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Sabotage auf ICE-Strecke - Angeklagter schweigt

Die Teißtal-Brücke mit der ICE-Strecke (vorne). Nach Angaben der Polizei wurden im März 2020 an der Trasse Schienenschrauben auf einer Länge von 80 Metern entfernt.
Die Teißtal-Brücke mit der ICE-Strecke (vorne). Nach Angaben der Polizei wurden im März 2020 an der Trasse Schienenschrauben auf einer Länge von 80 Metern entfernt.

Ein Mann soll auf einer Schnellfahrstrecke Schienenbefestigungen gelöst haben, um einen ICE bei hohem Tempo zum Entgleisen zu bringen. Erst nach mehreren Tagen werden Zugführer aufmerksam - und die Katastrophe kann verhindert werden.

Niedernhausen/Wiesbaden (dpa) - Beim Prozessauftakt wegen Sabotage auf der ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt hat der Angeklagte keine Angaben gemacht. Es werde auch nichts zu den persönlichen Verhältnissen gesagt, teilte der Anwalt des 52-Jährigen am Mittwoch mit.

Der Angeklagte soll Mitte März 2020 nahe der Theißtalbrücke in Hessen Schienenbefestigungen abmontiert haben. Laut Anklage war es das Ziel des Manns, einen Zug entgleisen zu lassen. Mehr als 400 Züge passierten an mehreren Tagen in hohem Tempo die gefährliche Stelle, bis zwei ICE-Lokführer am 20. März aufmerksam wurden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen unter anderem versuchten heimtückischen Mord vor, als weitere Mordmerkmale sieht sie niedere Beweggründe sowie den Einsatz gemeingefährlicher Mittel. Die Lokführer bemerkten bei Tempo 300 ein verändertes Fahrverhalten und hörten Schläge. Der Abschnitt im Rheingau-Taunus-Kreis wurde gesperrt, bei der Kontrolle kurz darauf wurden auf einer Strecke von rund 80 Metern lose Gleise entdeckt. Laut Staatsanwaltschaft war die Gefahr einer Entgleisung hoch.

Der Angeklagte soll in den Jahren zuvor mehrmals unter anderem an das Bundeskanzleramt Briefe geschrieben und darin behauptet haben, eine Terrorzelle bereite Anschläge auf den Bahnverkehr vor. Nur er könne die Terroristen ermitteln und die Anschläge verhindern. Dafür forderte er Beträge von mehr als 55 Milliarden Euro. Als er nicht die gewünschte Reaktion erhielt, soll er sich laut Anklagebehörde dazu entschlossen haben, einen Zug zum Entgleisen zu bringen.

Der Angeklagte wurde wenige Tage nach Entdeckung der losen Gleise bei Köln festgenommen, er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Prozess am Wiesbadener Landgericht wird an diesem Donnerstag mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt, darunter Zugführer der Deutschen Bahn.