Satire nicht verstanden: Twitter-User regen sich über Claudia Roth auf

Muss oft Spott und Häme ertragen: Claudia Roth. (Bild: Getty Images)
Muss oft Spott und Häme ertragen: Claudia Roth. (Bild: Getty Images)

Der „Berliner Express“ veröffentlichte am Montag einen Artikel, laut dem die Grünen-Politikerin Claudia Roth ein generelles Alkoholverbot während des Ramadans fordert. Dass es sich bei der Webseite um ein Satireblog handelt, haben etliche Leser übersehen.

In besagtem Artikel heißt es gleich zu Beginn, Roth sei für ihren „unermüdlichen Einsatz zugunsten der muslimischen Minderheit in Deutschland weithin bekannt“. Weil gerade Ramadan ist und „es immer wieder Probleme damit gibt, dass sich Deutsche in der Gegenwart von Muslimen nicht benehmen können und in der Öffentlichkeit tagsüber alkoholische Getränke zu sich nehmen“, schlage die Politikerin „drastische Maßnahmen“ vor.

Ein Verkaufsverbot für Alkohol müsse doch machbar sein, da Christen während der Fastenzeit auch keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen. „Wer 40 Tage fasten kann, dem tun auch 28 Tage nicht weh“, sagt „Roth“ dem Artikel zufolge. Doch die Grünen-Politikerin hat diese Worte nie gesagt, es handelt sich um Satire.

Dennoch brachte unter anderem das rechtslastige Nachrichtenportal „Truth24“ die Nachricht, Roth fordere ein Alkoholverbot während des islamischen Fastenmonats. Die Seite gab die Satire fälschlicherweise als Tatsache aus. Und auch so mancher Politiker ließ sich aufs Glatteis führen. Etwa die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach, die mittlerweile der AfD nahesteht.

Steinbach wurde zwar kurze Zeit nach ihrem Tweet darauf hingewiesen, dass es sich bei der Meldung um Claudia Roth um Satire handelt, doch das scheint sie nicht weiter zu stören.

Auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Udo Hemmelgarn scheiterte beim Versuch, die Satire als solche zu identifizieren:

Etliche andere User haben den News-Gag ebenfalls nicht verstanden und echauffieren sich nun im Netz über Roths vermeintlichen Vorschlag:

Manche können hingegen Steinbachs Fehleinschätzung halbwegs nachvollziehen:

Sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus wurde der Artikel für bare Münze genommen. Die nationalistische Facebook-Gruppe „Traditional Britain Group“ brachte eigens eine englische Übersetzung des gesamten Fake-Artikels.

Dabei hätte schon ein Klick gereicht, um sich Klarheit zu verschaffen, um wen es sich beim „Berliner Express“ handelt. Unter der Rubrik „Über uns“ heißt es: „In Zeiten von ‘Fake News’ und der internetweiten Verfolgung davon, ist Satire wichtiger denn je. Wir finden auch, dass es zu wenig Online-Satire gibt. Dem wollen wir mit unserem ‘Berliner Express’ entgegentreten.“

Mit ihrer Politik der Toleranz erregt Claudia Roth immer wieder konservative und rechte Gemüter. Zur Ramadan-Satire hat sich Roth noch nicht geäußert, dafür aber über einen Vorfall, der sich vor wenigen Tagen zugetragen hat. Weil Roth während einer Rede von AfD-Fraktionsvize Alice Weidel mit dem Rücken zum Rednerpult auf ihrem Platz saß, schrieben etliche AfD-Anhänger, Roth habe damit ihre Ablehnung gegen Weidel zeigen wollen.

In Wahrheit hatte Roth aber nur mit einem Kollegen gesprochen, der einige Reihen hinter ihr saß.