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Rosberg ledert gegen Vettel: "Eklatante Fehleinschätzung"

Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg kritisiert Sebastian Vettel nach dessen Performance und Erklärungen nach dem Spielberg-Rennen. Auch Ralf Schumacher ist bedient.

Nach dem Fiasko im Qualifying ist für Sebastian Vettel auch das Rennen in Spielberg zum Reinfall geraten. Mit Platz zehn beim Neustart in die Formel-1-Saison landete der zum Jahresende ausgemusterte Ferrari-Pilot beim Grand Prix von Österreich nur mit Ach und Krach noch in den Punkten.

Mehr noch: Ein selbst verschuldeter Dreher zur Rennhalbzeit hatte Vettel fast noch aus den Punkterängen rutschen lassen - Ironie beinahe schon, dass dem Bremsfehler ausgerechnet noch ein Kontakt mit seinem Ferrari-Nachfolger Carlos Sainz im McLaren vorausgegangen war.

Kein Wunder also, dass der Heppenheimer nach dem turbulenten Chaos-Auftakt, der neben dem Sieg von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas auch neun Fahrer-Ausfälle hervorbrachte, gewaltig Frust schob.

"Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es nur ein Dreher war", wetterte Vettel nach der verkorksten Performance bei Sky. "Es war der Wurm drin. Ich hatte unglaubliche Probleme, überhaupt auf der Strecke zu bleiben. Wir waren das ganze Wochenende zu langsam."

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Rosberg fassungslos über Vettel

Bei RTL legte der 35-Jährige dann direkt nach: "Vorne können wir im Moment nicht viel mitreden. Unter normalen Umständen sind die Plätze fünf bis sieben gerade das, was für uns drin ist."

Eine Einschätzung, die Nico Rosberg fassungslos zurückließ: "Das war eine eklatante Fehleinschätzung der gesamten Situation. Immer wieder diese Fehler, wenn er sich beim Überholen nach innen dreht", befand der frühere Mercedes-Pilot bei RTL.

"Ich fand es auch ernüchternd, wie er sich da rausredet. Er sagt, Ferrari wird höchstens Sechster oder Siebter, aber sein Teamkollege ist Zweiter. Da geht schon was mit dem Auto", fügte Rosberg an und verwies damit auf Vettels Teamkollege Charles Leclerc, der in seinem kaum schnelleren Ferrari schließlich überraschend auf den zweiten Platz vorfuhr.

Der ehemalige Weltmeister Rosberg, der bereits nach dem völlig missratenen Qualifying mit dem verpassten Sprung in Q3 Vettels Abgang bei Rot kritisch hinterfragte, befürchtet nun, dass sich auch die Hierarchie verschieben wird: "Sebastian fängt jetzt wieder ganz unten an im Team, da zählen auch die vier Weltmeister-Titel nicht mehr – du musst jetzt zeigen, dass du es auch verdienst."

Schumacher: "Weiß nicht, was in Sebastian vorgeht"

Auch für andere Experten mutiert Vettels Abschiedstour bei der Scuderia zum Ausreden-Festival. (Rennkalender 2020 der Formel 1)

"Ich weiß nicht, was in Sebastian da vorgeht. Das ist etwas, das einem Nachwuchsfahrer passieren sollte, aber doch nicht ihm mit der Erfahrung eines viermaligen Weltmeisters", sagte Sky-Experte Ralf Schumacher.

Jenson Button wiederum, ebenso Ex-F1-Pilot und heute TV-Kollege, stieß ins gleiche Horn: "Das war ein ziemlich peinlicher Dreher. Ich habe mich eigentlich immer für Seb stark gemacht. Aber das war einer, auf den er zurückschauen und über sich selbst sehr verärgert sein wird."

Da mag Vettel noch so sehr die Schuld bei seinem Boliden sehen.

"Ich hatte heute unheimlich Mühe das Auto auf der Strecke zu halten. Es war unglaublich schwer zu fahren und ich habe mir schwer getan, Stabilität ins Heck zu bekommen", kritisierte der Heppenheimer seinen Noch-Arbeitgeber und seinen recht speedlosen SF1000. "Das war nicht das Auto vom Freitag. Mit leeren Tanks und roten Reifen war ich heute langsamer als am Freitag mit vollen Tanks. Das kann nicht sein."

Kommentar: Vettel muss sich an die eigene Nase fassen

Auch Binotto kritisiert Vettel

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto gab die Schelte zurück: "Es war heute sicher nicht sein tollstes Rennen. Ich denke, er hat sich mit dem Auto und der Balance des Autos nicht wohl gefühlt. Er sagte, das Auto sei weniger gut fahrbar gewesen als noch am Freitag. Unter diesen Bedingungen kann ein Fahrer nicht sein Bestes zeigen. Was den Dreher angeht, war das keine tolle Aktion von ihm. Dessen ist er sich bewusst."

Dass Vettel indes so wenig Selbstkritik übt, störte auch den früheren Formel-1-Fahrer Timo Glock: "Ich würde Seb gerne in Schutz nehmen, aber Leclerc hat clever agiert und die Chancen genutzt, die sich ihm geboten haben, obwohl der Ferrari da nicht hingehört, wo er jetzt steht."