Renten am Morgen: Risikofreude, doch Bondanleger vorsichtig

(Bloomberg) -- Einen Teil ihrer Kursgewinne haben die Staatsanleihen aus dem Euroraum am Montag bis zum Handelsschluss retten können. Innerhalb der Kernanleihen gab es eine geringfügige Underperformance der Bunds.

Ohne geldpolitische Unterstützung durch Zinssenkungsphantasie oder einen Run in Sicherheit bleibt es schwierig, Renditen für 10-jährigen Bundesanleihen deutlich unterhalb des Einlagensatzes zu rechtfertigen.

Am langen Ende der Zinskurve konnten die Anleihen von der iberischen Halbinsel eine geringfügige Outperformance gegenüber den Kernländern erzielen. Die Rendite der aktuellen portugiesischen 30-jährigen Benchmark - Laufzeit 2045 - verharrte unter 1%.

Der positive Einfluss der Anleiheankäufe sowie des Wiederaufbaufonds überwiegen die Risiken aus deutlicher Ausweitung des Haushaltsdefizit und der Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Ohne dauerhaft niedrige Zinsbelastung bekämen viele Euroländer, nicht nur diejenigen aus der Peripherie, ein erhebliches Problem mit ihrer Verschuldungssituation. Zudem ist wohl davon auszugehen, dass die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auch im Jahr 2021 deutlich zu spüren sein werden, was eher gegen eine schnelle Rückkehr zu eine Politik der Konsolidierung der Haushalte spricht.

Immerhin konnte sich das System europäischer Zentralbanken mit dem Ankauf von Papiere im Rahmen des PSPP und des PEPP in der Vorwoche erneut zurückhalten.

Insgesamt wurden in beiden Programmen zusammen Anleihen mit einem Umfang von rund 19,1 Milliarden Euro angekauft. Auf das PEPP entfielen dabei 13,8 Milliarden Euro, was der niedrigste Wert seit Auflage des Programm ist. Überschaubare Emissiontätigkeit sowie stabile Renditen und Spreads dürften die Begründung für die geringer Aktivitiät sein.

Am Dienstagmorgen dürfte es zum Handelsstart Kurseinbußen bei den Staatsanleihen aus dem Kernländern geben, da die Risikofreude der Anleger im asiatischen Handel zunahm. Die US- oder europäischen Aktienfutures konnten ebenfalls zulegen.

Der Tag mit Bloomberg: Asienbörse fest, Europafutures freundlich

Die Anleger scheinen nach wie vor die schwelenden politischen Spannungen zwischen den USA und China sowie die erneut aufbrechenden Handelsrestriktionen zu ignorieren, sondern auf einen schnell wirtschaftlichen Aufschwung zu setzen. Zudem bleibt offen, wann die Gespräche über das US-Konjunkturpaket zwischen Demokraten und Republikanern wieder aufgenommen werden.

Deutsche Bundesanleihen dürften erneut zu einer Underperformance innerhalb der Kernlandgruppe neigen. Stabil sollten sich dagegen die Peripherie und auch Semi-Kern zeigen. Carry dürfte einmal mehr gesucht sein, so dass sich die Spreads der Peripheriebonds gegen die Kernlandanleihen tendenziell einengen dürften.

Konjunkturdaten

Mit dem ZEW-Indikator steht am Dienstag immerhin eine Information an, die etwas Bewegung in die Renditen bringen kann. Die von Bloomberg befragten Volkswirte erwarten eine leichte Eintrübung der Komponente, die die Erwartungen misst, während die Lage-Komponente anziehen soll. Die Reaktionen auf den Indikatoren sollten sich an den Rentenmärkten in engen Grenzen halten, sofern die Erwartungskomponente sich nicht nennenswert abschwächt.

Aus den USA werden der NFIB-Indikator, der die Stimmung bei kleinen Unternehmen misst, sowie die Erzeugerpreise für den Juli gemeldet. Die Prognosen für letztere verheißen nichts Gutes: Keine Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahr. Die Unternehmen sind kaum in der Lage, Preise zu erhöhen, was nicht für eine starke Wirtschaftsdynamik spricht.

Die Inflationserwartungen gemessen mit dem 5-Jahre, 5-Jahre Inflations Forward Swap erreichten dagegen nahezu das Niveau, das vor dem Ausbruch der Pandemie zu verzeichnen war. Die Anleger sehen also durchaus wieder steigenden Inflationserwartungen, was sich in den Nominalrenditen bislang jedoch nicht widerspiegelt. Sie verharren am kurzen Ende dank der Verankerung der US-Leitzinsen auf niedrigem Niveau. Am langen Ende kann die Fed durch ihre Anleihekäufe für eine Stabilisierung der Renditen sorgen. Entsprechend deutlich sind auch die Realrenditen im negativen Bereich.

Heute äußern sich mit Mary Daly und Thomas Barkin (beide nicht stimmberechtigt) zwei US-Notenbanker. Sofern sie sich im Rahmen ihrer Auftritte mit den wirtschaftlichen Perspektiven der USA beschäftigen, wird die fiskalische Unterstützung der Geldpolitik wahrschscheinlich deutlich eingefordert werden.

Primärmarkt

Belgien und Spanien werden den Anlegern Geldmarktpapiere anbieten. Das belgische Schatzamt will bis zu 2,4 Milliarden Euro mit Papieren mit Laufzeiten von drei und eld Monaten einsammeln. Aus Spanien kommen zusätzliche bis zu 6,5 Milliarden Euro hinzu. Diese Schätze haben Laufzeiten von sechs und zwölf Monaten. Immerhin werden am Donnerstag spaninische Geldmarktpapiere in Höhe von rund 7 Milliarden Euro fällig. Das allein dürfte für ausreichend Nachfrage nach den Kurzläufern sorgen.

Außerdem wird der ESM den Geldmarkt mit Papieren mit zwölf Monaten Laufzeiten in einem Umfang von bis zu 1,5 Milliarden Euro anzapfen.

In den USA geht die Rekordrefinanzierung am Kapitalmarkt durch das Treasury in die erste Runde. Dienstag werden den Investoren 48 Milliarden Dollar an 3-jährigen Papieren angeboten. Hinzu kommen noch weitere 34 Milliarden Dollar an Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von einem Jahr. Die kurzlaufenden T-Notes dürften aufgrund der festen Verankerung des Leitzinsniveaus vergleichsweise einfach zu platzieren sein.

Den Transaktionen am Kapitalmarkt wird in der laufenden Woche zugute kommen, dass am Freitag insgesamt rund 116 Milliarden Dollar an Treasuries fällig werden. Das sollte die Nachfrage nach allen Kapitalmarktemissionen in dieser Woche ankurbeln.

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