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Satire-Video von Aurel Mertz zum Racial Profiling der Polizei sorgt für Aufsehen

“Was darf Satire?”, fragte Autor Kurt Tucholsky bereits 1919. Diese Frage hat nie an Aktualität verloren. Dieses Mal sorgt ein Clip der ARD mit Komiker Aurel Mertz für Aufsehen.

Die deutsche Polizei wird aktuell von mehreren Stellen kritisch beäugt. (Symbolbild: Getty Images)
Die deutsche Polizei wird aktuell von mehreren Stellen kritisch beäugt. (Symbolbild: Getty Images)

In dem rund zweieinhalbminütigen Video werkelt Aurel Mertz an einem Fahrradschloss herum. Währenddessen diskutieren zwei Polizisten, unter anderem anhand einer Farbpalette, ob es sich dabei um ein Verbrechen handeln könnte. Ihre Erkenntnis: Aurels Hautfarbe ist schwarz, deshalb muss es ein Verbrechen sein.

Nachdem die Polizisten Verstärkung angefordert haben, wird Mertz von einem Scharfschützen erschossen, zuvor hatte er die Polizisten damit konfrontiert, dass es sich um sein eigenes Fahrrad handelt. Die Polizisten stellen zum Ende des Clips plötzlich fest: Mertz war Deutscher, schließlich trug er Socken mit Sandalen, woraufhin die Trauer groß ist.

Innerhalb kürzester Zeit hat das Video eine große Reichweite erzielt und damit für eine große Diskussion gesorgt.

Studie zum Racial Profiling wird gefordert

Der Hintergrund des Videos ist dabei ernst. Racial Profiling gilt als eines der großen Probleme im Polizeidienst. Beamte orientieren sich, so der Vorwurf, an Merkmalen wie Hautfarbe, Herkunft oder Religion bei der Beurteilung von scheinbar verdächtigen Personen.

Während diese Praxis in den USA oder in Großbritannien verboten ist, gibt es in Deutschland keine direkte gesetzliche Regelung. Diskriminierung aufgrund diverser Merkmale ist aber laut Paragraph 3 des Grundgesetzes verboten. Innenminister Horst Seehofer (CDU) hatte kürzlich einer Studie zur Untersuchung des Racial Profiling unter deutschen Polizisten eine Absage erteilt. Eine Petition (113349 auf der Seite des Bundestags) will nun erreichen, dass eine solche Studie doch durchgeführt wird.

Aurel Mertz wird nun vermehrt vorgeworfen, mit seinem Video gleichermaßen eine große Gruppe Menschen über einen Kamm zu scheren wie es Polizisten vermeintlich beim Racial Profiling tun würden. Der Schwarze klaut, der Polizist ist ein Rassist - dieses plumpe Bild ist auf beiden Seiten nicht zu halten.

Videos aus drei Städten werfen viele Fragen auf

Doch muss Satire nicht wehtun, um auf Missstände hinzuweisen? “Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel”, schrieb Tucholsky einst und ist damit auch noch 101 Jahre später top aktuell.

Die Darstellung von Mertz ist natürlich überspitzt. Darauf verwies der Comedian selbst, sah die Notwendigkeit aber wohl unter anderem durch Videos aus Frankfurt und Düsseldorf gegeben.

In Frankfurt hatten Polizisten einen 29-Jährigen festgenommen. Videos zeigten einen Beamten dabei, wie er den am Boden liegenden Mann mehrmals trat. Ein anderer Beamter wurde dabei gefilmt, wie er den gleichen Mann, dieses Mal im Polizeiauto sitzend, einen weiteren massiven Tritt verpasste.

In Düsseldorf waren zwei Polizisten am Wochenende dabei gefilmt worden, wie sie einen Jugendlichen auf dem Boxen fixierten. Einer der Beamten kniete dabei mit seinem rechten Bein auf dem Kopf und Nacken des Jungen. Die Szenen erinnerten an den Tod des US-Amerikaners George Floyd, der Ende Mai 2020 von einem Polizisten ähnlich fixiert worden war und erstickte.

Auch ein Einsatz in Hamburg wirft viele Fragen auf. Dort waren acht Polizisten dabei gefilmt worden, wie sie einen 15-Jährigen gewaltsam zu Boden werfen.

Video sorgt für Rundfunkgebühr-Ärger

Dass das Video von Mertz in Zusammenarbeit mit der ARD entstanden ist und damit aus den Rundfunkgebühren finanziert wurde, hat für Empörung bei CDU-Politiker Sven Schulze gesorgt.

“Dieses Video, finanziert mit Gebührengeldern von ARD & ZDF, ist ein Schlag ins Gesicht aller Polizisten in Deutschland. Nicht nur deshalb ist es richtig, daß die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags nicht kommen wird. Die CDU in Sachsen-Anhalt wird das verhindern”, schrieb dieser bei Twitter.

Auch Matthias Hauser (CDU) meldete sich per Twitter zu Wort: “Das ist gebührenfinanzierter Hass auf Polizisten. Schämt Euch für solche Pauschalvorwürfe!”

Mertz selbst antwortete den Kritikern: “Merke: wenn du Satire über die Polizei machst, DANN BIST DU EIN HETZER! Mal ganz ehrlich, wer hat denn das Vokabular so eskalieren lassen? So ein Top Satire-Clip muss doch vernünftig diskutiert werden können ohne, dass wir uns alle beschimpfen. Und das gilt für alle Parteien!”

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