Riesiger Mafiaprozess vor dem Abschluss: Urteil gegen über 300 'Ndrangheta-Mitglieder wird erwartet
An diesem Montag soll in Italiens größtem Mafiaprozess seit den Achtzigern ein Urteil gesprochen werden.
Mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder und Helfer der Verbrecherorganisation ‘Ndrangheta stehen seit knapp drei Jahren In Lamezia Terme im Süden Italiens vor Gericht. Anfang Januar 2021 begann der Prozess.
Es drohen insgesamt fast 5000 Jahre Haft
Die Staatsanwaltschaft fordert für einige der Angeklagten bis zu 30 Jahre Haft. Insgesamt steht ein Strafmaß von 4744 Jahren im Raum. Die ‘Ndrangheta gilt als mächtigste Verbrechergruppe des Landes und kontrolliert Expert:innen zufolge den Kokainmarkt in Europa. Ihr Jahresumsatz wird auf mehr als 50 Milliarden Euro geschätzt.
Wegen der Dimension des Verfahrens wurde in Lamezia Terme ein Callcenter in einen Hochsicherheitstrakt mit riesigem Gerichtssaal umgebaut.
Ex-Mitglieder sagten aus
Grundlage für den Prozess waren Aussagen mehr als 50 verschiedener Kronzeugen, die sich von der ‘Ndrangheta abgewandt haben. Expert:innen schätzen, dass die Gruppe aus etwa 150 Familien besteht.
Lange war die Verbechergruppe wegen der engen Familienbande quasi immun gegen Aussagen aus den eigenen Reihen. Inzwischen scheint der Zusammenhalt zu bröckeln.
Der letzte Prozess in solch einer Größenordnung ist lange her: In den 1980er Jahren standen auf Sizilien 400 Mitglieder der Mafia-Organisation Cosa Nostra vor Gericht.