Werbung

Renten am Morgen: Es droht erneut schwarzer Arbeitsmarkt-Freitag

(Bloomberg) -- Die Aufstockung des Volumens der Anleiheankäufe im Rahmen des PEPP und die Wiederanlage der Fälligkeiten bis mindestens Ende 2022 hat letztlich nicht allen Kursen von Staatsanleihen aus dem Euroraum zu Gewinnen verholfen.

Bis zum Handelsschluss am Donnerstag gingen die Renditen der Peripherie - angeführt von den italienischen Staatsanleihen - zurück. Letztlich dürfte die Peripherie vom Nachladen der Bazooka am meisten profitieren. Schließlich wird die EZB darauf hinwirken, dass der Kredittransmissions-Mechanismus aufgrund zu starker Spreadausweitungen nicht gefährdet wird. Außerdem wird sie versuchen, das Renditeniveau niedrig zu halten, damit die Schuldentragfähigkeit bei allen Euroländern gewährleistet ist.

Bei den Bonds aus den Kern- und Semi-Kernländern zeigte sich hingegen ein durchwachsenes Bild. Vor allem am langen Ende der jeweiligen Zinskurven gab es leichte Renditeanstiege.

Die Ausnahme bildeten die deutschen Bundesanleihen. Ihre Renditen stiegen über die gesamte Kurve an, besonders kräftig am langen Ende. Dabei ist mit der Ausweitung und Verlängerung des PEPP erst einmal sicher gestellt, dass einer der Stützen des Rentenmarktes die Munition erst einmal nicht ausgehen wird.

Zudem stellten die Notenbankpräsidentin sowie die Beschlüsse der EZB klar, dass die geldpolitischen Instrumente flexibel gehandhabt werden. Weitere geldpolitische Lockerungen sind möglich, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern und das Erreichen des Inflationsziels in noch weitere Ferne rückt oder gar Deflationssorgen aufkommen. Da die EZB das PEPP derzeit als sehr wichtiges Instrument zur Umsetzung ihrer Geldpolitik ansieht, ist eine erneute Aufstockung des Programms möglich.

Für den Anstieg der Renditen der Bundesanleihen dürfte neben der sich zum Handelsschluss aufhellenden Risikostimmung die Aussicht auf noch mehr Emissionstätigkeit aufgrund des nächsten Konjunkturprogramms verantwortlich sein, denn ohne Nachtragshaushalt mit zusätzlicher Mittelaufnahme wird sich das kaum finanzieren lassen.

Christoph Rieger, Head of Rates & Credit Research bei der Commerzbank, geht davon aus, “dass das deutsche Konjunkturpaket den Finanzierungsbedarf im 2. Halbjahr um zusätzliche EU30 Mrd. erhöhen könnte.”

Er führte weiter aus, dass die Aussichten auf bis zu 850 Milliarden Euro an gemeinsamen EU-Anleihen belasten werden. “Wir sehen ein Potenzial für 10j. Bundrenditen bis auf -0,25% , während die kurzen Renditen gut verankert bleiben sollten. Zum ersten Mal in diesem Jahr passen wir unsere Prognose für das Jahresende an, und zwar auf -0,4% von -0,5%,” schrieb er am Donnerstag in einer Analyse.

Nachdem die EZB geldpolitisch nachgelegt hat, dürften nun die Verhandlungen über den Vorschlag der Europäischen Kommission über den Wiederaufbaufonds und dessen Implikationen für die einzelnen EU-Länder wieder in den Fokus rücken. Mitte Juni werden sich die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder treffen. Bis dahin könnte es etwas mehr Klarheit geben, wie ein Kompromiss aussehen kann. Die Hauptlasten wird jedoch Deutschland tragen müssen, was die Bundkurse tendenziell weiter belasten sollte.

Die Entwicklung an den asiatischen Aktienmärkten und den US- und europäischen Aktienfutures sowie die leicht steigenden Renditen der Treasuries deuten auf weitere Kursverluste der Staatsanleihen aus den Kernländern zum Handelsbeginn in Europa. Bundesanleihen dürften zumindest am Anfang des Handels die Verliererliste anführen.

Der Tag mit Bloomberg: Europafutures signalisieren Erholung

Die Anleger werden vor Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts wohl vorsichtig agieren. Die Hoffnungen auf eine kräftige Belebung der wirtschaftlichen Aktivität dürften bei einem schwachen Arbeitsmarktbericht trotz extrem expansiver Geld- und Fiskalpolitik einen Dämpfer erhalten.

Die Schuldpapiere aus der Peripherie dürften zur Handeleröffnung ihren Schwung vom Donnerstag mitnehmen. Im Laufe des Tages könnte es nach der starken Performance zu Gewinnmitnahmen kommen.

Konjunkturdaten

Die am Donnerstag veröffentlichten Auftragseingangsdaten vom VDMA ließen bereits vermuten, dass die deutsche Industrie insgesamt unter einem Auftragsschwund im April leiden würden. Entsprechend ist der starke Rückgang keine Überraschung, zumal es auch für den Mai nicht besser aussehen dürfte. Wichtige ausländische Absatzmärkte waren durch Lockdowns beeinflusst.

Inländische Kunden dürften sich wegen der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven ebenfalls mit Orders zurückgehalten haben. Einfluss auf die Entwicklung an den Bondmärkten werden die Daten ebensowenig nehmen wie die Daten zur Industrieproduktion aus Spanien oder den Einzelhandelsumsätzen aus Italien jeweils für April. Dass diese und wahrscheinlich auch die Mai-Daten sehr schlecht ausfallen werden, dürfte keine Überraschung werden.

Die Investoren werden vor allem auf neue Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt warten. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sowie die Zahl der registrierten Arbeitslosen deuten trotz leichter Verbesserung im Mai auf einen weiteren katastrophalen Arbeitsmarktbericht hin, auch wenn der ADP-Bericht einen geringer als erwarteten Verlust an Arbeitsplätzen signalisierte.

Die Arbeitslosenquote soll sich auf die 20% zu bewegen. Außerdem wird die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne zu beachten sein. Im letzten Monat war der deutliche Anstieg sowohl im Monats- als auch Jahresvergleich vor allem auf den Verlust von Arbeitsplätzen im Niedriglohnbereich zurückzuführen.

Eine ähnliche Entwicklung im Mai dürfte die Sorgen der US-Notenbanker noch größer werden lassen, dass gerade Jobs konsumnaher Schichten dauerhaft verloren gehen. Ein starker Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne wäre daher ein negatives Zeichen für die wirtschaftliche Perspektiven der USA. Selbst ein Arbeitsmarktbericht, der im Rahmen der Schätzungen ausfällt, dürfte die Kurse der Treasuries mindestens stützen, eher sogar steigen lassen.

Bonitätseinschätzungen

Deutschland ist das einzige Land aus dem Euroraum, für das durch DBRS Moningstar eine Aktualisierung der Bonitätseinschätzung veröffentlicht werden könnte. Trotz der sich abzeichnenden deutlichen höheren Verschuldung dürfte sich die Bonitätseinschätzung für Deutschland nicht ändern. Dennoch ist es von Interesse, wie die Rating-Agentur die steigende Verschuldung aufgrund der Konjunkturprogramme sowie der Unterstützung der Europäischen Union einschätzt.

An EU-Ländern stehen die Aktualisierungen der Rating-Einschätzungen von DBRS Morningstar für Dänemark und Polen auf der Agenda. Fitch will neue Informationen zu Kroatien und Schweden veröffentlichen. S&P Global plant, etwas Aktualisiertes zu Rumänien zu veröffentlichen.

For more articles like this, please visit us at bloomberg.com

Subscribe now to stay ahead with the most trusted business news source.

©2020 Bloomberg L.P.