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Renten am Morgen: Nachsitzende Eurogruppe vor Kreis-Quadratur

(Bloomberg) -- Mit der Abnahme der Risikoaversion der Investoren im Verlauf des Mittwochs haben die Staatspapiere aus den Kernländern und vor allem Treasuries ihre anfänglichen Kursgewinne abgegeben bzw. ihre Kursverluste ausgebaut.

Die italienischen Staatsanleihen, die gestern zu Handelsbeginn noch unter massiven Abgabedruck geraten waren, grenzten ihre Verluste im Tagesverlauf deutlich ein. Möglicherweise war auch die Notenbank wieder mit Käufen aktiv, um die Bewegung abzumildern. Ohne dass jedoch eine Aufschlüsselung der PEPP-Käufe nach einzelnen Ländern bei dem wöchentlichen Ausweis der Ankäufe gibt, bleibt es unklar, was tatsächlich angekauft wurde.

Nur das kurze Ende verzeichnete noch einen nahezu zweistelligen Renditeanstieg, der jedoch deutlich unter dem Spitzenwert vom gestrigen Handelstag lag.

Die Spreadausweitung am kurzen Ende der Kurve von italienischen zu deutschen Staatsanleihen zeigt, dass sich die Anleger wohl vermehrt Sorgen über die Bonität Italiens machen. Sie bewerten die Schuldentragfähigkeit und damit das Kreditrisiko des Landes neu. Ähnliches lässt sich in den Spreads bei Spanien und Portugal ablesen.

Diese Neubewertung dürfte auch vor dem Hintergrund der fehlenden Einigung der Eurogruppe auf eine gemeinsame Antwort zur Bewältigung der Pandemie-Folgen zu betrachten sein. Daher kommt dem Nachsitzen der Eurogruppe, das heute um 17 Uhr beginnt, für die Zukunft des Euroraums große Bedeutung zu.

Einige Beteiligte wie beispielsweise der französische oder der deutsche Finanzminister gaben sich nach der Marathonsitzung vom Dienstag/Mittwoch optimistisch, dass während der heutigen Videokonferenz eine Einigung erzielt werden könne. Unklar bleibt dabei jedoch, ob auch das Thema gemeinsame Emission von Eurobonds mit gesamtschuldnerischer Haftung aller Euroländer vor einem Durchbruch steht.

Der von Frankreich präferierte Wiederaufbaufonds soll durch solche Anleihen befristet refinanziert werden. Zudem scheint die italienische Seite weiterhin auf dem Eurobond zu beharren. Italiens Ministerpräsident, Giuseppe Conte, warb erneut für Eurobonds, diesmal in der Bild-Zeitung.

Insgesamt sind also weder ein Scheitern der Gespräche noch eine wie auch immer ausgestaltete gemeinschaftliche Haftung nicht vom Tisch. Letzteres stände jedoch im Widerspruch zur No-Bailout-Kausel des Vertrages zur Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Außerdem dürften einige der Beschlüsse, die die Eurogruppe heute vielleicht fasst, unter parlamentarischem Vorbehalt stehen. Sollte das Pendel in Richtung Lastenteilung ausschlagen, werden die Renditen der Kernlandbonds tendenziell steigen, die der Peripherie sinken.

Außerdem wird heute die Zusammenfassung der letzten beiden EZB-Tagungen vorgestellt. Das dürfte Rechtfertigungen für die außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank enthalten. Außerdem dürfte betont werden, dass man noch nachlegen kann. Vielleicht gibt es auch ein Begründung, warum für das PEPP anderen Transparenzkriterien gewählt wurden als für das PSPP.

Während die Aktienmärkte in Asien überwiegend etwas zulegen, schwanken die US-Aktienfutures um ihren Vortagsschluss. Allerdings lagen die europäischen Futures im Plus. Schließlich gibt es gegenüber den USA noch etwas Aufholpotenzial. Die Kurse der Treasuries können trotz guten Stimmung an den Aktienmärkten im asiatischen Handel etwas gewinnen.

Insgesamt sind die Vorgaben für den Handelsauftakt mit europäischen Staatsanleihen durchwachsen. Zu Beginn dürften die Bondkurse der Kernländer ganz leicht zulegen, während die Perihperie sich kaum verändert zeigen dürfte.

Im Laufe des Tages werden die Spekulationen über den Ausgang des Eurigruppentreffens dann das Zepter an den Bondmärkte im Euroraum übernehmen. Tendenziell dürfte es vor Ostern jedoch ruhig zugehen, da letztlich unklar ist, ob und wenn ja auf was sich die Eurogruppe an gemeinsamen Maßnahmen verständigen kann, wie die Lastenteilung aussehen wird und welche Zusicherungen es von den schwächeren Euroländern geben wird, sich an die Spielregeln zuhalten.

Die BTP-Kurve dürfte zumindest am Vormittag aufgrund der Anleiheaufstockungen tendenziell unter Abgabedruck stehen. Zudem könnte die Meldung von La Stampa, wonach der Lockdown um weitere zwei Wochen verlängert werden könnte, die Renditen steigen lassen. Die spanische Regierung will den Stillstand ebenfalls verlängern, bis Ende April. Dem dürften sich die Bonds von der iberischen Halbinsel nicht völlig entziehen können. Nach Abschluss der Platzierungen sollte sich der Kursdruck jedoch wieder abnehmen.

Konjunkturdaten

Wirtschaftsdaten wie deutscher Außenhandel oder italienische Industrie werden für den Februar veröffentlicht. Diese Informationen werden keinen Einfluss auf die Renditentwicklung nehmen, da sie durch die Realität überholt sind.

Die italienischen Daten könnten aber dennoch einen Blick wert zeigen. Gemäß der Konsensprognose soll die Produktion im Vergleich zum Vorjahr erneut rückläufig ausgefallen sein. Die italienische Wirtschaft dürfte sich auch ohne Pandemie-Konsequenzen im ersten Quartal in einer sehr fragilen Verfassung befunden haben.

In den USA werden Donnerstag und Freitag Preisdaten veröffentlicht. Den Erzeugerpreisen heute dürfte wenig Bedeutung beigemessen werden. Der Fokus wird sich vielmehr auf die morgigen Konsumentenpreise richten.

Durch den starken Ölpreisverfall dürfte der US-Preisauftrieb gering sein. Sollte der Preisanstieg auf ohne Berücksichtigung von Energie- und Nahrungsmillelpreisen im März schwach ausgefallen sein, dürfte das Deflationssorgen schüren.

Daher kommt auch dem Indikator der Uni Michigan für den April, der am Donnerstag veröffentlicht wird, große Bedeutung zu. Die Konsumentenstimmung soll laut Prognose mit 75 Punkten auf den niedrigsten Wert Oktober 2013 eingebrochen sein. Sollte sich die Stimmung noch stärker verschlechtert haben, dürften die Treasuries mit Kursgewinnen reagieren.

Außerdem wird der Auftritt des US-Notenbankchefs, Jerome Powell, zu beachten sein. Er wird einen aktualisierten Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung geben. Das könnte die Treasuries insbesondere dann bewegen, wenn er Zweifel an einer V-förmigen Erholung der US-Wirtschaftsaktivität anmelden sollte.

Primärmarkt

Vor den Osterfeiertagen wird das italienische Schatzamt den Kapitalmarkt mit drei Aufstockungen der aktuellen Benchmarks mit Laufzeiten von drei, sieben und 15 Jahren sowie einem ‘Off the run’-Bond mit einer Restlaufzeit von 24 Jahren - Fälligkeit 1. September 2044 - anzapfen. Die Emissionen sollen jeweils bis zu 4,5, 3, 1,25 und 0,75 Milliarden Euro in die italienische Staatskasse spülen.

Insgesamt beträgt das Platzierungsvolumen bis zu 9,5 Milliarden Euro, was nicht durch Fälligkeiten unterstützt wird. Entsprechend dürfte es vor dem langen Wochenende vor der Platzierung weiteren Abgabedruck auf die BTP-Kurse über die gesamte Kurve geben.

Bonitätseinschätzungen (Freitag)

Trotz des Feiertags am Freitag plant Fitch, eine Aktualisierung der Bonitätseinschätzung über Lettland zu veröffentlichen. Das Rating ist derzeit mit einem stabilen Ausblick versehen, so dass keine Änderung der Bonitätsnote zu erwarten ist. Nichtsdestoweniger sind Hinweise, in welchem Fall ein Downgrade aufgrund der neuen fiskalischen Situation droht, immer von Interesse für die Investoren.

MEHR: Der Tag mit Bloomberg: Hoffen und Bangen vor Eurogruppe, OPEC+

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