Die „René will Rendite“-Kolumne - Vier Denkanstöße, die Sie zu einem besseren Anleger machen können
Kursziele und Analysen dominieren meistens, wenn es um Börse und Geldanlage geht. Dabei ist die richtige Einstellung entscheidend für den Erfolg beim Investieren.
Wie geht es weiter an der Börse? Was sind die besten Aktien? Hebt die Fed die Zinsen an? Über all diese Themen kann man sprechen und diskutieren und das mache ich auch sehr gerne, wie Sie auf den „René will Rendite“-Kanal bei Youtube sehen können. Aber ehrlicherweise kommt es auf diese Themen gar nicht so sehr an. Sie helfen, die Märkte besser zu verstehen, das stimmt. Und natürlich macht es auch Spaß, sich hierüber mit Gleichgesinnten auszutauschen. Aber ehrlicherweise sind diese Fragen für einen langfristigen Investor nicht wirklich relevant. Die richtige Einstellung ist viel wichtiger als das Zucken der Kurse. Mir hat sehr geholfen, mir über ein paar Dinge klar zu werden. Und diese Dinge möchte ich mit Ihnen hier teilen:
Überrendite ist nicht der Maßstab
Ich finde es falsch, den Erfolg einer Anlagestrategie darin zu messen, ob man eine Überrendite erzielt und den „Markt schlägt“. Den Markt zu schlagen ist schwierig und anstrengend. Wenn es mehr oder weniger jeder schaffen würde, wäre die Überrendite von gestern die neue Durchschnittsrendite von morgen. Nur mit viel Einsatz und erhöhtem Risiko ist es möglich, besser zu sein als die anderen. Das kann gutgehen, muss es aber nicht. Und warum sollte man dieses Risiko eingehen, wenn eine langweilige Anlagestrategie mit Marktrendite reicht, um seine finanziellen Ziele zu erreichen? Ich kann es mir leisten, nicht der beste Anleger zu. Was ich mir aber nicht leisten kann ist, ein schlechter Anleger zu sein.
Sagen Sie nicht Crash, sagen Sie Sonderangebot
Es ist eigentlich etwas verrückt: Wenn in Geschäften die Preise fallen, gehen die Leute auf Schnäppchenjagd. Wenn die Preise an der Börse fallen, kriegen sie Panik. Dabei kann man als Langfristanleger in solchen Phasen eigentlich ganz entspannt bleiben – oder sich sogar freuen. Denn plötzlich gibt es alles viel billiger. Die Aktien sind im Sonderangebot, wenn man so will. Ein gutes Unternehmen wird schließlich nicht schlechter, nur weil sein Preis fällt. „Die Zeit ist der Freund des guten Unternehmens und der Feind des schlechten“, wie Warren Buffett so schön sagte. „Wenn es einem Unternehmen gut geht, folgen die Aktien irgendwann.“
Da ich überwiegend in ETFs investiere, halte ich mir in solchen Phasen vor Augen, dass die Weltwirtschaft nicht pleitegehen kann. Eine Krise ist ein Schock, der das System zu einem Anpassungsprozess zwingt. Es verändert sich, um sich an die neue Situation anzupassen. Manche Firmen oder gar Branchen werden diese Phase nicht überleben. Bei einem Welt-ETF kann ich mir aber sicher sein, dass ich immer nur an den Firmen, die diese Krise überstehen, beteiligt sein werde. Ich muss mich also nicht vor Pleiten fürchten – und kann daher einen Crash als Chance sehen, günstig mehr Anteile zu kaufen.
Sie verlieren nicht, wenn der andere mehr gewinnt
Jeder hat bestimmt einen Kollegen oder Freund, der (ungefragt) von seinen cleveren Investitionen erzählt. Früher war ich beeindruckt und neidisch und habe mich geärgert, dass ich nicht den Mut oder den Riecher hatte. Inzwischen bin ich da entspannter. Ich habe erkannt: Investieren ist kein Kampf oder Wettbewerb. Es geht nicht darum, andere zu schlagen. Mein finanzieller Erfolg hängt nicht davon ab, wie groß die Rendite anderer Anleger ist. Ich bin schließlich nicht ärmer, nur weil irgendwer mit seiner Strategie noch besser abschneidet als der S&P 500. Am Ende ist nicht wichtig, wer als erstes die Ziellinie erreicht. Entscheidend ist, sie überhaupt zu erreichen.
Treffen Sie Geld-Entscheidungen nicht allein
Es gibt meiner Erfahrung nach nur wenige Paare, die sich gemeinsam um die Finanzen kümmern. Das sollte so nicht sein, die Geldanlage für die Altersvorsorge betrifft schließlich beide. Da sollte nicht einer die Last der Verantwortung für die richtigen Entscheidungen tragen müssen. Es ist auch sehr kurzsichtig, einfach darauf zu vertrauen, dass er oder sie es richtig macht. Läuft etwas schief, steht ihr beide doof da. Sich gegenseitig Vorwürfe zu machen ist zwar dann bequem, hilft aber nicht. Der Streit verschlimmert alles es nur noch. Entscheidet also gemeinsam und steht dazu.
Und es ist auch sonst sehr viel einfacher, wenn man regelmäßig offen über die Geldanlage und die Ausgaben spricht. Denn so lässt sich eine gemeinsame Geld-Vision entwickeln. Sie drückt aus, was Ihnen und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin wichtig ist. Wie wollen Sie leben? Welche Träume wollen Sie sich erfüllen? Oder, um es kurz und bündig zu formulieren: Wie sieht Ihr reiches Leben aus? Wenn Sie die Frage gemeinsam beantworten, dann ergibt sich vieles danach von selbst. Denn dann wissen Sie, für was Sie gerne Geld ausgeben, wofür Sie sparen wollen und worauf Sie dafür verzichten. Gestaltung ersetzt Beliebigkeit.
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