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Renten am Morgen: PMIs liefern erste Antwort auf Viruseinfluss

(Bloomberg) -- Am Donnerstag haben die Kurse der Staatsanleihen und der Treasuries teils deutlich zulegen können. Die zunehmende Ausbreitung der Virusinfektion im asiatischen Raum ließ die Sorgen vor den negativen ökonomischen Folgen erneut größer werden. Selbst der unerwartet starke Anstieg des Phily-Fed-Indikators konnte den Renditerutsch nicht unterbrechen. Die Folge waren Fluchtbewegungen in Rendite und Sicherheit.

Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf Rendite, da die Renditerückgänge der Bonds aus den Semi-Kernländern und der Peripherie am langen Ende besonders deutlich ausfielen. Die Kurven wurden insgesamt erheblich flacher.

So sank die Rendite der portugiesischen Staatsanleihe mit Laufzeit 2045 - die aktuell als 30-jährige Benchmark geführt wird - unter 1%. Das Pendant aus Spanien, ein Bond mit Laufzeit 2048, notierte nur noch leicht über der 1%-Marke. Außerdem nähern sich die Renditen der 10-jährigen Papiere aus beiden Ländern bereits wieder der 0% an, auch wenn dieser Wert noch etwas mehr als 20 Basispunkte entfernt ist. Zugleich sieht es nun danach aus, als ob sich die Rendite der 10-jährigen Bunds unter -0,4% festsetzen können.

Außerdem reduzierten sich die Swapspreads am langen Ende weiter. Investoren mit langen Passivseiten dürften nach dem jüngsten Renditerutsch möglicherweise gezwungen sein, entsprechende Durationsanpassungen auf der ihren Aktivseiten durchzuführen. Das könnte sowohl den Rückgang der Swapspreads als auch der Renditen am langen Ende insbesondere aus den Semi-Kernländern und der Peripherie noch einmal beschleunigen, weil es hier noch vergleichsweise hohe positive Renditen gibt und die Kurven deutlich steiler sind als bei den Kernländern.

Die Vorgaben für den Handelsauftakt mit Staatsanleihen aus dem Euroraum stehen auf eine Fortsetzung des Risk-off vom Donnerstag. Die Rendite der 10-jährigen Treasuries ist im asiatischen Handel unter 1,5% gefallen.

Ob das Überwinden der Marke nachhaltig wird, dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie sich die Fed positioniert. Bislang machten die Notenbanker keine Anstalten, ihren geldpolitischen Kurs in Richtung weiterer Lockerungsmaßnahmen zu ändern. Gründe dafür gibt es derzeit dafür trotz der ökonomischen Risiken aus einer Abkühlung der wirtschaftlichen Dynamik in Asien auch nicht.

Schließlich zeigten einige jüngst veröffentlichten Indikatoren wie der Empire Manufacturing Index oder der Phily Fed keine Zeichen von Schwäche. Vielmehr sieht es bei einem Vergleich der Daten aus den USA und dem Euroraum vom aktuellen Rand danach aus, als ob sich die ökonomische Schere zwischen beiden Regionen zunehmend öffnet. Da sich heute mit Robert Kaplan, Loretta Mester, Lael Brainard und Richard Clarida vier stimmberechtigte Fed-Vertreter äußern, könnte es weitere informationen darüber geben, unter welchen Umständen die US-Notenbanker bereits sind, die Geldpolitik zu lockern.

Die Staatsanleichen aus dem Euroraum dürften mit Kursgewinnen in den Tag starten. Besonders gesucht wird erst einmal wieder Semi-Kern und die Peripherie sein, denn der Fokus der Investoren wird auf Rendite liegen. Außerdem dürften die Anleger letztlich doch auf ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank setzen, wenn sich die wirtschaftlichen Perspektiven des Euroraum massiv verschlechtern sollten.

Konjunkturdaten

Die Schnellschätzungen der Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Frankreich und den Euroraum für das verarbeitende und das Dienstleistungssektor für den Februar sind die Daten, denen die Anleger in Europa entgegen fiebern. Schließlich sollen sie einen ersten Einblick darüber geben, wie stark die ökonomischen Probleme in China bereits auf die Stimmung in Europa geschlagen sind.

Sollten die Prognosen der von Bloomberg befragten Volkswirte eintreten, wäre Entspannung angebracht. Zwar sollen die Indikatorwerte, mit Ausnahme für den französischen Servicesektor, allesamt im Vergleich zum Vormonat zurückgehen. Die Rückgänge sollen jedoch überschaubar ausfallen. In Anbetracht der Sorgen, die die Entwicklung in China den Investoren insbesondere mit Blick auf die rückläufigen Renditen bereitet, wären etwas rückläufige Stimmungsindikatoren ein gute Nachricht.

Schließlich würde das signalisieren, dass die Einschläge in der Wirtschaft hierzulande vielleicht doch nicht so stark ausfallen, wie es befürchtet wird. Die Vorsicht dürfte jedoch auch bei guten Nachrichten überwiegen, da das gesamte Ausmaß der Auswirkungen auf die Produktions- und Nachfrageprobleme in China/Asien noch nicht sichtbar sind.

Daher sollte es auf die Einkaufsmanagerdaten asymmetrische Reaktionen an den Bondmärkten geben. Sollten die Daten ähnlich oder besser als die Prognosen ausfallen dürfte der Renditeanstieg deutlich stärker ausfallen als ein Rückgang bei schwachen Daten. Schwache Daten würden jedoch die Spreadkompression von Semi-Kern- und Peripherieanleihen gegen Bunds & Co beschleunigen. Dann ginge es vor allem Jagd nach Rendite.

Die Daten zu den Auftragseingängen der italienischen Industrie im Dezember dürften zwar wegen der Einkaufsmanagerdaten weitgehend unbeachtet bleiben. Sollte sich ihr Wert jedoch nicht nachhaltig verbesseren, droht der italienischen Industrie ein schwacher Start in 2020.

Außerdem stehen die endgültigen Konsumentenpreisdaten für den Januar auf der Agenda. Überraschungen sind unwahrscheinlich. Allerdings wäre es bei Bestätigung der Schnellschätzung amtlich, dass Linker emittiert von Euroländern eine hohe negative Carry im März verdauen müssten.

Die vorläufigen US-Einkaufsmanagerindizes für den Februar sind ebenfalls von Interesse. Die regionalen Fed-Indikatoren, die die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe messen, zeigten keine Zeichen von Ansteckung durch die ökonomischen Risiken in Asien. Sollte das bei den überregionalen PMIs ebenfalls der Fall sein. so dürften die wirtschaftlichen Kräfte in den USA und Europa auseinander driften - mit Vorteil für die USA.

Außerdem wird es neue Informationen zum Immobilienmarkt geben. Die Zahl verkaufter Bestandsimmobilien soll im Januar auf hohem Niveau verharrt haben.

Bonitätseinschätzungen

Die Liste mit Ländern aus dem Euroraum, über die eine aktualisierte Einschätzung der Bonitätseinschätzung veröffentlicht werden soll, ist mit vier überschaubar. DBRS will sich mit Slowenien auseinander zu setzen. Moody’s plant, eine Aktualisierung der Einschätzung der Kreditwürdigkeit Frankreichs zu veröffentlichen. Die Planungen von S&P Global sehen vor, dass es Neuigkeiten zu den beiden Balten, Lettland und Litauen, geben wird.

Die Ratingausblicke von Frankreich und Slowenien sind jeweils mit positiven Ausblicken versehen. Im Fall Sloweniens steht die Bonitätseinschätzung seit dem 30. August 2019. Eine Anhebung der Ratingnote am Freitagabend ist aufgrund des kurzen zeitlichen Abstands zu Anhebung des Ausblicks unwahrscheinlich. Aufgrund der mit 14 Milliarden Euro geringen Größe des slowenischen Bondmarktes dürfte eine Heraufstufung überschaubare Auswirkungen haben.

Die aktuelle Bonitätseinstufung von Moody’s für Frankreich liegt zwar bereits bei Aa2u. Eine Heraufstufung würde dabei unterstützen, zu dem sichersten Asset im Euroraum - Bunds - aufzuschließen. Schließlich zeichnet sich auch der OAT-Markt durch Tiefe und Breite aus. Das Land verfügt bei Moody’s bereits seit 4. Mai 2018 über einen positiven Ausblick, so dass ausreichend Zeit für ein Upgrade vergangen wäre.

Dem dürfte jedoch gegenüber stehen, wie unter anderem die Strukturreformen, die fiskalischen Perspektiven sowie die Entwicklung der Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt von der Rating-Agentur eingeschätzt werden. Letztere wurde trotz guter Wachstumsbedingungen nach Ende der Finanzkrise nicht nachhaltig abgebaut. Es ist also durchaus möglich, dass der Bonitätswächter aufgrund mangelnder Fortschritte den Ausblick aus “stabil” senkt.

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Kontakt Reporter: Dirk Gojny in Frankfurt dgojny2@bloomberg.net

Kontakt verantwortlicher Editor: Daniel Schaefer dschaefer36@bloomberg.net, Alexander Kell

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