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Renten am Morgen: Letzte Chance zum BTP-Schwenk vor Wahlen

(Bloomberg) -- Die Bondkurse aus dem Euroraum haben am Donnerstag letztlich kaum verändert zum Vortag geschlossen. Die zeitweise etwas höhere Risikoaversion sowie die überwiegend enttäuschend ausgefallenen US-Wirtschaftsdaten zogen die Renditen der Treasuries nach unten. In ihrem Fahrwasser erholten die Bondkurse aus dem Euroraum und bauten ihre Verluste ab.

Anleihen von der iberischen Halbinsel konnten sich bis zum Handelsschluss nicht ganz von der Platzierung der spanischen Aufstockungen, die vor allem am langen Ende der Zinskurve vorgenommen wurden, erholen. Derweil zeigten die italienischen Staatspapiere eine leichte Outperformance, sowohl gegenüber ihren Peers als auch den Kernlandbonds.

Heute ist die letzte Gelegenheit für BTP-Investoren, sich vor den Regionalwahlen am Sonntag und Montag noch einmal neu zu positionieren. Im Vergleich zu den letzten Regional- oder auch Parlamentswahlen scheinen die Anleger sehr zuversichtlich zu sein, dass es keine Änderungen in der politischen Landschaft nach den Regionalwahlen und keine intensiven Diskussionen innerhalb der Regierung über den künftigen politischen Kurs geben wird.

Die Spreads und Renditen der BTPs waren in den vergangenen Wochen stabil. Dabei könnten Machtverschiebungen in den Regionen zugunsten einer rechtsgerichteten Allianz die Diskussionen innerhalb der Regierungskoalition um den politischen Kurs wieder anfachen.

In den USA können die Notenbanker weiter auf die eingeforderte fiskalische Unterstützung warten. Obwohl der Druck aus den eigenen Reihen auf die demokratische Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, wächst, über ein angepasstes Konjunkturpaket abstimmen zu lassen, sieht es zurzeit nicht nach Fortschritten aus.

Spitzenvertreter der Demokraten wollen erst wieder abstimmen lassen, wenn ein Kompromiss mit den Repubilkanern erreichbar ist. Dieser zeichnet sich trotz der Unterstützung des US-Präsidenten für ein finanziell großvolumiges Paket nicht ab. Die Hängepartie wird die Treasury-Kurse weiterhin stützen, zumal sie dazu beitragen wird, dass die USA vorerst weniger neuen Bonds emittieren werden, als bislang geplant. Bei den letzten Emissionsplanungen war davon ausgegangen worden, dass das Fiskalpaket eine Billion Dollar umfassen wird.

Die Staatsanleihen aus dem Euroraum dürften kaum geändert in den Freitag starten. Die Informationen zur geplanten Neuverschuldung der Bundesrepublik in den kommenden Jahren dürften kaum eine Rolle spielen. Bisher war die Refinanzierung kein Problem. Und mit den vorhandenen unterstützenden Mechnismen wird sich das kaum ändern.

Treasuries konnten vom langen Ende der Zinskurve her geringfügige Renditerückgänge verbuchen. Die Renditen waren in den letzten Handelsstunden in den USA jedoch mit der Erholungsbewegung der Aktien angezogen.

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Die Kurse der Staatspapiere von der iberischen Halbinsel dürften nach ihrer Underperformance vom Donnerstag am Freitag wieder zulegen. Rendite ist weiterhin gefragt. Bei den italienischen Bonds ist es wahrscheinlich, dass die Investoren doch zur Vorsicht neigen. Sie sollten heute schlechter abschneiden als ihre Peers. Möglicherweise werden doch noch einige Investoren wegen des Ausgangs der Regionalen nervös und nehmen Gewinne mit.

Bei den Auftritten von Luis de Guindos, Pablo Hernández de Cos sowie Isabel Schnabel werden die Investoren erneut an Einordnungen der Währungs- und Inflationsentwicklung interesseiert sein. Nachdem der finnische Notenbankvertreter am Donnerstag darauf hingewiesen hat, dass der Strategieschwenk der Fed Auswirkungen auf die EZB haben werde, werden die Anleger an einer Konkretisierung dieser Aussagen interessiert sein. Auch danach werden die Äußerungen insbesondere der EZB-Direktoriumsmitglieder durchsucht werden.

Konjunkturdaten

Erneut werden die Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum keine Rolle für die Bewegung der Bondmärkte spielen. Am ehesten dürfte die Schnellschätzung für den Indikator der Universität Michigan am späten Nachmittag Einfluss auf die Treasury-Kurse ausüben.

Gemäß der Schätzungen soll sich die Konsumentenstimmung im September nur leicht verbessert haben. Es wird eine Aufhellung der Lagebeureilung bei gleichzeitiger Verschlechterung der Perspektiven erwartet. Das dürfte Ergebnis der weiterhin angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt sowie dem Ausbleiben zusätzlicher fiskalischer Unterstützung geschuldet sein. Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten vom Donnerstag zeigten, dass der Aufbau von neunen Arbeitsplätzen an Schwung verliert. Ein enttäuschend ausfallender Uni Michigan Indikator sollte den Treasury-Kursen etwas Auftrieb vor dem Wochenende geben.

Von den Auftritten der US-Notenbanker James Bullard, Raphael Bostic und Neel Kashkari (stimmberechtigt) ist jener von Kashkari am interessantesten. Er stimmte gegen die Zinsentscheidung am vergangenen Mittwoch, weil er für die Inflationsmessung die Kerninflationsrate heranziehen möchte.

Sein Präsentationsthema zielt zwar nicht auf die Fed-Strategie ab. Vielleicht wird es im Rahmen der Präsentation oder der Frage- und Antwortrunde doch noch Informationen geben, wie der Stand hinsichtlich Strategieschwenk innerhalb der Fed aussieht.

Primärmarkt

In Italien findet eine Austauschauktion statt. Gegen die bis März 2032 laufende Anleihe können vier Anleihen eingetauscht werden. Dabei handelt es sich um zwei Kuponbonds und einen Zero, die zwischen März und November 2021 fällig werden sowie um einen Ende Dezember 2022 zurückzuzahlenden Floater. Mit der Austauschauktion würden also insbesondere Fälligkeiten in 2021 weiter nach hinten verschoben. Das gesamte Volumen, das umgetauscht werden kann, beträgt maximal 2 Milliarden Euro.

Bonitätseinschätzungen

Am Abend sollen die Ergebnisse der Überprüfungen der Bonitätseinschätzungen von Belgien durch S&P Global, von Spanien ebenfalls geprüft durch S&P Global sowie zusätzlich durch Moody’s sowie Portugal überprüft durch DBRS Morningstar veröffentlicht werden. Dazu will Moody’s eine Einschätzung zur Europäischen Union bekanntgeben.

Mit Änderungen einer Rating-Einstufung ist nicht zu rechnen, da alle Ausblicke auf die Bonitätsnoten auf stabil stehen. Anpassungen könnte es allenfalls bei den Ausblicken geben, was zu diesem Zeitpunkt eher unwahrscheinlich ist. Die Bonitätswächter beurteilten die geplanten Einführung des Aufbaufonds positiv für die Kreditwürdigkeit in der Europäischen Union und hielten sich seit dem mit Änderungen der Bonitätseinschätzungen zurück.

Am meisten Aufmerksamkeit dürfte der Beurteilung von Spanien zu Teil werden. Das Land steht aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Parlament sowie der harten Wachstumseinschnitte, zu denen die Wirtschaftskrise führte, vor sehr schwierigen Haushaltsplanungen für das kommende Jahr. Moody’s sowie S&P Global könnten ein paar Hinweise gebe, wie sie die Budgetplanungen für 2021 sehen und unter welchen Umständen daraus Konsequenzen für die Bonitätsnote entstehen.

Zudem führen die Wirtschaftskrise sowie die Mehrausgaben zu einem starken Anstieg der Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Gemäß einem Research vom Donnerstag erwartet Ralph Solveen von der Commerzbank, dass Spaniens Verschuldung auf über 120% in 2020 anspringen werde. Im kommenden Jahr rechnet er mit einem leichten Rückgang auf 117%.

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