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"Rote Linien des Journalismus überschritten": RTL deckt Manipulationen in den eigenen Reihen auf

Nach der Aufdeckung eines Manipulations-Skandals im eigenen Haus hat RTL den Betrugsfall weiter aufgeklärt: Der mittlerweile entlassene Reporter habe zahlreiche Beiträge nach wiederkehrenden Mustern manipuliert.

RTL hat seinen eigenen "Relotius-Skandal": Ein langjähriger Mitarbeiter hat in mindestens sieben Fällen TV-Beiträge manipuliert. Der Sender hat sich dazu selbst in einer Pressemitteilung geäußert und Fehler eingestanden.

Nachdem der "Fall Relotius" kurz vor Weihnachten für einen Manipulationsskandal beim "Spiegel" gesorgt hatte, deckt nun RTL einen ähnlichen Fall in den eigenen Reihen auf. Per Mitteilung erklärte der Sender am Freitag, dass ein langjähriger Mitarbeiter des Regionalsenders RTL Nord in gleich mehreren Fällen TV-Beiträge für RTL manipuliert habe. Verfälschende Eingriffe konnten ihm bislang in sieben Clips nachgewiesen werden, die entscheidende Information über eine etwaige Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht sei von einer Kollegin des 39-jährigen Mannes gekommen. Sie informierte ihre Vorgesetzten bereits vor rund einem Monat über etwaige Unregelmäßigkeiten in einem Beitrag über Codein-Missbrauch.

Nachdem der Beschuldigte in persönlichen Gesprächen mit dem RTL-Chefredakteur Michael Wulf und dem RTL Nord-Geschäftsführer Michael Pohl versucht hätte, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu relativieren, habe man sich für eine sofortige Aufhebung des Arbeitsvertrags entschieden - zu erdrückend sei die Beweislast gewesen, heißt es in der Mitteilung. Michael Pohl konkretisierte die Manipulationen des Ex-Kollegen wie folgt: "Die von uns geprüften Beiträge waren im Gesamtkontext zwar nicht erfunden, aber handwerklich und inhaltlich sehr geschickt dahingehend manipuliert, dass sie aufregender und größer wirken sollten, als es die Realität hergab." Dadurch habe "der Reporter ganz bewusst rote Linien des Journalismus überschritten", so RTL. In der Vergangenheit sei der Mann hauptsächlich für das Mittagsjournal "Punkt 12" tätig gewesen.

Die Verantwortlichen von RTL und RTL Nord geloben nun eine Sperrung und Überprüfung aller Clips des ehemaligen Mitarbeiters. Zudem wolle man eine Verbesserung der internen Qualitätssicherung in die Wege leiten und Abläufe verbessern, um eine solche Situation in Zukunft zu vermeiden. Michael Wulf betonte in einer Pressemitteilung, dass der Sender grundlegend in die journalistische Aufrichtigkeit der Reporter vertraue und dass die Kontrollmechanismen bei der Abnahme von Beiträgen streng seien. Doch er gibt sich auch selbstkritisch: Der Fall zeige, dass die Journalisten "nicht völlig fehlerresistent" seien. "Wir werden deshalb sehr konsequent daran gehen, den gesamten Prüfungsprozess rund um TV-Beiträge vor der Ausstrahlung noch weiter zu verbessern."