Russland: Demonstrierende für leeres Plakat verhaftet

In Russland wurden mittlerweile tausende Menschen verhaftet, weil sie gegen den Ukrainekrieg und für Frieden demonstriert haben. Mittlerweile geht die Polizei sogar gegen Menschen vor, die einfach ein unbeschriftetes weißes Plakat zeigen.

Russische Menschen protestierend mit weißen Plakaten
Es muss nicht einmal mehr Kritik auf den Plakaten geäußert werden: In Russland werden Protestierende verhaftet, die weiße Plakate in die Luft recken. Foto: Symbolbild / gettyimages

Die staatliche Repression in Russland nimmt immer groteske Ausmaße an: Wie ein millionenfach angeklicktes Twittervideo zeigt, wurde offenbar eine russische Frau von der Polizei abgeführt, weil sie ein blankes weißes Plakat in die Luft gereckt hat.

Willkommen in Russland im Jahr 2022

Der 15-sekündige Clip zeigt eine Frau, die inmitten einer Menschenansammlung steht und ein Plakat vor sich hält. Es ist vollkommen leer, kein Wort ist darauf geschrieben und kein Zeichen gemalt. Doch es dauert nur Augenblicke, bis zwei Polizisten auftauchen und die Frau abführen.

Geteilt hat das Video Kevin Rothrock, er ist Redakteur der unabhängigen Digitalzeitung Meduza. Sie wird von Lettland aus betrieben und erscheint sowohl in russischer Sprache als auch in englischer.

Rothrock hat zu seinem Tweet geschrieben: „Die Polizei in Nischni Nowgorod hat heute eine Frau mit einem leeren Plakat verhaftet. Willkommen in Russland im Jahr 2022.“

„Stoppt den Krieg“

Laut Ladbible ist das nicht der erste Fall einer Verhaftung von russischen Protestierenden mit leeren Plakaten. So seien auch in Rostow am Don oder Jekaterinburg Menschen verhaftet worden. Die Polizei ist offenbar angewiesen, jede Form von Protest sofort zu unterbinden.

Ukraine: Die aktuellen Entwicklungen

So wurde auch angeblich eine Frau in Gewahrsam genommen, die ein Schild in die Luft gehalten hat, auf dem die zwei Worte „Zwei Worte“ stand. Auch davon gibt es ein Video, das in sozialen Medien kursiert. Darin fragt die Frau in Richtung Kamera: „Werde ich dafür verhaftet oder nicht?“ Wieder dauert es nur Sekunden, bis Polizisten auftauchen und sie abführen.

Was mit den Menschen passiert, die verhaftet werden, ist oft ungeklärt. Aktuell gilt das auch für Marina Owsyannikowa. Sie hat während der Live-Übertragung des staatlichen russischen Fernsehsenders Channel One Russia ein Schild im Hintergrund gezeigt: „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Sie lügen euch hier an.“ Kurz darauf bricht die Übertragung ab. Owsyannikowa, die selbst für den Sender arbeitet, wurde laut Angaben der Menschenrechtsorganisation OVD-Info verhaftet. Wo sie aber hingebracht wurde oder was mit ihr passiert, ist nicht bekannt.

Informationskrieg

Die russische Regierung führt nicht nur einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Sie führt auch einen Informationskrieg gegen die eigene Bevölkerung. Um den gesamten Konflikt im Nachbarland, der innerstaatlich als Militäroperation bezeichnet wird, zu verheimlichen, wurde eine Reihe von Gesetzen beschlossen.

Neue EU-Sanktionen gegen Russland

So kann jede Form der Berichterstattung über den Ukrainekrieg und Kritik an der Regierung zu einer Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren führen – wegen Verbreitung von „Falschinformationen“. Zahlreiche internationale Medien haben deshalb ihre Reporter:innen und Journalist:innen aus Russland abgezogen. Unabhängigen russischen Medien wurden Lizenzen entzogen und die Finanzierung unmöglich gemacht. Das gilt auch für Meduza, das Medium hat deshalb seine internationalen Leser:innen zu Spenden aufgerufen, weil es kein Geld mehr aus Russland erhält.

VIDEO: Folgen des Ukraine-Kriegs: Scholz macht Bürgern Hoffnung auf Entlastung