Die „René will Rendite“-Kolumne - Das Gold-Paradoxon: Wie ein Boom gerade an den Deutschen vorbeiläuft
Gold klettert von Rekord zu Rekord. Und die Deutschen? Wollen von dem Edelmetall nichts mehr wissen. Die Nachfrage ist eingebrochen.
Das Gold und die Deutschen – das war für viele Jahre eine besondere Beziehung. Kein Land in Europa – soweit es sich aus den Daten des World Gold Councils (WGC) ersehen lässt – kaufte mehr von dem Edelmetall. Allein im Jahr 2022 waren es 185 Tonnen physisches Gold in Form von Barren und Münzen. Zum Vergleich: Die Franzosen kauften 5,8 Tonnen, die Briten 15,3 Tonnen.
Die Deutschen kaufen kaum noch Gold
Die Angst vor Inflation, ein Misstrauen gegenüber dem Euro, die Furcht vor Enteignung – mit einer Reihe von Gründen wurde die hohe Goldnachfrage der Deutschen erklärt. Doch plötzlich ist es damit vorbei. Im ersten Quartal 2023 brach die Nachfrage nach Gold hierzulande ein und hat sich seitdem nicht wieder erholt. Im Jahr 2023 kauften die Deutschen nur noch insgesamt 46,9 Tonnen Gold – ein Rückgang um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In diesem Jahr ist die Nachfrage noch weiter gefallen. Nach einem weiteren Rückgang im ersten Quartal auf 6,6 Tonnen übertrafen im zweiten Quartal die Verkäufe die Käufe sogar um zwei Tonnen. Kein Land in Europa fragte weniger physisches Gold nach, meldete der WGC .
Bei dem sogenannten „Papiergold“, also ETCs, die den Goldpreis abbilden (ähnlich wie ETFs einen Aktien-Index), sieht es nicht viel anders aus . Auch hier sinkt die Nachfrage in Deutschland. Die Bestände schrumpften seit Jahresanfang um 26,1 Tonnen.
Die Nachfrage läuft damit genau entgegengesetzt zur Preisentwicklung. Erst vergangene Woche markierte der Goldpreis einen neuen Rekordstand, als er auf mehr als 2530 Dollar je Feinunze stieg. Es war in diesem Jahr bereits das 21. Rekordhoch. Allein in den letzten zwölf Monaten legte Gold um gut 31 Prozent zu – das ist mehr als der Dax (plus 19,2 Prozent) schaffte und liegt und nur knapp unter der Performance des Nasdaq-Index (plus 31,9 Prozent).
Die Stärke von Gold beschränkt sich dabei keineswegs nur auf den Preis in US-Dollar. Auch in anderen wichtigen Währungen wie dem Euro, dem britischen Pfund, Schweizer Franken und japanischen Yen erreichte Gold in diesem Jahr Allzeithochs und notiert aktuell von diesen nicht weit entfernt.
Warum der Goldpreis steigt
Haupttriebfeder des Preisanstiegs, der Ende Februar so richtig begann, sind die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und die bereits erfolgten Zinssenkungen anderer bedeutender Zentralbanken wie der EZB, Bank of England oder der Schweizerischen Nationalbank. Denn sinkende Zinsen reduzieren die Opportunitätskosten für Gold, das selbst keine Zinsen abwirft. Ein weiterer preistreibender Faktor sind die Spannungen im Nahen Osten. Gold profitierte davon in seiner Funktion als sicherer Hafen.
Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Goldnachfrage der Notenbanken. Mit dem Ukraine-Krieg in 2022 begannen vor allem die Zentralbanken in China, Indien und anderen Schwellenländern, ihre Gold-Reserven massiv aufzustocken. Der Trend zur De-Dollarisierung, also das Bestreben, unabhängiger vom Dollar zu werden, wurde durch die Sanktionen gegen Russland noch einmal bestärkt. Sie trafen auch das Finanzsystem des Landes und die Auslandsreserven der russischen Zentralbank. „Der Goldmarkt ist sehr politisch geworden“, analysiert Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan Asset Management . „Die Schwellenländer wollen ihre Währungsreserven unabhängig vom US-Dollar machen. Gold hängt deswegen nicht mehr nur am Zins, sondern hat eine politische Komponente. Das ist etwas, dass den Goldpreis auch in Zukunft stützen dürfte.“
Dass ausgerechnet die Deutschen in dieser Phase nicht in Gold investieren, ist daher aus meiner Sicht kurzsichtig. Die Commerzbank hob ihre Preisprognose bereits auf 2600 Dollar an, manche Experten spekulieren, dass der Preis schon bald die 3000 Dollar knacken könnte. Die globalen Unsicherheiten werden weiter anhalten und der Strategiewechsel vieler Notenbanken bei ihren Währungsreserven hat gerade erst begonnen. Das liefert starke Argumente für einen weiteren Anstieg bei Gold.
Dazu kommt die immer höhere Verschuldung der Staaten. Sie lässt erwarten, dass wir künftig dauerhaft eine höhere Inflation haben werden. An Sachwerten wie Gold – aber auch Aktien und Immobilien– führt für Sparer, die den Wert ihres Vermögens erhalten wollen, deshalb kaum ein Weg vorbei.
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