Sankt Petersburg: Sprengstoff-Anschlag auf U-Bahn - Neun Tote und viele Verletzte

Rettungskräfte beim Eingang zur U-Bahnstation Tekhnologichesky Institut (Bild: dpa)
Rettungskräfte beim Eingang zur U-Bahnstation Tekhnologichesky Institut (Bild: dpa)

In einer U-Bahn im russischen Sankt Petersburg hat es eine schwere Explosion gegeben, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet. Aktuellen Angaben zufolge gab es neun Tote, mehr als 50 Personen wurden verletzt.

Der Sprengsatz explodierte in einem Zug auf der Fahrt zwischen den Stationen Technologitscheskij Institut und Sennaja Ploschtschad im Zentrum. Bilder aus den sozialen Netzwerken zeigen zahlreiche am Boden liegende Menschen und eine schwer beschädigte U-Bahn sowie starke Rauchentwicklung in der Station. Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot vor Ort.

Nach Angaben des nationalen Anti-Terror-Komittees gab es entgegen anderslautender Meldungen nur eine Explosion. Das Komittee bat die Medien, keine Spekulationen über die Hintergründe und den oder die Täter zu verbreiten. Berichten zufolge wurde ein mutmaßlicher Täter von Überwachungskameras erfasst. “Die Videokameras der Metro haben den mutmaßlichen Urheber der Explosion gefilmt”, sagte ein nicht genannter Behördenvertreter der Agentur Interfax.

Eine Quelle berichtete der Nachrichtenagentur Interfax von einem selbstgebauten Sprengsatz. Behördenquellen schätzten die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm Dynamit. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen. Nach ersten Erkenntnissen sei kein Selbstmordattentäter unterwegs gewesen. Der Sprengsatz sei in dem Wagen platziert worden.

Alle U-Bahn-Stationen in der Fünf-Millionen-Stadt wurden geräumt. (Bild: Reuters)
Alle U-Bahn-Stationen in der Fünf-Millionen-Stadt wurden geräumt. (Bild: Reuters)

Alle U-Bahn-Stationen in der Fünf-Millionen-Stadt wurden geräumt. Der Gouverneur von Sankt Petersburg berief den Notfallplan für Sicherheitskräfte ein. An der Station Ploschtschad Wosstanija wurde laut Polizeiangaben ein weiterer Sprengsatz gefunden. Ein Spezialkommando entschärfte die Vorrichtung. Sie soll einer Polizeiquelle von Interfax zufolge um ein Vielfaches stärker als die detonierte Bombe gewesen sein.

Präsident Wladimir Putin war am Montag in St. Petersburg, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach Putin. “Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht – ob es eine kriminelle Tat war oder sie einen terroristischen Charakter hat”, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Rettungskräfte oberhalb einer U-Bahn-Station in St Petersburg. (Bild: AP)
Rettungskräfte oberhalb einer U-Bahn-Station in St Petersburg. (Bild: AP)

Alle Anzeichen deuteten auf einen Terroranschlag hin, sagte Viktor Oserow, Abgeordneter im russischen Föderationsrat. Auch der Generalstaatsanwalt sprach von einem Terroranschlag. Der Ermittlungsausschuss leitete ein Strafverfahren gemäß Artikel 205 (Terroranschlag) und 223.1 (Herstellung von Sprengstoffen) StGB RF ein.

In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge.

In der Stadt wurde eine dreitägige Trauer ab Dienstag angeordnet.

Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert, schrieb auf Twitter: “Das sind furchtbare Nachrichten aus St. Petersburg: Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen und ihren Familien.” Auch die US-Botschaft in Moskau kondolierte den Angehörigen der Opfer. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und die EU-Außenminister haben ebenfalls ihr Mitgefühl ausgedrückt. “Unsere Gedanken sind bei allen Menschen Russlands”, schrieb Mogherini auf Twitter.

Mit Material von dpa