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Renten am Morgen: Handelsrisiken bleiben trotz des Abkommens

(Bloomberg) -- Die Staatsanleihen aus dem Euroraum sind am Freitag kaum verändert aus dem Handel gegangen. Einzige Ausnahme waren italienische Staatsanleihen, die über die gesamte Kurve deutliche Kursgewinne verbuchten. Die US-Kurve wurde am Freitag vom langen Ende her steiler, was auf die Bekanntgabe des US-Treasuries zurückzuführen ist, wieder mit der Emission von 20-jährigen Papieren im laufenden Halbjahr zu beginnen.

Die Bewegung der italienischen Bonds ging noch auf eine Entscheidung des italienischen Verfassungsgerichts vom Donnerstag am späten Nachmittag zurück. Es hatte die Durchsetzung eines Wahlrechtsreferendums abgelehnt, das von einer Lega-geführten Regionalregierung eingefordert wurde.

Die Änderung des Wahlrechts zielte darauf ab, ein dem britischen Wahlsystem vergleichbares System einzuführen: Der Kandidat, der in einem Wahlkreis die meisten Stimmen erhält, bekommt den Sitz. Aufgrund der derzeitigen Konstellationen in Italien würde von einer entsprechenden Wahlrechtsreform tendenziell die Lega profitieren. Die Investoren reagieren also weiterhin empfindlich darauf, ob es der Lega gelingen könnte, die römische Regierung zu stellen oder an ihr beteiligt zu sein.

Moody’s nahm am Freitag keine Aktualisierung der Bonitätseinschätzung Portugals vor. Es bleibt also vorerst bei dem Baa3-Rating mit positivem Ausblick. Die nächste, gemäß Rating-Kalender geplante Bekanntgabe des Ergebnisses einer Überprüfung der Kreditqualität Portugals durch Moody’s soll am 17. Juli stattfinden. Vorher werden jedoch S&P Global, DBRS und Fitch ihre Ergebnisse veröffentlichen.

Da einige Marktteilnehmer erwarteten, dass Moody’s die Bonitätseinschätzung bereits fünf Monate nach Anhebung des Ausblicks auf “positiv” erhöhen könnte, ist eine gewisse Enttäuschung zu Handelsbeginn nicht auszuschließen. Eine leichte Ausweitung der Spreads portugiesischer Staatsanleihen gegen andere Länder des Euroraums wäre denkbar.

Außerdem werden der aktualisierte Entwurf der Haushaltsplanungen Portugals auf dem Treffen der Eurogruppe am Montag auf Basis der Einschätzung der Europäischen Kommission thematisiert. Die Beibehaltung der Konsolidierungskurses mit dem geplanten Haushaltsüberschuss wird nicht darüber hinweg täuschen, dass die Kommission weiterhin das Risiko sieht, Portugal könne gegen die Spielregeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts verstoßen.

Die Bewertung der ersten Handelsvereinbarung zwischen China und den USA setzte sich ebenfalls fortgesetzt. “Es besteht durchaus das Risiko, dass eine weiterreichende Einigung über die Phase 1 ausbleibt. Dann würde die USA eine möglicherweise historisch einmalige Gelegenheit verpassen, auf technologischer Augenhöhe mit den Chinesen zu verhandeln. Der Verlierer wäre auf lange Sicht die US-Wirtschaft,” schrieb Michael Klawitter von der DekaBank am Freitag.

Allerdings könnte die Einhaltung der Phase-1-Vereinbarungen aufgrund der engen Zeitpläne sowie der weitreichenden Forderungen der USA auch für China eine Herausforderung werden. Entsprechend kann von Entwarnung an der Handelsfront nicht die Rede sein.

Die Woche wird auch im Zeichen von geldpolitischen Entscheidungen von Notenbanken und gerade am Freitag mit der Veröffentlichung der Schnellschätzungen für einige Einkaufsamanagerindizes im Zeichen von Wirtschaftsdaten bzw. Erwartungen an die wirtschaftlichen Perspektiven stehen. Den Auftakt wird der Internationale Währungsfonds machen, der am frühen Montagnachmittag seine aktualisierten Wirtschaftsprognosen vorstellen wird.

Die Auswirkungen des Handelsabkommens werden darin kaum berücksichtigt sein, da der Text der Vereinbarung erst seit sechs Tagen bekannt ist. Dennoch wird der IWF bei der Präsentation der Ergebnisse nicht umhin kommen, zu den Auswirkungen eine Einschätzung abzugeben. Im Mittelpunkt der Präsentation dürften vor allem die Risiken für die wirtschaftlichen Perspektiven stehen, die der Währungsfonds sieht und ob das erste Handelsabkommen diese Risiken jedenfalls etwas reduziert.

Die Vorgaben aus Asien mit geringfügig niedrigeren Notierungen der Treasury-Futures und überwiegend leicht höheren Aktienmarktnotierungen deuten auf leichte Kursverluste bei den Staatsanleihen aus den Kern- und Semi-Kernländern des Euroraums hin. Die Peripherie sollte sich dieser Bewegung etwas entziehen können. Bei portugiesischen Staatsanleihen könnte zu Handelsbeginn noch die Enttäuschung über einer Bonitästverbesserung dominieren, so dass sie leicht gegen ihre Peers underperformen dürften. Ansonsten bleibt das Handelsgeschehen den ganzen Tag lang aufgrund des Feiertages in den USA überschaubar.

Konjunkturdaten

Mit den deutschen Dezember-Erzeugerpreisen wurden die wichtigsten Tagesdaten bereits veröffentlicht. Einen Einfluss auf die Renditeentwicklung hatten sie nicht.

Primärmarkt

Vergangene Woche war der Start am Primärmarkt mit Emissionen von Ländern des Euroraums sehr ruhig. Das Ergebnis ist bekannt. Am heutigen Montag wird es auch ruhig zugehen. Deutschland, Frankreich und die Niederlande werden am Geldmarkt aktiv. Deutschland will mit einem Papier mit rund fünf Monaten Restlaufzeiten 1,5 Milliarden Euro einwerben.

Frankreich wird bei Fälligkeiten von 5,5 Milliarden Euro 4 Milliarden Euro an Schätzen von drei, fünf und zwölf Monaten unter die Investoren bringen. Platzierungsschwierigkeiten sind nicht zu erwarten, zumal Liquidität freigesetzt wird. Außerdem wird die Niederlande insgesamt 4 Milliarden Euro an Papieren mit rund zwei und fünf Monaten Laufzeit platzieren. Die niederländische wie auch die deutsche Emission müssen ohne fällig werdende Geldmarktpapiere auskommen.

Am Kapitalmarkt werden Litauen und die Slowakei jeweils mit Aufstockungen vorstellig. Litauen wird das umlaufende Volumen der bis 2028 laufende Anleihe erhöhen. Die Slowakei wird zwei Anleihen mit Laufzeit bis 2030 und 2032 aufstocken. Obwohl der Fokus bei allen drei Transaktionen auf dem langen Ende der Kurve liegt, dürfte es keine Schwierigkeiten geben, ausreichend Investoren zu finden. Die Volumina, die unter die Anleger gebracht werden sollten, sollten im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich liegen.

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