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Renten am Morgen: Wie hoch ist die Fed-Hürde für Zinssenkungen?

(Bloomberg) -- Die Staatsanleihen aus dem Euroraum haben am Dienstag den überwiegenden Teil ihrer frühen Kursgewinne bis zum Handelsschluss wieder eingebüßt. Letztlich notierten die Kurven der Kern-, Semi-Kernländer sowie der iberischen Halbinsel kaum verändert. Die italienischen Bonds verzeichneten dagegen Renditeanstiege von bis zu 2,5 Basispunkten.

Auch Treasuries gelang es nicht, ihre kompletten Renditerückgänge über den Handelsverlauf zu halten. Die 1,5%-Renditemarke für 10-jährige T-Notes hielt weiterhin.

Dass die Kursgewinne trotz der Virus-bedingten Umsatzwarnung von Apple Inc. sowie eines wenig überzeugend ausgefallenen ZEW-Indikators nicht Bestand hatten, macht deutlich, dass stärkere Impulse notwendig sind, um die Renditen dauerhaft nach unten zu drücken. Dazu müssten sich die wirtschaftlichen Perspektiven des Euroraums und darüber hinaus so deutlich eintrüben und die Inflationserwartungen absacken, dass die Notenbanken wieder verstärkt über geldpolitische Lockerungsmaßnahmen nachdenken.

So weit ist es aber noch nicht. Gerade im Euroraum liegt die Latte für weitere Zinssenkungen sehr hoch. Die EZB sieht vor allem die Fiskalpolitik am Zug, um sich gegen eine Wachstumsabschwächung zu stemmen. In den Empfehlungen des Rates der Europäischen Union fand sich unter Punkt 8 eine Aussage zur Fiskalpolitik. Diese ist allenfalls als sanfte Aufforderung zu verstehen, mehr Geld auszugeben, wenn das Land dadurch nicht in Konflikt mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt gerät und wenn es die wirtschaftlichen Perspektiven notwendig erscheinen lassen.

Für die 20-jährige Emission aus Belgien erwies sich das Umfeld als ausgezeichnet. Das Orderbuch für die letztlich 5 Milliarden Euro schwere Emission schwoll auf mehr als 27 Milliarden Euro an. Dass das Land seit den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr über keine gewählte Regierung verfügt und dass die Verschuldung gemessen an der Wirtschaftsleistung per Ende September 2019 immer noch über 100% lag, hatte offensichtlich keine Auswirkung auf die Nachfrage. Immerhin bot die neuen Anleihe auf Basis des Reoffer-Preises eine Rendite von 0,43%. Und positiven Renditen bleiben bei Staatsanleihen aus dem Euroraum eben ein rares Gut.

Die chinesische Administration bemüht sich weiterhin darum, die ökonomischen Auswirkungen der Ausbreitung der Virusinfektion in Grenzen zu halten. Gemäß informierter Kreise gäbe es Überlegungen, der besonders gebeutelten Luftfahrt unter die Arme zu greifen. Demnach gäbe es Überlegungen, Airlines zu fusionieren oder ihnen finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Vermutlich wird es in den kommenden tagen und Wochen weitere Überlegungen geben, wie die wirtschaftlichen Folgen abgemildert werden können - denn viele chinesische Unternehmen können ihre Mitarbeiter derzeit gar nicht oder nur teilweise bezahlen. Das dürfte dann direkte Auswirkungen auf den privaten Verbrauch haben.

Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel mit steigenden Aktienkursen, zulegenden US-Aktienfutures sowie kaum geänderten Notierungen der Treasuries deutet auf einen Anstieg der Renditen der Euroraum-Staatsanleihen hin. Die Renditen der Treasuries zogen nämlich nach Ende des Spothandels in Europa an, so dass ihre Pendants im Euroraum einen Teil dieser Bewegung am Mittwochmorgen nachholen dürften. Entsprechend sollten es mit den Renditen der Bonds aus den Kern- und Semi-Kernländern zu Handelsbeginn leicht nach oben gehen. Das lange Ende sollte etwas stärker zulegen als das kurze.

Das Highlight des Tages dürfte das Protokoll der letzten Tagung des FOMC sein. Vielleicht erhalten die Anleger mehr Details dazu, wie hoch die Hürde für Zinssenkungen sind. In seinen beiden Auftritten im Kongress zeigte sich der Notenbankchef zwar weitestgehend zufrieden mit robusten Zustand der USA. Er betone jedoch deutlich, dass den Notenbankern die Preisentwicklung Sorge bereite. Die Tür für Leitzinssenkungen ist also nicht geschlossen.

Konjunkturdaten

Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum sind am Mittwoch erneut rar gesät. Leistungsbilanzdaten für den Euroraum und Italien für den Dezember werden die Rentenmärkte kaum bewegen. Dafür werden in den USA reichlich neue Informationen veröffentlicht. Neben der Zahl der Baugenehmigungen und der Hausbaubeginne werden die Erzeugerpreisdaten veröffentlicht. Alle Informationen sind für den Januar.

Nach dem starken Anstieg der Baubeginne im Dezember soll es im Januar etwas ruhiger zugegangen sein. Die Daten sollen jedoch einmal mehr auf hohe Aktivität am Bau hin deuten. Gerade im Hinblick auf den privaten Verbrauch ist eine hohe Bauaktivität eine gute Nachricht, denn der Erwerb einer Immobilien zieht Folgeanschaffungen nach sich.

Sofern die US-Notenbanker nach weiteren Preisdaten suchen, die auf wenig Preisdruck hinweisen, werden sie bei den US-Erzeugerpreisen aus dem Januar fündig. Im Jahresvergleich sollen Gesamt- und Kernrate im Vergleich zum Dezember zwar zugelegt haben. Mit erwarteten 1,6% bzw. 1,3% ist die Preisentwicklung auf den Vorstufen gedämpft.

Außerdem werden sich Raphael Bostic, Thomas Barkin, Robert Kaplan, Loretta Mester und Neel Kashkari (letzten drei sind stimmberechtigt) äußern. Sofern sich alle fünf Notenbanker mit den wirtschaftlichen Perspektiven der USA - vielleicht auch nur am Rande - auseinander setzen sollten, gäbe es danach einen guten Überblick, wie groß der Konsens zum aktuellen geldpolitischen Kurs der Fed ist.

Primärmarkt

Am Mittwoch wird das portugiesische Schatzamt mit Geldmarktpapieren mit Laufzeiten von drei und elf Monaten mit einem Gesamtvolumen von 1,25 Milliarden Euro auf die Investoren zugehen. Fälligkeiten stehen dem zwar nicht gegenüber. Die Papiere werden jedoch auch ohne diese Unterstützung problemlos Abnehmer finden.

Lettland wird die Aufstockung einer bis 2025 laufenden Anleihe vornehmen. Das geplante Volumen ist mit 16 Millionen Euro gering. Das sieht bei Aufstockung der bis 2048 laufenden Bundesanleihe mit 1,25 Milliarden Euro schon etwas anders aus.

Da es am Mittwoch zu keinem ausgeprägtem Risk-off kommen dürfte, wird das Umfeld für die Platzierung wenig hilfreich sein. Die zu erwartende positive Platzierungsrendite dürfte ein stützender Faktor sein, auch wenn sie nur im einstelligen Basispunkte-Bereich liegen wird. Bei den letzten vier Aufstockungen dieser Laufzeit wurde zwar nur eine technische Unterdeckung verzeichnet. Das Platzierungsvolumen lag jedoch mit jeweils 1 Milliarde Euro 250 Millionen Euro unter dem für heute geplantem. Außerdem war der Bond bei den letzten Aufstockungen die 30-jährige Benchmark. Inzwischen wurde er von der neuen 2050-er Laufzeit abgelöst. Eine technische Unterdeckung ist also durchaus möglich.

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Kontakt Reporter: Dirk Gojny in Frankfurt dgojny2@bloomberg.net

Kontakt verantwortlicher Editor: Daniel Schaefer dschaefer36@bloomberg.net, Katrin Haertel

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