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Russischer Rückzug von der Schlangeninsel: Vertrauliches Bundeswehr-Dossier zeigt, was das für den Ukraine-Krieg bedeutet

Die Schlangeninsel im Schwarzen Meer - Copyright: picture alliance / AP | Anonymous
Die Schlangeninsel im Schwarzen Meer - Copyright: picture alliance / AP | Anonymous

560 Meter breit, 460 Meter lang – die zur Ukraine gehörende Schlangeninsel im Schwarzen Meer ist eigentlich winzig. Ein Eiland vor der rumänisch-ukrainischen Küste im Westen des Landes ist 16-mal kleiner als Helgoland und hat nicht einmal 30 Einwohner. Und doch bekam die Schlangeninsel weltweite Aufmerksamkeit, als kurz nach Kriegsbeginn die dort stationierten ukrainischen Soldaten einem russischen Kriegsschiff, das sie zur Aufgabe aufforderte, „Russian warship, go f**k yourself“ funkten. Die Insel wurde daraufhin beschossen, eingenommen und die Soldaten kamen in Kriegsgefangenschaft.

Knapp vier Monate später haben sich die russischen Truppen nach eigener Darstellung nun von der Insel zurückgezogen. Damit wolle Russland zeigen, dass es den Export von Getreide und landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine nicht behindere, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag in Moskau. "Am 30. Juni haben die russischen Streitkräfte als Zeichen des guten Willens die ihnen zugewiesenen Aufgaben auf der Schlangeninsel abgeschlossen." Zuvor hatte die Ukraine einen Angriff auf die Insel gemeldet.

Ein vertrauliches Bundeswehr-Dossier von Mitte Mai zeigt, was das für die Ukraine und den Kriegsverlauf bedeutet: So stuft das Marinekommando die Insel als "weitreichenden Beobachtungsposten" ein. Mit dessen Hilfe sei bis zu 50 Kilometer Seeraum- und bis zu 100 Kilometer Luftraumüberwachung möglich. Allerdings: Damit lässt sich nach Ansicht der Experten militärisch offenbar nicht viel anfangen. So liegt die benachbarte Krim mindestens 180 Kilometer entfernt. Die lange Zeit ebenfalls umkämpfte Hafenstadt Odessa liegt 150 Kilometer entfernt.

"Aus Sicht der Marine hat die Schlangeninsel keine strategische Bedeutung", heißt es im Papier. Die Bedeutung der Insel sei für die Ukraine und Russland vielmehr symbolischer Natur. Tatsächlich hätten die Russen mit Radarsystemen zwar Flugzeugbewegungen an der West-Flanke der Nato überwachen können, hätten das aber nicht getan.

Mit Material der DPA