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Renten am Morgen: Peripherie gestützt, US-Arbeitsmarkt im Blick

(Bloomberg) -- Die Staatspapiere aus dem Euroraum und den USA haben am Mittwoch Kursverluste verzeichnet. Dabei litten die Bonds der europäischen Kernländer etwas stärker als diejenigen der Peripherie. Letztere konnten ihre Outperformance fortsetzen.

Trotz der Kursverluste dürfte Carry weiterhin gesucht sein. Die Anleger werden sich schwer tun, ohne neue externe Ereignisse, die sie beispielsweise an der Schuldentragfähigkeit zweifeln lassen, Peripheriebonds in großem Umfang zu verkaufen.

Die Kernlandbonds konnten sich der Abnahme der Risikoaversion nicht völlig entziehen. Außerdem schürte am späteren Nachmittag der ISM für das Dienstleistungsgewerbe Konjunkturoptimismus. Und ganz ohne Wirkung blieben die Emissionpläne des US-Treasuries für die kommenden drei Monate auf die Kernlandbonds ebenfalls nicht. Die Pläne sorgten für zusätzliche Kursverluste und eine leichte Versteilung der Kernlandzinskurven.

Dabei ist zu beachten, dass bei den Planungen von einem weiteren Konjunkturprogramm in Höhe von 1 Billion Dollar ausgegangen wird. Die Demokraten verabschiedeten im Repräsentantenhaus jedoch ein Programm mit einem Umfang von 3,5 Billionen Dollar. Es könnte also noch mehr Volumen auf die Kapitalmärkte zukommen.

Dabei können die Investoren bei Treasuries - ähnlich wie bei Staatsanleihen aus dem Euroraum - davon ausgehen, dass die Notenbank einen zu starken Anstieg der Renditen durch eine Steigerung der Ankäufe an Anleihen unterbinden kann und vermutlich auch wird.

Die Aussagen von Mark Meadows, Stabschef im Weißen Haus, zu den Verhandlungen zwischen den Demokraten und Republikanern über das nächste Konjunkturpaket verheißen nicht Gutes. Seiner Einschätzung nach liegen beide Parteien “Billionen von Dollar auseinander”. Ob diese Aussagen eine Verhandlungstaktik sind, um die Demokraten unter Druck zu setzen, damit man sich doch noch bis zum Ende der Woche auf einen Kompromiss verständigt oder ob es den Tatsachen entspricht, lässt sich nicht so recht feststellen.

An den Finanzmärkten scheint man jedoch nach wie vor an ein nächstes Konjunkturpaket zu glauben - und sei es durch eine Order des US-Präsidenten zumindest die zusätzliche Arbeitslosenunterstützung weiter zu zahlen.

Vielleicht wird der Druck am Freitag nach Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts höher, sich zumindest auf diesen Teil des Pakets zu verständigen. Die Präsidentin der Cleveland-Fed, Loretta Mester (stimmberechtigt), machte sich jedenfalls für eine fiskalische Unterstützung der Geldpolitik stark.

Impulse für die Renditeentwicklung der Staatsanleihen aus dem Euroraum, die auch hierzulande kreiert werden, sind erneut Mangelware. Der Blick richtet sich weiterhin vor allem auf die Entwicklungen in den USA.

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Die Papiere aus den Kernländern sollten mit geringfügigen Kursgewinnen in den Donnerstag starten. Die Peripherie dürfte ihre Outperformance fortsetzen.

Konjunkturdaten

Die Daten des VDMA vom Mittwoch machten deutlich, dass es um die Auftragseingänge der deutschen Industrie nicht sonderlich gut bestellt ist. Im Monatsvergleich setzte sich die Erholung im Juni zwar stärker als erwartet fort. Im Jahresvergleich bleibt jedoch ein sehr dickes Minus stehen.

Ähnlich sieht es mit den Daten zur Industrieproduktion in Italien aus. Im Monatsvergleich soll es zwar aufwärts gehen. Vom Vorjahresniveau ist die Produktion jedoch noch sehr weit entfernt. Die Unternehmen bleiben auf die Unterstützung durch die EZB über niedrigen Zinsen und fiskalische Maßnahmen angewiesen.

Bei den US-Daten liegt der Fokus auf den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und der Zahl registrierter Arbeitsloser. Es werden im Vergleich zur Vorwoche etwas niedrigere Werte erwartet. Bei der Zahl registrierter Arbeitsloser ist jedoch zu berücksichtigen, dass sie eine Zeitverzögerung von zwei Wochen aufweisen und zu dem Zeitpunkt stieg die Zahl der Erstanträge, wenn auch nur leicht.

Der Arbeitsmarkt leidet weiterhin unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Sollte deutlich mehr Erstanträge eingegangen sein und die Zahl registrierter Arbeitsloser nicht nennenswert sinken, dürften die Treasury-Kurse zulegen.

Außerdem wird der Präsident der Dallas Fed, Robert Kaplan (stimmberechtigt), zu den wirtschaftlichen Perspektiven der USA Aussagen treffen. Neue oder zusätzliche Erkenntnisse dürfte es für die Investoren nicht geben.

Primärmarkt

Am Donnerstag werden sowohl Frankreich als auch Spanien am Kapitalmarkt mit Aufstockungen aktiv. Frankreich will insgesamt bis zu 9 Milliarden Euro mit Laufzeiten April 2029, Mai 2030, 2031 und 2050 einwerben. Es wird also nur an das lange Ende der Zinskurve gegangen. Die Bonds dürften sich nur mit Renditezugeständnissen an die Anleger bringen lassen, zumal es keine Fälligkeiten gibt

Zu den französischen Emissionen wird die Erhöhung der umlaufenden Volumina von bis zu 4,5 Milliarden Euro mit Kuponanleihen und bis zu 0,75 Milliarden Euro mit einem Linker durch das spanische Tesoro hinzu kommen. Das spanische Schatzamt wird dabei Anleihen mit Fälligkeiten im April 2023. Juli 2027 und Oktober 2020 emittieren. Der Linker läuft bis November 2027.

Die Platzierung dürfte ebenfalls nicht ganz ohne Zugeständnisse im Vorfeld der Transaktionen möglich sein. Allerdings dürfte die Carry verlockend sein, so dass sich die Situation nach Abschluss der Transaktionen normalisieren und die Bonds zu ihren Peers aufschließen sollten.

Obwohl die Daten zur US-Refinanzierung für die nächsten drei Monate kaum Überraschungen bereit hielt, kamen die Treasury-Kurse insbesondere am langen Ende der Kurve nach Veröffentlichung der Daten unter Druck. Erhöht werden die Platzierungsvolumina über alle Laufzeiten, auch am langen Ende, was zu einer Versteilerung der US-Zinskurve führte. Das kurze Ende reagierte hingegen kaum, weil es durch die Fed Funds auf niedrigem Niveau fest verankert ist.

Das Treasury wird am Geldmarkt 65 Milliarden Dollar mit Laufzeiten zwischen vier und acht Wochen platzieren. Das Volumen entspricht demjenigen der letzten Auktionen. Die Nachfrage nach den T-Bills wird ausreichend sein.

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