Russischer Kult-Offroader - Das Höcke-SUV - das wurde aus dem berühmten Lada Niva

Klassiker Am längsten gebaute<span class="copyright">Lada Niva / Bild: press-inform / Lada</span>
Klassiker Am längsten gebauteLada Niva / Bild: press-inform / Lada

Thüringens AfD-Chef Björn Höcke inszeniert sich gern volksnah mit Kult-Objekten aus der DDR oder Russland, etwa einem Simson-Motorroller oder dem Geländewagen Lada Niva. Der war in der DDR keineswegs ein Auto fürs Volk - und wurde trotzdem berühmt.

Obwohl im Westen geboren und aufgewachsen, spielte Thüringens AfD-Chef Björn Höcke im Wahlkampf mit DDR-Nostalgie. So ließ sich Höcke auf einem „Simson“-Motorroller ablichten - die Zweitakt-Roller gelangten in der DDR zu Kultstatus und genießen den auch heute noch - sowie mit einem russischen Lada 4x4 , besser bekannt unter seinem früheren Namen Lada Niva.

Lada Niva als „geopolitisches Statement“

Höcke selbst schrieb 2015 auf Facebook zu seinem Wagen: „Heute fahre ich, wenn es die Zeit zulässt, Lada Niva. Ob sich hier die Sehnsucht nach dem Überdauernden in die klassische Form verliebt hat oder ein geopolitisches Bekenntnis sichtbar für alle auf die Straße gebracht wird, soll hier nicht verraten werden."

Ratgeber Interessante Winterautos ab 5.000 Euro<span class="copyright">Lada Niva / Taiga / Bild: Lada</span>
Ratgeber Interessante Winterautos ab 5.000 EuroLada Niva / Taiga / Bild: Lada

In der DDR kein Auto fürs Volk

Das geopolitische Statement bezieht sich natürlich auf die Nähe der AfD zu Russland. Russlands Präsident Putin ließ sich ebenfalls gerne mit einem Lada Niva fotografieren. Ein Auto fürs Volk war der Niva in der ehemaligen DDR übrigens keineswegs. Er war teuer und noch schwerer zu bekommen als ein Trabi, ein Wartburg oder eine Lada-Limousine - und letztlich auch unpraktischer: Ein Allrad-SUV als Spaßauto war in der DDR nicht gerade eine Priorität, ein reparaturfreundlicher Wartburg Tourist mit viel Kombi-Stauraum erfüllte den Traum von automobiler Freiheit mitten in einer sozialistischen Diktatur deutlich besser.

Ein Wartburg 353 Tourist (Kombi) in der Automobilen Welt Eisenach (AWE)<span class="copyright">Viehmann</span>
Ein Wartburg 353 Tourist (Kombi) in der Automobilen Welt Eisenach (AWE)Viehmann

So sah man den Niva in der DDR nur selten, vielleicht einmal bei Förstern, bei der Polizei oder als Armeefahrzeug bei der NVA. Ganz anderes übrigens im Ausland. Der Niva war als Exportfahrzeug in einigen Ländern durchaus populär, zum Beispiel in Frankreich oder Großbritannien. Mit vielen Umbauten und Sonder-Editionen füllten die Importeure mit dem billigen Allradler eine ausgesprochen bunte Nische.

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Kult-Offroader wurde erstmals 1977 verkauft

Schon seit Jahrzehnten ist der ebenso robuste wie schnell rostende Niva Kult. Und das gleich aus mehreren Gründen: Der 1975 vorgestellte und erstmals 1977 gebaute Allrad-Wagen wurde optisch über Jahrzehnte nicht verändert, ein neues Armaturenbrett oder geänderte Rücklichter waren schon das höchste der Facelift-Gefühle. Dazu ist die simple Technik mit permanentem Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe und Differenzialsperre (siehe Video oben) einfach genial fürs Gelände. Und nicht zuletzt: Es gab keinen billigeren Geländewagen als den Lada Niva (später Taiga, 4x4) in Deutschland zu kaufen.

Extras: Keine. Jens Meiners von GT Spirit schwört auf seinen Lada Niva<span class="copyright">GT Spirit</span>
Extras: Keine. Jens Meiners von GT Spirit schwört auf seinen Lada NivaGT Spirit

„Das Auto ist ein Anachronismus“

Niva-Fahrer und FOCUS online-Autor Jens Meiners  erklärt die Faszination des Russen-Kraxlers : „Das Auto ist ein Anachronismus. Bauteile wie die Türgriffe oder Lenkstockhebel stammen aus dem Fiat-Baukasten der frühen 70er-Jahre. Gestartet wird links, wie bei Porsche; der 1,7-Liter-Saugmotor leistet nur 83 PS, das Getriebe singt leise. Ich sammle jetzt weniger Punkte in Flensburg – und erfreue mich in der Stadt an dem kleinem Wendekreis und den vier leicht einsehbaren Ecken. Was der Niva nicht bietet, sind moderne Zumutungen wie piepende und ruckelnde Assistenzsysteme oder eingebaute SIM-Karten. Genau deshalb habe ich ihn mir gekauft“, so Meiners.

Fahrbericht Lada Niva Travel: Willkommen in den Neunzigern<span class="copyright">Autoren-Union Mobilität</span>
Fahrbericht Lada Niva Travel: Willkommen in den NeunzigernAutoren-Union Mobilität

Niva-Nachfolger heißt „Travel“

Und heute? Noch immer ist Lada Marktführer in Russland; auch wenn durch Sanktionen und Entwicklungs-Stillstand sich die Qualität und auch die Sicherheitsausstattung der Autos in den letzten Jahren wahrscheinlich wieder zurückentwickelt hat. SUV spielen dabei nur eine Nebenrolle, die Bestseller sind kleine Limousinen wie der Vesta. Den Niva kann man wegen der Sanktionen gegen Russland in Deutschland ohnehin nicht mehr regulär kaufen. In Russland und wahrscheinlich einigen Exportmärkten gibt es den Wagen aber als „Lada Niva Legend“ noch immer, berichtet die „Autozeitung“ .  Wer den kantigen Look dann doch nicht mehr cool findet, bekommt Ladas Allradtechnik auch in - etwas - moderner Form im Lada Travel ( einen Fahrbericht finden Sie hier ). Konkurrenz bekommt der Kult-Kraxler derweil von einer ganz anderen Seite. Mittlerweile werden in Russland nach dem Rückzug aller europäischen Autobauer deutlich mehr Fahrzeuge aus China verkauft. Und dort sind kleine SUV sowie neuerdings auch vermehrt Geländewagen und Pickups sehr beliebt - zum Teil sogar mit Elektroantrieb.