Die „René will Rendite“-Kolumne - Drei Denkfehler, die Sie bei der Höhe Ihrer Rente machen

Ohne Frage: Die Rente wird später einmal nicht üppig ausfallen. Aber ganz so dramatisch, wie der Blick auf die Renteninformation vermuten lässt, ist die Situation dann doch nicht – vor allem, wenn Sie über die Börse zusätzlich privat vorsorgen.

  • Im Video oben: Gibt es eine Lösung für Europas Renten-Dilemma?

Dass unser Rentensystem so kompliziert ist, trägt mit Sicherheit nicht dazu bei, die Angst vor Altersarmut zu mildern. Es ist extrem schwer abzuschätzen, wie hoch die Rente einmal sein wird. Faktoren wie Entgeltpunkte und Rentenwert spielen dabei eine wichtige Rolle.

Um zumindest einen Eindruck zu vermitteln, verschickt die Rentenversicherung regelmäßig ein Informationsschreiben zur erwarteten Höhe der Zahlungen im Alter. Der Blick auf die Schätzung kann einem schnell den Hals zuschnüren und für Beklemmungen sorgen. Die Summe, die dort steht, ist meistens recht klein.

Die Information der Rentenversicherung richtig verstehen

Doch es gibt eine gute Nachricht: So schlimm wird es wahrscheinlich nicht kommen. Die Chance ist groß, dass Ihre Rente höher ausfallen wird als das Schreiben vermuten lässt. Wenn Sie allerdings früher in Rente gehen wollen oder künftig weniger arbeiten als bisher, trifft das nicht zu. Auch wenn Ihr Rentenbeginn bald bevorsteht, wird sich nicht mehr viel ändern. Aber ansonsten können Sie die Zahlen in der Renteninformation eher als Untergrenze sehen. Sie werden am Ende vermutlich mehr bekommen.

Warum Sie darauf hoffen können, hat mit zwei Schlüsselstellen zu tun, die auch in dem Schreiben stehen. Diese zwei Stellen müssen Sie verstehen und richtig einordnen können.

In der ersten Stelle geht es um die Annahmen zu Ihrem Einkommen. Basis der Rentenschätzung ist, dass Sie bis zum Rentenbeginn weiterhin dieselben Beiträge wie im Durchschnitt der letzten fünf Jahre einzahlen. Mit anderen Worten: Ihr Einkommen steigt nicht an.

Ist das realistisch? Eher nicht aus meiner Sicht. Gerade wenn für Sie die Tarifabschlüsse Ihrer Branche gelten, können Sie mit regelmäßigen Gehaltserhöhungen rechnen. Allein im ersten Halbjahr 2024 stiegen die Tariflöhne im Schnitt um 5,6 Prozent . Im Jahr 2023 lag das Plus bei 5,5 Prozent. Aber auch außerhalb der Tarifverträge ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass sich Ihr Gehalt bis zur Rente nicht mehr ändern wird. Jobwechsel, Beförderungen oder erfolgreiche Gehaltsgespräche mit dem Chef oder der Chefin können dafür sorgen, dass Sie mehr verdienen werden– und damit steigt auch die Rente, die Sie später einmal erwarten können.

Die Rente steigt kontinuierlich an

Die zweite Schlüsselstelle ist die Prognose über künftige Rentenerhöhungen. In der Basis-Schätzung wird bis zu Ihrem Renteneintritt überhaupt keine Steigerung unterstellt, weiter unten im Informationsschreiben werden zumindest zwei Szenarien berechnet. In dem einem steigt die Rente jedes Jahr um ein Prozent, in dem anderen um zwei Prozent.

Auch das sind keine realistischen Annahmen. Dass die Rente gar nicht mehr steigen soll, ist so gut wie auszuschließen, denn ihre Höhe ist an die Lohnentwicklung gekoppelt. Zwar gab es in den letzten 30 Jahren mal Nullrunden, aber nie mehr als drei Jahre hintereinander. Und auch die offizielle Hochrechnung der Rentenversicherung fällt mit Blick auf die Vergangenheit eher niedrig aus. Zwischen 2014 und 2024 betrug das jährliche durchschnittliche Rentenwachstum 2,94 Prozent. Auch das gilt es bei der Renteninformation im Hinterkopf zu behalten und die Zahlen entsprechend einzuordnen.

Sie sehen: Die Rentenversicherung unterstellt bei ihrer Schätzung Wort-Case-Szenarien. Man kann natürlich sagen, das ist gut, weil niemand enttäuscht werden kann, wenn man mit dem Schlimmsten rechnet. Auf der anderen Seite erzeugt der Staat damit mehr Angst als nötig. Um es noch einmal kurz zusammenzufassen: Ihr Einkommen dürfte sich besser entwickeln als in dem Schreiben unterstellt. Außerdem dürften die Rentenerhöhungen größer ausfallen als in den beiden Szenarien, die der erweiterten Schätzung zu Grunde liegen.

Dein Vermögen wächst weiter

Was Sie auch nicht unterschätzen sollten, ist der Beitrag Ihres Aktiendepots. Aktien – am besten in Form von ETF-Sparplänen auf Welt-Indizes wie den MSCI World – sind ein hervorragender Weg, um Vermögen für später aufzubauen. Die Rendite eines breit gestreuten Aktienportfolios lag in der Vergangenheit im Schnitt bei sieben Prozent pro Jahr. Das reicht, damit sich das eingesetzte Kapital ungefähr alle zehn Jahre verdoppelt. Auch im Alter sollten Sie weiter von der Renditekraft der Aktienmärkte profitieren und einen Teil dieses Geldes im Depot und damit investiert lassen. Schließlich brauchen Sie nicht Ihr gesamtes Erspartes auf einen Schlag. Einen Teil der Summe werden Sie erst in einigen Jahren benötigen. Es wäre daher ein teurer Fehler, dieses Geld nicht weiter an der Börse für sich arbeiten zu lassen. Das heißt: Ihr investiertes Geld vermehrt sich auch nach dem Renteneintritt noch. Ihnen steht daher höchstwahrscheinlich mehr Geld zur Verfügung als Sie jetzt denken.

Um es an einem Zahlenbeispiel deutlich zu machen: Finanztest hat ausgerechnet, wieviel Geld ein Anleger in den vergangenen 30 Jahren aus seinem Depot hätte auszahlen können, ohne dass sein Vermögen schrumpft. Die Experten unterstellten dabei zu Rentenbeginn ein Depot mit einem Volumen von 100.000 Euro und die tatsächliche Börsenentwicklung der vergangenen 30 Jahre. Die eine Hälfte der Summe war in einem ETF auf den MSCI World investiert, die andere Hälfte lag auf einem Tagesgeld-Konto. Das Ergebnis: Der Anleger hätte rückblickend in diesen 30 Jahren jeden Monat rund 330 Euro entnehmen können, ohne dass seine Ersparnisse geschrumpft wären. Im Gegenteil: Am Ende des Betrachtungszeitraums hatte sich das Geld weiter vermehrt und aus den 100.000 Euro waren trotz der Entnahmen rund 219.000 Euro geworden.

Diese Erläuterungen sollen natürlich nicht bedeuten, dass Sie sich entspannt zurücklehnen können. Sie werden im Alter weniger Geld haben als jetzt. Es besteht also eine Rentenlücke und auch das Rentenniveau könnte noch etwas abgesenkt werden. Trotzdem wird die Lücke nicht ganz so groß sein, wie Sie vielleicht befürchten. Versuchen Sie, Ihr Gehalt zu steigern und kontinuierlich Ihre Sparsumme zu erhöhen, um möglichst viel Geld im Alter zu haben. Die Lage ist schwierig, aber nicht ganz so schwarz, wie es manchmal scheint.

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