein Abschiebeflug aus Deutschland nach Afghanistan gestartet, mit einer Maschine der katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways. Bei den 28 Abgeschobenen handelte es sich um verurteilte Straftäter, die kein Bleiberecht in Deutschland hatten und gegen die Ausweisungsverfügungen vorlagen. Unionspolitiker forderten weitere Abschiebeflüge.
Laut dem Nachrichtensender Al-Dschasira vermittelte für die Abschiebung das Golfemirat Katar zwischen der deutschen Regierung und den Taliban-Machthabern. Deutschland unterhält zu den Taliban in Kabul keine diplomatischen Beziehungen. Bisher hat kein Land weltweit die Regierung der Islamisten offiziell anerkannt. Die Gruppe ist insbesondere wegen ihrer Missachtung von Menschen- und vor allem Frauenrechten international isoliert. Katar hatte bereits in der Vergangenheit zwischen dem Westen und den Taliban vermittelt.
Jeder abgeschobene Afghane erhielt 1000 Euro Handgeld
Unter den Ende August abgeschobenen Personen befanden sich ein afghanischer Straftäter aus Sachsen, insgesamt sechs Straftäter aus Hessen, ein Straftäter aus Thüringen, fünf Straftäter aus Niedersachsen, ein Sexualstraftäter aus Rheinland-Pfalz und zwei Straftäter aus Berlin.
Begleitet wurden die Abschiebungen über die Diskussion von einem Handgeld in Höhe von 1.000 Euro für jeden abgeschobenen Afghanen. Insgesamt also 28.000 Euro für alle Passagiere. Innenministerin Nancy Faeser begründete den Vorgang damit, dass es sich dabei um ein „übliches Vorgehen“ handle. „Das soll quasi die Sicherheit der Maßnahme sozusagen absichern", so Faeser weiter. Es bestehe ansonsten die Gefahr, dass Gerichte die Abschiebungen kassieren würden, wenn den Afghanen ohne Handgeld die Verelendung in ihrer Heimat drohe.
In Afghanistan sei man ohnehin belustigt über das „Taschengeld“ erzählt Afghanistan-Kenner Reinhard Erös. „Die Taliban sagen mir, dass diese Aktion das mit Abstand dümmste war , was in der deutschen Afghanistan-Politik der vergangenen Jahre umgesetzt wurde.“