Renten am Morgen: Bleiben die Bondmärkte im Griff des Virus?

(Bloomberg) -- Die Staatsanleihen aus dem Euroraum haben sich am Freitag mit Renditerückgängen und einem Bull Flattening in das Wochenende verabschiedet. Nach dem europäischen Handelsschluss ging es mit den Renditen der Treasuries noch etwas weiter abwärts, so dass die 10-jährigen Papiere der 1,5%-Marke sehr nahe kamen. 10-jährige Bundrenditen setzten sich unter -0,4% fest.

In der Peripherie waren vor allem spanischen Bonds gesucht. Italienische konnten dagegen nur sehr geringe Kursgewinne einfahren. Sie notierten am kurzen und langen Ende der Kurve nahezu unverändert. Daran hatte die unerwartet schwachen Wachstumsdaten aus dem vierten Quartal 2019 ihren Anteil. Allerdings blieb die Rendite der 10-jährigen BTPs unter der 1%-Marke.

Nach der starken Outperformance der italienischen Staatsanleihen gegenüber ihren Peers und den übrigen Staatsanleihen aus dem Euroraum ist die aktuelle Verschnaufpause keine Überraschung. Solange es nicht erneut zu politischen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungsparteien kommt, die in die Öffentlichkeit dringen, dürften die BTPs aufgrund ihrer Carry gesucht bleiben.

Außerdem wurden am Freitagaben das Rating on Irland von DBRS auf positiv gesetzt. Fitch erhöhte die Bonitätseinschätzung von Litauen von A- auf A stabil. Beides dürfte jedoch kaum Wirkung auf die Anleiherenditen der beiden Länder haben. Die irischen Bonds werden vielmehr von den Entwicklungen rund um das künftige Verhältnis von Großbritannien zur Europäischen Union getrieben sein.

Der britische Premierminister wird sich zu seinen Vorstellungen eines Handelsabkommens am Montag äußern. Aus der vorab veröffentlichten Rede geht hervor, dass er keinesfalls die Übernahme von EU-Regeln für Großbritannien akzeptieren wird. In Anbetracht des aktuell gesteckten Zeitrahmens für den Abschluss einer Vereinbarung bis Ende des Jahres und die Forderungen des britischen Premiers bleibt ein harter Ausstieg weiterhin ein Option.

Das Tagesgeschehen wird einmal mehr von Nachrichten rund um den Virusausbruch in China bestimmt sein. Die dortige Administration versucht, sich gegen die Auswirkungen des Virus auf die Finanzmärkte zu stemmen, indem die People’s Bank of China zusätzliche Liquidität bereit stellt und die Zinssätze für Reverse Repogeschäfte mit Laufzeiten von sieben und 14 Tagen um 10 Basispunkte reduziert.

Dass die chinesischen Aktienmärkte nach der langen Handelspause deutlich im Minus liegen, ist wenig überraschend. Die übrigen asiatischen Märkte zeigten am Montagmorgen keine einheitliche Entwicklung. Die US-Aktienmarkt-Futures holten einen Teil ihrer Freitagsverluste auf. Die Treasury-Renditen legten über die gesamte Kurve zwischen ein und zwei Basispunkten zu, so dass sie in etwa auf dem Niveau notieren, auf dem der Bondhandel im Europa endete.

Dementsprechend dürften die Staatsanleihen aus den Kern- und Semi-Kernländern wenig verändert in den Montag starten. Das Eingreifen der chinesischen Administration zur Stabilisierung der Finanzmärkte dürfte als positives Signal aufgefasst werden, so dass sich die Bonds auch in den ersten Stunden des Montaghandels um ihren Freitagsschluss bewegen sollte. Im weiteren Handelsverlauf wird es auch darauf ankommen, ob sich die Rendite der 10-jährigen Bunds ohne weitere negative Impulse unterhalb der -0,4% wird halten können.

Konjunkturdaten

Der Caixin Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China gab ähnlich wie sein Pendant am Freitag etwas nach. Er konnte die Prognosen jedoch um 0,1 Punkte schlagen. Dass es keinen größeren Einbruch gab, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Auswirkungen der Virusinfektion noch nicht in den Daten angekommen zu sein scheinen.

Der Datentag im Euroraum steht ebenfalls im Zeichen von Einkaufsmanagerindizes. Neben den endgültigen Werten für diejenigen aus dem verarbeitenden Gewerbe aus Deutschland, Frankreich und dem Euroraum stehen spanische und italienische auf der Agenda.

Die Volkswirte gehen von einer Verbesserung beider Werte aus. Nach dem Wachstumseinbruch in Italien im vierten Quartal werden die Daten aus dem Land wieder unter besonderer Beobachtung stehen. Weitere Anzeichen von Wachstumsschwäche könnten die Themen wie Solidität der Haushaltsplanungen, Schuldentragfähigkeit trotz sinkender Zinslast aufgrund der günstigen Refinanzierungsbedingungen usw. auf die Tagesordnung der Investoren bringen. Schwache Daten hätten dann nämlich wieder steigende und nicht fallende Renditen zur Folge.

Die Einkaufsmanagerdaten werden sowieso zu einer Bewährungsprobe für die Renditeentwicklung, insbesondere in dem Fall, in dem sich die erwartete Aufhellung der Indikatoren einstellt oder sie noch etwas besser ausfällt als erwartet. Letztlich wird es darum gehen, ob die Sorge vor den ökonomischen Auswirkungen der Ausbreitung des Virus gegenüber verbesserten Einkaufsmanagerindizes die Oberhand über die Renditeentwicklung behält.

Der sehr schwach ausgefallene Chicagoer Einkaufsmanagerindex lässt für den ISM für das produzierende Gewerbe nichts Gutes erwarten. Die Volkswirte rechnen zwar mit einer Verbesserung des Indikatorwertes. Dahinter dürften nun jedoch einige Fragezeichen stehen, obwohl die Stimmungsindizes für den produzierenden Sektor, die von regionalen US-Notenbanken ermittelt wurden, im Januar ermutigend ausgefallen sind.

Das verarbeitende Gewerbe scheint weiterhin zwiespältige Signale zu senden. Aber selbst im Fall einer zutreffenden ISM-Konsensprognose bliebe der Indikator immer noch in einem Bereich, in dem Kontraktion angezeigt wird. Die Wahrscheinlichkeit für einen enttäuschenden Wert nahm seit Freitag zu. Die Treasury-Kurse könnten am Nachmittag Auftrieb erhalten.

Der Auftritt von Raphael Bostic von der Fed Atlanta (nicht stimmberechtigt) am Abend dürfte hinsichtlich aktueller Geldpolitik keine neuen Erkenntnisse zu Tage bringen, da er sich mit Themen wie Big Data oder Artificial Intelligence beschäftigen wird.

Außerdem treten mit Christine Lagarde und Luis de Guindos EZB-Vertreter auf, wobei nicht klar ist, ob sie Aussagen zur Geldpolitik treffen werden.

Primärmarkt

Die neue Woche startet mit der Emission von Geldmarktpapieren aus den Niederlanden und Frankreich. Am Abend wird das US-Treasury ebenfalls an die Investoren herantreten.

Die Niederlande wird nach gerade fällig gewordenen Geldmarktpapieren in Höhe von rund 4,9 Milliarden Euro bis zu 2 Milliarden Euro an sechs Monate laufende Papieren platzieren. Das französische Schatzamt sucht für 4,5 Milliarden Euro an 3-, 5- und 12-Monatspapieren Abnehmer, zurückgezahlt werden 5,3 Milliarden Euro. Beide Geldmarkttransaktionen dürften problemlos verlaufen, da jeweils nicht die kompletten Fälligkeit refinanziert werden.

Das US-Treasury wird insgesamt 84 Milliarden Dollar anbieten, wobei 70 Milliarden Dollar am 4. Februar und 84 Milliarden Dollar am 6. Februar fällig werden.

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