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Roman Herzog – Achtung und Respekt über den Tod hinaus

Roman Herzog glänzte als ausdrucksstarker Redner (Bild: dpa)
Roman Herzog glänzte als ausdrucksstarker Redner (Bild: dpa)

Altpräsident Roman Herzog ist gestorben. Er war einer der seltenen Politiker, die vereinten statt spalteten – und dabei vieles anschoben. Er wird dem Land fehlen.

Ein Nachruf von Jan Rübel

Was an Roman Herzog immer zuerst auffiel, war sein Humor. Sein beruhigend bayerisches Grollen paarte er mit feinen Worten, oft satirisch und auch selbstkritisch. Protz war ihm fern, seine Nase brauchte er nicht hoch zu tragen; Respekt erhielt er auch so.

Roman Herzog hatte manche Ämter im Dienste des Staates ausgefüllt, bevor er 1994 für fünf Jahre Bundespräsident wurde. Schon Anfang der Siebziger wirkte er als Staatssekretär in der rheinland-pfälzischen Landesregierung eines Ministerpräsidenten Helmut Kohl. Es folgte die Arbeit als Kultusminister und später als Innenminister in Baden-Württemberg, dann über viele Jahre als Bundesverfassungsrichter. Herzog, ein streitbarer CDU-Politiker, passte bei alldem nie in eine Schublade.

Roman Herzog bei der Vereidigung als Bundespräsident (Bild: dpa)
Roman Herzog bei der Vereidigung als Bundespräsident (Bild: dpa)

Zum Bundespräsidenten wurde er überraschend, es brauchte einen Ersatz für den peinlich gewordenen ursprünglichen Unionskandidaten Steffen Heitmann – und Herzog entwickelte sich zu mehr als einem Ersatzkandidaten. Mutig und unabhängig sind die zu ihm passenden Adjektive.

Streitbarer Kämpfer für den Leistungsgedanken

Dabei brauchte man mit ihm nicht immer einer Meinung sein. Herzog war der Leistungsgedanke sehr wichtig, er forderte seine Stärkung bei der Schulbildung, aber auch im Finanz- und Sozialwesen. Dabei scheute er auch nicht vor Ecken und Kanten zurück: Bei der Diskussion um Rentenerhöhungen warnte er vor einer „Rentnerdemokratie“, angesichts neuer Parteien machte er sich bereits 2008 für eine Anhebung der Fünf-Prozent-Hürde zum Einzug in Parlamente stark; er wünschte sich Stabiles; man hätte gern von ihm in den vergangenen Monaten gehört, was er von der bunter werdenden Parteienlandschaft dachte und ob sie ihn nun noch immer so schreckte wie einst 2008.

Doch man kann ihn nicht mehr fragen, er starb am vergangenen Montag im Alter von 82 Jahren, nach schwerer Krankheit.

In bleibender Erinnerung blieb auch seine berühmte „Ruck-Rede“ von 1997. „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“, um das verbreitete Gefühl der Lähmung und Stagnation zu überwinden. „Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen“, sagte er damals. „Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen.“ Es war ein Vorbote der Agenda-Politik der rot-grünen Bundesregierung und der Hartz-IV-Reformen.

Herzog durfte sich anmaßen, andere zur Bewegung aufzufordern. Er selbst war agil und rasch. In der Schule mit Ausnahmeleistungen, nach dem Jura-Studium Assistent beim großen Juristen Theodor Maunz, dann selbst Professor. Herzog war ein Mann, dem man Aufgaben anvertrauen konnte.

Nicht immer im Rampenlicht

Dabei wusste er stets um seinen Platz, den sah er nicht immer vorne im Rampenlicht. Sein Auftritt war freundlich, der Händedruck fest, aber kein Schraubstock. Herzog konnte sehr bescheiden wirken.

Roman Herzog auf der Weiberfastnacht im Schloß Bellevue (Bild: dpa)
Roman Herzog auf der Weiberfastnacht im Schloß Bellevue (Bild: dpa)

Dies verstärkte umso mehr seinen Witz. Als Herzog 1994 erst im dritten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt worden war, wandte er sich an die Mitglieder der Bundesversammlung: „Ich werde mich bemühen, das Amt so zu führen, dass sie es am Ende bereuen, mich nicht gewählt zu haben.“

Viele von ihnen werden fünf Jahre so gedacht haben. Und dabei noch heute schmunzeln wie er es oft tat.

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