Russland lockt Gefangene an die Front und verspricht ihnen bis zu 31.000 Dollar Schmerzensgeld, wenn sie verletzt werden, sagt ein Soldat

Russische Truppen bei einer militärischen Übung in der Nähe der tschetschenischen Grenze am 19. März 2015. - Copyright: SERGEY VENYAVSKY/AFP via Getty Images
Russische Truppen bei einer militärischen Übung in der Nähe der tschetschenischen Grenze am 19. März 2015. - Copyright: SERGEY VENYAVSKY/AFP via Getty Images

Russland zahlt Gefängnisinsasse bis zu 2000 Dollar (1900 Euro) im Monat, wenn sie in der Ukraine kämpfen. Sollten sie verletzt werden, würden sie 31.000 Dollar (29.400 Euro) bekommen, so ein Soldat.

Der frühere Häftling und jetzige Soldat sagte jedoch, er und andere seien nicht ausreichend über die Intensität der Kriegshandlungen gewarnt worden.

Der "Storm Z"-Soldat sprach mit dem von den USA finanzierten Sender "Sever Realii". "Storm Z" ist die inoffizielle Bezeichnung für die Militäreinheiten, die häufig aus ehemaligen Gefängnisinsassen bestehen. Auch die BBC berichtete darüber.

In der Übersetzung der BBC sagte der Soldat, er sei mit einer "schönen Vision" und großen Geldsummen gelockt worden. Sogar die Familien der gefallenen Soldaten bekämen 52.000 Dollar (49.200 Euro). Für die meisten Russen sind das enorme Summen - Schätzungen zufolge liegt der durchschnittliche Monatslohn in Russland bei etwa 750 Dollar (711 Euro).

Russland lockt Gefängnisinsasse mit Geld

In einem Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums hieß es diese Woche, die "Storm-Z"-Einheiten seien ursprünglich als Elitetruppen konzipiert worden. Die Einheiten bestünden in Wirklichkeit aus den schlimmsten Soldaten Russlands: Strafgefangene und reguläre Soldaten, die bestraft werden sollten. In dem britischen Bericht heißt es, die Einheiten hätten die "niedrigste Priorität" in Bezug auf Logistik und medizinische Versorgung.

Das Institute for the Study of War hatte zuvor festgestellt, dass diese Gruppen "aufgrund ihrer schlechten Moral und Disziplin" wahrscheinlich nicht sehr effektiv sein würden.

Die "Storm"-Kämpfer werden nur an die gefährlichsten Stellen der Front geschickt. "Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive", sagt das Analystenteam Conflict Intelligence im Gespräch mit Reuters. Der "Storm Z"-Soldat sagt auch, die Werbung habe verschwiegen, dass sie in einen "totalen Fleischwolf" geschickt würden.

Es gibt Anzeichen dafür, dass Russland seine Gefängnisse leert, um die Zahl seiner Kämpfer zu erhöhen. Damit kopiert das russische Militär die Rekrutierungstaktik der Wagner-Gruppe. Im April schätzte das britische Verteidigungsministerium, dass mindestens 10.000 Soldaten so rekrutiert wurden.

Die "Washington Post" zitiert den stellvertretenden Justizminister Wsewolod Wukolow mit der Aussage, dass die Zahl der russischen Gefangenen seit dem Einmarsch in die Ukraine stark zurückgegangen sei. Nach einer groben Berechnung der Menschenrechtsanwältin Olga Romanova für die Zeitung hat Russland zusätzlich zu den 50.000 ehemaligen Häftlingen, die mit der Wagner-Gruppe in den Krieg geschickt wurden, rund 100.000 Menschen für seine offizielle Armee rekrutiert.

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