"Riesige finanzielle Durststrecke": Erfolgsproduzent warnt vor Kollaps der Film- und TV-Branche

Nur noch "maximal vier Wochen" bis zum Crash: Nico Hofmann, Produzent von Hits wie "Unsere Mütter, unsere Väter" und Geschäftsführer der UFA, fürchtet, dass die Filmbranche die Drehstopps in Corona-Zeiten wirtschaftlich nicht lange aushalten. Er will Schauspieler wie Bundesliga-Profis testen lassen.

"Insgesamt ist diese Lage maximal noch vier Wochen durchhaltbar", sagte Nico Hofmann, Emmy-preisgekrönter Erfolgsproduzent von Fernsehproduktionen wie "Unsere Mütter, unsere Väter" sowie von aktuellen Kino-Filmen wie "Der Junge muss an die Luft" oder "Ich war noch niemals in New York", im Interview mit dem ZDF-"Morgenmagazin". Er beklagte am Montag, dass Corona-bedingte Dreh-Stopps, stornierte oder auf noch unbestimmte Zeit verschobene Film- und TV-Projekte der gesamten deutschen Produktionsbranche "eine riesige finanzielle Durststrecke" abverlangen würden.

Hofmann sprach im ZDF auch als Geschäftsführer der Potsdamer UFA GmbH ("Gute Zeiten, schlechte Zeiten", Shows wie "Deutschland sucht den Superstar", aber auch viele Serien, Fernseh- und Kinofilme) auch über sein eigenes Haus. Bei der UFA wurden aktuell sechs fiktionale Produktionen wegen der Corona-Kontakt- und -Ausgangsbeschränkungen gestoppt - darunter die ZDF-Serie "SOKO Leipzig" oder die Fortsetzung der "Ku'damm"-Fernsehfilmreihe. "Die finanzielle Verluste gehen in den Millionenbereich", so Nico Hofmann über die Einbrüche bei Deutschlands größter Produktionsschmiede.

Wie doch rasch wieder Filme gedreht werden könnten

Tatsächlich lasse sich kein ganz einheitliches Bild über die Arbeitsbedingungen in der Fernsehbranche zeichnen. Show-Produktionen wie unter anderem die von der UFA produzierten "DSDS"-Studiosendungen seien aktuell weiter möglich - allerdings unter Beachtung strengster Hygieneregellungen sowie in der Regel in Hallen komplett ohne Publikum. Auch neue "GZSZ"-Folgen werden gedreht, ebenfalls mit vielen Einschränkungen, die unter anderem eine Dramaturgie im Zeichen der "Sozialen Distanzierung" mit sich bringen. Schlecht sieht es für aufwendige fiktionale Produktionen aus, die alle auf Eis liegen. Komplett auskommen muss die UFA derzeit ohne "alle fiktionalen Produktionen, die mit großen Teams auf der Straße" gehen würden, so Nico Hofmann.

Zudem gibt es bei den Dreh-Beschränkungen oder gar Drehverboten föderale Unterschiede. Besonders strikt sind die Bundesländer Bayern und Sachsen. "Wir haben nach wie vor einen riesigen Flickenteppich in Deutschland", sagte der TV-Topmanager im "Moma"-Gespräch. Er wünscht sich, dass "wir einheitliche Regelungen finden, wie wir weiterarbeiten können". So steht der UFA-Boss in aktuell engem Austausch mit dem Bundesarbeitsminister, was die Auslegung der arbeitsrechtlichen Richtlinien bei Produktionen angeht.

Nico Hofmann schwebt für fiktionale Dreharbeiten eine Lösung vor, wie sie derzeit für die von vielen Fans, aber auch von Vereinen erhoffte Wiederaufnahme der Bundesliga angeht. So sollten Nico Hofmann zufolge auch Schauspieler, die beim Drehen natürlich in den Nahbereich gehen müssen, sehr engmaschig auf mögliche Corona-Infektionen getestet werden. Am besten alle drei Tage, so der Filmproduzent.