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Schweden-Tumulte: FIFA ermittelt - DFB drohen Konsequenzen

Schwedens Trainer Janne Andersson war nach dem Spiel nicht gut auf die deutschen Spieler zu sprechen

Deutsche Jubelszenen nach dem Siegtreffer gegen Schweden haben zu Tumulten am Spielfeldrand und harter Kritik des Gegners geführt.

Nach Ansicht von Trainer Janne Andersson hatte sich die DFB-Delegation nach dem dramatischen Last-Minute-Sieg am Samstag respektlos verhalten.

"Einige der Deutschen fingen an zu feiern, indem sie in unsere Richtung liefen und Gesten machten. Das hat mich sehr geärgert, das war respektlos", schimpfte Andersson.

Seine Mannschaft habe "90 Minuten gekämpft, wenn dann der Schlusspfiff ertönt, schüttelt man sich die Hand und verhält sich nicht so. Ich habe mich wirklich sehr darüber geärgert".

Geballte Fäuste und Rudelbildung

Georg Behlau, Leiter des Büros der deutschen Nationalmannschaft, war nach dem späten Siegtreffer durch Toni Kroos jubelnd mit geballter Faust in Richtung gegnerische Bank gestürmt und hatte durch diese Geste einen Tumult ausgelöst. Ein schwedischer Offizieller schubste Behlau weg.

Auch der Medienbeauftragte Uli Voigt provozierte die Schweden - und wurde im Gegenzug vom schwedischen Auswechselspieler Martin Olsson, dem Schwager von Dirk Nowitzki, aus einer Trinkflasche nass gespritzt.

Erst der vierte Schiedsrichter, ein DFB-Bodyguard und der selber noch eifrig diskutierende Teammanager Oliver Bierhoff beendeten die Rudelbildung.

 

Voigt: "Darf mir nicht passieren"

Voigt, seit 2004 in Diensten des DFB, zeigte sich am Tag danach reumütig.

"Das war absolut unnötig, das darf mir so nicht passieren und das gehört sich nicht. Ich habe mich nach der Presskonferenz sofort entschuldigt", sagte er.

"Der Trainer hat die Entschuldigung auch angenommen und er fand es gut, dass ich mich entschuldigt habe. Für ihn war es danach auch erledigt. Georg hat sich auch entschuldigt. Wir haben aber niemanden beleidigt oder beschimpft."

FIFA prüft Strafe

Trotz der Aussprache mit Andersson vor der schwedischen Kabine ist man beim DFB schwer verärgert über das Verhalten der beiden leitenden Angestellten.

Der Verband verzichtete aber auf eine interne Bestrafung. Dagegen leitete die FIFA entsprechend einer Ankündigung vom Sonntagnachmittag Ermittlungen gegen Behlau und Voigt ein. Der DFB wurde in der Causa Behlau/Voigt zur schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. Eine Antwort an die FIFA wurde vom Verband noch nicht formuliert. Am Sonntagabend tagen die DFB-Verantwortlichen noch einmal.

Die unnötigen Triumphgesten auf deutscher Seite waren offenbar auch auf Reaktionen der schwedischen Bank wenige Minuten vor dem Spielende zurückzuführen, als nahezu das komplette Team nach Jerome Boatengs Foul einen Platzverweis gefordert hatte.

"Die Gefühle und Emotionen sind ein bisschen übergeschwappt", gab Bierhoff hinterher zu, bestätigte in der ARD aber auch seinen Ärger über den Gegner: "Ich hatte Diskussionen mit den Schweden. So ein destruktives Spiel und Zeitspiel sollte nicht belohnt werden."

Am Sonntag ergänzte Bierhoff: "Das darf nicht passieren. Wir haben intern gesagt, dass das nicht unsere Art von Fairplay und Sportsmanship ist. Ich bin auch nochmal zu den schwedischen Verantwortlichen hin und habe mich entschuldigt."

Olsen mit harter Kritik an Bierhoff

Trotzdem zeigten sich die Schweden empört. "Das hätte ich von den Deutschen nicht erwartet", sagte Keeper Robin Olsen und legte nach: "Ich scheiße da komplett drauf, ob er (Bierhoff, Anm. d. Red.) früher mal ein großer Spieler war oder nicht. Man verliert mit Respekt, und man gewinnt mit Respekt. Die ältere Generation der deutschen Spieler glaubt immer noch, dass sie die Größten, Besten und Schönsten sind."

Ähnlich sah es Emil Forsberg. "Das war Mangel an Respekt, ein ekelhaftes Verhalten", schimpfte der Mittelfeldspieler von RB Leipzig beim Fernsehsender TV4.

Dort legte auch Andersson nach: "Man sollte den Gegner, mit dem man 95 Minuten gefightet hat, nicht so verhöhnen. Das ist echt schwach."

Die Expertenrunde im Doppelpass am Sonntag auf SPORT1 gab den Skandinaviern Recht. "Das war überhaupt nicht notwendig, sondern total unangebracht und überflüssig", meinte Ex-Nationaltorwart Bodo Illgner.

Der frühere Nationalspieler Steffen Freund fand die Aktion der DFB-Offiziellen "komplett falsch".

DFB entschuldigt sich

Via Twitter hatte sich die deutsche Mannschaft noch am späten Abend entschuldigt: "Es war ein emotionales Spiel. Am Ende war die eine oder andere Reaktion oder Geste unseres Betreuerstabes in Richtung der schwedischen Bank zu emotional. Das entspricht nicht unserer Art."

Das DFB-Team schloss seinen Tweet mit dem schwedischen Wort "Ursäkta!" (Verzeihung, Entschuldigung).

Zudem bat DFB-Präsident Reinhard Grindel den schwedischen Verbandsboss Karl-Erik Nilsson telefonisch um Verzeihung.

Kroos rettet DFB-Team in Nachspielzeit

Deutschland hatte gegen Schweden in Unterzahl in der 95. Minute durch Toni Kroos den 2:1-Siegtreffer erzielt und den ersten Sieg bei der WM in Russland geholt.

Mit dem Sieg belegt Deutschland in der Gruppe F hinter Mexiko den zweiten Platz vor Schweden. Mit einem weiteren Erfolg im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea kann der Titelverteidiger den Sprung in die K.o.-Runde schaffen.