Ruth Maria Kubitschek: So plant sie ihr Begräbnis

Ruth Maria Kubitschek zählt zu den großen deutschen TV-Persönlichkeiten. Nun will sich die Schauspielerin von ihrem Beruf und aus der Öffentlichkeit verabschieden.

Die große alte Dame der deutschen TV-Unterhaltung mag nicht mehr: Ruth Maria Kubitschek (86) hat Abschied von der Schauspielerei genommen. "Ich bin jetzt bei mir angekommen, habe meine innere Ruhe gefunden. Ich will jetzt nicht mehr als Schauspielerin arbeiten, nicht mehr nach außen schwimmen, sondern nur noch nach innen", sagte sie der Zeitschrift "Bunte".

In ihrem "allerletzten" Interview verkündete der Star aus legendären TV-Serien wie "Monaco Franze - Der ewige Stenz", "Kir Royal" oder "Das Erbe der Guldenburgs" auch einen konsequenten Rückzug aus der Öffentlichkeit: "Mich wird es im Rampenlicht nicht mehr geben. Ich halte diesen Rummel nicht mehr aus und hoffe, dass das Publikum das versteht. Ich liebte meinen Beruf wahnsinnig. Er hat mich über schwere Erlebnisse als Kind und junge Frau getragen. Aber die Auftritte auf dem roten Teppich habe ich immer gehasst."

Ihr Lebensgefährte, der TV-Produzent Wolfgang Rademann (1934 - 2016), sei bei diesen Repräsentationsterminen regelrecht aufgeblüht, "ich habe gelitten. Ich konnte mir nie die Namen merken von all den Menschen. Wolfgang flüsterte mir immer ins Ohr, wer wer ist."

Am lautesten habe "der Rademann" gelacht, "wenn mich jemand als 'Frau Schell' (Schauspielerin Maria Schell - die Red.) oder Frau 'Rothenberger' (Opernsängerin Anneliese Rothenberger - die Red.) angeredet hat. Ich erwiderte dann, ich sei die Frau Kubitschek, die Rothenberger sei schon lange tot."

Das war ihr Abschiedsfilm

2013 hatte sie an der Seite von Matthias Schweighöfer (37) in der Komödie "Frau Ella" ihre letzte Filmrolle, "mein Abschiedsfilm: Danach habe ich jede Rolle abgelehnt. Auch Einladungen zu Festen sage ich mittlerweile ab. Ich möchte nur noch die Ruth sein."

Das hält sie von den neuen "Traumschiff"-Folgen

Der Abschied vom Beruf wird ihr von den neuen Folgen der ZDF-Serie "Das Traumschiff", die sie katastrophal findet, leichter gemacht. "Natürlich habe ich das 'Traumschiff' geguckt. Es war furchtbar. Außer Harald Schmidt war keiner der Schauspieler noch in seiner Rolle; es gab keine Entwicklung mehr, kaum lernte man sich kennen, wurde auch schon geküsst. Das war so was von hochkitschig."

Wolfgang Rademann, den sie 1976 kennen- und lieben gelernt hatte, war der legendäre Produzent vom "Traumschiff". Er starb 2016 im Alter von 82 Jahren an Leberzirrhose und hat die neuen "Traumschiff"-Folgen nicht mehr zu verantworten, über die Ruth Maria Kubitschek drastische Worte findet: "Der Wolfgang hatte auch keine besseren Drehbücher, die Autorin ist ja dieselbe geblieben. Aber er verstand etwas von seinem Beruf, im Gegensatz zur Nachfolge-Produktion. Ich muss leider sagen: Das 'Traumschiff' hätte so niemals auslaufen dürfen. Das war höchste dramaturgische Scheiße."

Ein halbes Leben lang war sie mit Rademann ("der fairste und anständigste Mensch, den ich in der Fernsehbranche kenne") zusammen. Geheiratet haben sie nie. "Als Wolfgang jung war, wollte er keine Ehefrau, weil er seine Freiheit brauchte. Das änderte sich nicht, bis fast zum Ende seines Lebens. Als er in der Klinik lag, stellte er mich seinen Ärzten als 'meine Frau' vor. Dass er das dieses eine Mal gesagt hat, war mir wichtiger, als verheiratet zu sein. Natürlich haben wir immer wieder darüber gesprochen. Er hat mir sogar noch kurz vor seinem Tod einen Antrag gemacht. Aber da war es schon zu spät, wir haben den richtigen Zeitpunkt verpasst."

"Mir geht es wieder gut"

Der Tod des Lebensgefährten hat sie schwer mitgenommen. "Als Wolfgang im Januar 2016 starb, schwamm ich ziellos durchs Leben und wusste lange nicht, wo ich ankommen würde... Er war in meinem Leben viel präsenter und größer, als ich mir das in unserem gemeinsamen fast 40 Jahren eingestehen wollte. Ich habe wahnsinnig lang von ihm geträumt." Diese Trauerarbeit sei nun abgeschlossen. "Mir geht es wieder gut."

Sie lebt in einer Schweizer Gemeinde am Bodensee in einem großen schönen Haus mit herrlichem Garten. Hier meditiert sie und schreibt ihre Bücher. Diese Idylle soll auch ihre letzte Ruhestätte sein. "Ich will kein Grab. In der Schweiz darf man die Urne mit nach Hause nehmen. Man kann sie ins Wohnzimmer stellen oder unter einem Baum vergraben. Das gefällt mir. Ich liebe meinen Garten. Ich möchte keinen Gottesdienst in der Kirche, sondern ein lustiges Fest mit Familie und Freunden in meiner Gartenlaube."

Obwohl sie sich einer guten Gesundheit erfreue und "geistig völlig klar im Kopf" sei, denke sie jetzt öfter an den Tod. "Kürzlich ist unser enger Freund Siegfried Rauch einfach tot umgefallen. Er war ein Jahr jünger als ich. Bums, aus, das war's. Ich möchte bewusst hinübergehen. Natürlich liegt das nicht in meiner Hand, theoretisch könnte ich morgen ins Koma fallen. Aber sollte es möglich sein, möchte ich auf diesen wichtigsten Schritt vorbereitet sein."

"Geduld hatte ich nie"

Genauso intensiv beschäftigt sie sich mit dem Leben. "Ich lese viel, sehe mir viele Nachrichtensendungen an und versuche, im Meditieren eine bessere, friedlichere Welt zu erdenken... Auch versuche ich, mich persönlich zu entwickeln und im täglichen Leben so geduldig wie möglich zu sein - denn Geduld hatte ich nie."

Und sie möchte reisen. Zu "Bunte" sagte sie: "Ich kenne die Toskana überhaupt nicht. Ebenso die Amalfi-Küste und Frankreich. Ich würde mich gern in mein Auto setzen, meinen Skizzenblock im Gepäck, und einige Woche lang auf Reisen gehen. Ganz allein."

Foto(s): imago/STAR-MEDIA