Sachsen zahlte keine Corona-Hilfe: Frank Rosin rettet verzweifelte "Kastanienhof"-Betreiber

Tiefe Trauer, Fassungslosigkeit und Schockstarre: In der neuen Folge der kabel eins-Restaurrant-Retter-Reihe war im sächsischen Provinznest Lobstädt, 30 Kilometer südlich von Leizpig, Frank Rosins geballte Überzeugungskraft gefragt. Das Wirtepaar Inko und Conny vom "Kastanienhof" stand vor dem Ruin.

Üblicherweise tobte in der Traditionsgaststätte, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und in der das Herz der Provinzortschaft schlägt, wo Feste gefeiert wurden und Karnevalspartys stiegen, das Leben. Als Frank Rosin die Tür zum "Kastanienhof" im sächsischen Lobstädt aufstieß, erdrückte ihn fast die Leere - und die wie hoffnungslose Lethargie - in der Großgaststätte. Die Wirtsstube: verwaist. Der Festsaal: leer und staubig. Im Hinterhof eine trostlose Freischank-Fläche, in deren geballte Tristesse man auch beste Feinde nicht hinverbannen möchte.

90 Prozent Umsatzeinbruch hatten Inko und Conny Bode, deren Lebenstraum der "Kastanienhof" seit frühester Jugend war, schon verschmerzen müssen. Die gesamte Belegschaft hatten sie in Kurzarbeit schicken müssen. Corona-Hilfen vom Freistaat Sachsen bekamen sie nicht. Bitter: Der Betrieb beschäftigte genau einen Mitarbeiter mehr, als die Förderrichtlinien für Kleinbetriebe in Sachsen vorsehen. "Das ist mein Leben", weinte die Wirtsgattin bei Rosins erstem Besuch, "Ich möchte nicht, dass das kaputtgeht." Auch Inko, sonst ein selbstbewusster, resoluter Unternehmer sowie Koch aus Leidenschaft ist, kam schnell ins Schluchzen. "Die emotionale Bindung - das kann man nicht beschreiben."

Nicht jammern - durchstarten!

Doch die Rücklagen der Wirte schmolzen schneller dahin als Bratenfett in der Pfanne. Und mit dem bisherigen Mischkonzept aus À-la-Carte-Bestellungen (nicht mehr zählbar!), Festen (alle abgesagt!) und ein wenig Catering-Versorgung in Kinder- und Senioren-Einrichtungen im Umland (viele davon aktuell geschlossen!) konnte der Kastanienhof nicht weitermachen. Wo also ansetzen? "Das ist echt schwierig", sagte Inko selbst. Und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Doch wieder einmal war auch die mittlerweile dritte "Jetzt erst recht!"-Sonderausgabe von "Rosins Restaurant" davon geprägt, dass Aufgeben eben keine Option sein darf. Und anders als früher, als der Sternekoch aus dem Ruhrpott oft über einfallslose Speisekarten, Dreck in der Küche oder schlampigen Service schimpfen musste, gab und gibt es am "Kastanienhof" nichts auszusetzen. Eigentlich! "Du kochst lecker", lobte er Inko. Und das war erst der Anfang einer beispiellosen Motivationsstrategie, die den Sachsen in Schockstarre wieder aufrütteln - und zum Weitermachen - bringen sollte.

Eine Woche Praktikum im Zwei-Sterne-Restaurant

Und dann gab es für Rosin natürlich auch noch Extra-Hoffnung hinter den Kulissen: Chefkoch Christian Richter steckte schon lange voller Ideen. Er muss sie nur auch durchsetzen können - und damit einen Kompromiss mit dem Traditionalisten Inko finden. Küchen-Azubi Oliver war ohnehin schnell zu begeistern. Einmal mehr noch, als Frank Rosin ihn spontan mit einem Motivationsgeschenk belohnte: "Eine Woche Praktikum im Zwei-Sterne-Restaurant", gönnte ihm der Küchen-Retter. Alle Auslagen für Olivers Kurz-Trip ins Ruhrgebiet übernimmt Rosin.

An anderer Stelle packten die mittlerweile bestens eingespielten Helfer zu: Marketing-Fachfrau Eva-Miriam Gerstner entwickelte in Windeseile ein Konzept, um den Biergarten des "Kastanienhofs" auch tatsächlich zu einem attraktiven Ziel für Lobstädter und Bus-Gäste aus dem Umland zu machen. Außerdem tüftelte sie mit Inko, der plötzlich doch wieder Feuer und Flamme war, ein Themenwochen-Konzept aus. Die Idee dahinter: Weil in Corona-Zeiten das Reisen so schwierig geworden war, holt der "Kastanienhof" Italien, Spanien, Südtirol und Österreich sowie Griechenland kulinarisch in den Hinterhof - in den umdekorierten, nun mediterran-gemütlichen Gastgarten.

Raus aus der Corona-Klemme!

Finanzexperte Thomas Hirschberger trieb Inko dazu an, den Geschäftsmann in sich wiederzuentdecken. Sichtbares Symbol für die Wandlung: Der passionierte Koch, der schon seit 1993 den Kastanienhof betreibt, zog erstmalig seinen Küchen-Kittel aus, um im Ort und dem Umland auf Kundenfang zu gehen. Mehr "Manager" wollte Inko plötzlich sein. Und das gelang ihm: Schon in kurzer Zeit zog er weitere lukrative Catering-Aufträge an Land. Und mit gleich zwei Bus-Unternehmen ist er im Geschäft: Sie bringen ihm Besucher zu seinen "Themenwochen".

Tatsächlich verfing die Rosin-Rosskur im Kastanienhof eben doch: "Jemand der 26 Jahre seine Sachen macht, dem kann ich nichts beibringen", lobte der Sternekoch den Kollegen. Trotzdem riet er Inko: "Versuche, alles ein bisschen innovativer zu sehen." Der Groschen fiel, die Test-Gäste waren begeistert. So wurde auch in Lobstädt ein Schuh daraus. Und Inko darf jetzt schon stolz sein, so ein bisschen zum Vorbild geworden zu sein: So kann man sich aus der Corona-Klemme befreien!