Die „René will Rendite“-Kolumne - Den wichtigsten Faktor für die Höhe unserer Rente haben wir nicht im Griff
Die gute Nachricht ist: Wir können einiges dafür tun, um die Voraussetzungen für eine möglichst hohe Rente zu schaffen. Wie hoch die Rente dann allerdings tatsächlich ausfällt, entscheiden andere.
Wenn mich jemand fragt, was er für eine hohe gesetzliche Rente im Alter tun kann, habe ich für ihn eine gute und eine schlechte Nachricht. Fangen wir mit der guten Nachricht an. Eine wichtige Bestimmungsgröße in der Rentenformel für die spätere Rentenhöhe ist die Anzahl der so genannten Entgeltpunkte, die im Laufe des Erwerbslebens gesammelt werden. Für die Berechnung wird jedes Jahr das eigene Einkommen ins Verhältnis zum Durchschnittseinkommen gesetzt. Wer genau so viel verdient wie der Durchschnitt, erhält genau einen Entgeltpunkt für sein Rentenkonto. Wer weniger verdient, sammelt weniger als einen, wer mehr verdient, bekommt mehr als einen. (Ab einer bestimmten Einkommenshöhe – der so genannte Beitragsbemessungsgrenze – steigt die Zahl der Punkte mit den Einkommen aber nicht mehr.)
Was jeder für seine Rente tun kann
Das heißt: Die Basis für eine hohe Rente wird während der Jahre im Job geschaffen. Wer
sich nicht vor Gehaltsverhandlungen mit dem Chef scheut,
sich weiterqualifiziert, um Karriere zu machen
und wenig Auszeiten nimmt,
füllt sein Rentenkonto mit möglichst vielen Entgeltpunkten. Zusätzlich kann man unter bestimmten Voraussetzungen Sonderzahlungen in die Rentenkasse leisten, um so die Zahl der Entgeltpunkte weiter zu erhöhen.
Dieser Schritt sollte aber gut überlegt sein. Zum einem sollte man sich über Alternativen informieren, also welche Rendite mit einer Investition der Summe zum Beispiel in ETFs zu erreichen wäre. Zum anderen sollte man bedenken: Es dauert Jahre, bis die erhöhte Rente die Einzahlung überschreitet.
Außerdem lässt sich die Höhe der Rente beeinflussen über den Zeitpunkt des Renteneintritts. Wer die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, kann bis zu vier Jahre früher in Rente gehen. Er muss dann aber Abzüge hinnehmen. Jeder Monat mindert die Rentenhöhe um 0,3 Prozent. Die Abschläge betragen maximal also 14,4 Prozent. (Ausnahme ist die sogenannte „Rente mit 63“ für diejenigen, die 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben („besonders langjährig Versicherte“). Sie können ohne Abschläge früher aus der Arbeitswelt ausscheiden.)
Wer hingegen länger arbeitet, kann seine Rente erhöhen . Nicht nur sammelt er mehr Entgeltpunkte. Für jeden Monat länger gibt es von der Rentenversicherung einen Bonus In Höhe von 0,5 Prozent. Wer also ein Jahr dranhängt, erhält ein Plus von sechs Prozent auf seine Rentenzahlung.
Soweit die gute Nachricht: Man kann etwas für die Höhe seiner Rente tun.
Die Bedeutung des Rentenwerts
Jetzt kommt die schlechte Nachricht: Am Ende könnte das alles nicht reichen. Denn Entgeltpunkte sind zunächst einmal nur Punkte ohne Wert. Sie sagen nichts über die Höhe der späteren Rente aus. Entscheidend dafür ist der Rentenwert. Er liegt derzeit bei 39,32 Euro. Erst der Rentenwert macht aus den Entgeltpunkten einen Eurobetrag. Denn der monatliche Betrag, den Sie als Altersrente erhalten, errechnet sich vereinfacht gesagt aus der Zahl der Entgeltpunkte, dem Zeitpunkt des Rentenbeginns und eben der Höhe des Rentenwerts.
Eine vereinfachte Beispielrechnung sieht also so aus:
34,6241 (Das sind die gesammelten Entgeltpunkt, sie werden wirklich bis auf vier Stellen genau nach dem Komma berechnet) x 39,32 Euro (das ist der Rentenwert) x 1 (Das ist der sogenannte Zugangsfaktor. Arbeite ich bis zu meinem gesetzlichen Renteneintrittsalter, hat er den Wert eins) = 1361,42 Euro (Das ist also die Höhe meiner monatlichen Rente)
Der Rentenwert wird jedes Jahr neu bestimmt. Die Bundesregierung legt ihn mit Zustimmung des Bundesrats jeweils zum 1. Juli eines Jahres fest. Basis für die Anpassung der Renten sind im Wesentlichen die Daten des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer. Zusätzlich werden dabei noch andere Faktoren berücksichtigt .
Was alles die Entwicklung des Rentenwerts beeinflussen kann
Eine Prognose über die Entwicklung ist daher extrem schwierig. Im Rentenversicherungsbericht werden zwar Annahmen getroffen. Demnach steigt der Rentenwert bis ins Jahr 2037 auf 53,91 Euro. Aber ob es so kommt?
Ein schwaches Wirtschaftswachstum kann zum Beispiel den Lohnanstieg bremsen – mit entsprechenden Folgen für den Rentenwert.
Eine schwere Rezession kann sogar zu Nullrunden bei den Löhnen führen oder Rückgängen wegen eines starken Anstiegs der Kurzarbeit. Theoretisch wäre dann auch ein Rückgang des Rentenwerts möglich, doch das ist (bisher) gesetzlich ausgeschlossen.
Der Nachhaltigkeitsfaktor, der die Entwicklung des zahlenmäßigen Verhältnisses von Rentnern zu Beitragszahlern berücksichtigt, kann den Anstieg stärker dämpfen als angenommen.
Die Politik kann durch immer größere Lücken in der Rentenkasse dazu gezwungen sein, die Renten stärker vom Lohnanstieg zu entkoppeln. Bisher verhindert die sogenannten Niveauschutzklausel, dass das Rentenniveau unter 48 Prozent fällt. Auch künftig soll es nach Plänen der Ampel-Regierung so sein. Die Zukunft wird zeigen, ob das finanzierbar ist.
Schon kleine Änderungen in der Höhe des Rentenwerts können große Auswirkungen haben. Angenommen, ich habe 34,1563 Entgeltpunkte gesammelt und ich gehe regulär in Altersrente:
Bei einem Rentenwert von 40 Euro liegt meine monatliche Rente bei rund 1367 Euro
Bei einem Rentenwert von 42 Euro sind es hingegen rund 1435 Euro.
Wie hoch Ihre Rente eines Tages sein wird, ist also unsicher. Sie können zwar einiges tun wie Ihre Einkommen zu erhöhen und länger zu arbeiten. Das reicht aber nicht aus. So sehr Sie sich aber auch bemühen: Am Ende entzieht sich der wichtigste Faktor Ihrem Einfluss.
Deswegen ist es wichtig, noch neben der gesetzlichen Rente privat fürs Alter vorzusorgen. So machen Sie sich unabhängiger von den Tücken der Rentenformel und der Politik.
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