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Saudi-Arabien bleibt über deutsche Regierung verärgert

«Wir wollen sicherstellen, dass Saudi-Arabien nicht wie ein Fußball behandelt wird», sagt Adel al-Dschubair. Foto: Sven Hoppe
«Wir wollen sicherstellen, dass Saudi-Arabien nicht wie ein Fußball behandelt wird», sagt Adel al-Dschubair. Foto: Sven Hoppe

«Abenteurertum»: Dieser Vorwurf Gabriels in Richtung Saudi-Arabien hat vor drei Monaten zu einem Eklat geführt. Bisher ließen sich die Saudis nicht besänftigen. Der saudische Außenminister bekräftigt jetzt: «Wir wollen nicht wie ein Fußball behandelt werden.»

München/Berlin (dpa) - Auch drei Monate nach einem diplomatischen Eklat zwischen Deutschland und Saudi-Arabien wegen einer Äußerung von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel ist keine Entspannung zwischen beiden Ländern in Sicht.

Der saudische Außenminister Adel al-Dschubair machte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur deutlich, dass vor der Bildung einer neuen Bundesregierung kaum mit der Rückkehr des im November aus Berlin abgezogenen Botschafters zu rechnen sei. «Ich kann Ihnen sagen, dass wir nicht erfreut über die Äußerungen sind, die in jüngster Zeit aus der deutschen Regierung zu hören waren», sagte Al-Dschubair der dpa. «Wir wollen sicherstellen, dass Saudi-Arabien nicht wie ein Fußball behandelt wird.»

Gabriel hatte Saudi-Arabien am 16. November auf einer Pressekonferenz mit seinem libanesischen Kollegen Dschibran Bassil indirekt «Abenteurertum» in der Nahostregion vorgeworfen. Angesichts der Verwicklung Saudi-Arabiens in den - später zurückgenommenen - Rücktritt des libanesischen Regierungschefs Saad Hariri sagte der SPD-Politiker, «dass gemeinsam aus Europa das Signal kommen muss, dass wir das Abenteurertum, was sich in den letzten Monaten dort breit gemacht hat, nicht mehr bereit sind, einfach sprachlos hinzunehmen».

Zwei Tage später wurde der Abzug des Botschafters bekannt. Gabriel relativierte seine Äußerung kurz vor Weihnachten in einem Interview der saudischen Zeitung «Al-Scharq al-Awsat»: «Meine Kommentare zur Libanon-Krise sollten kein bestimmtes Land in der Region angreifen - auch nicht Saudi-Arabien.» Den Botschafter Prinz Chalid bin Bandar bin Sultan bin Abdulasis Al Saud konnte er damit aber nicht zur Rückkehr bewegen.

Al-Dschubair betonte zwar, dass er das deutsch-saudische Verhältnis grundsätzlich für «exzellent» halte. «Wir schätzen und würdigen diese Beziehungen», sagte er der dpa. «Aber wir hatten ein Problem, mit Kommentaren, die von deutschen Funktionsträgern gemacht wurden und wollten unseren Unmut über diese Kommentare deutlich machen.» Jetzt wolle man erst einmal sehen, «was bei der Bildung einer neuen Regierung passiert», sagte Al-Dschubair. «Wir hoffen, dass die Beziehungen wiederhergestellt werden können.»

Ob Gabriel bei einer großen Koalition der neuen Regierung angehören wird, ist unklar. Al-Dschubair nahm am Wochenende wie Gabriel an der Münchner Sicherheitskonferenz teil. Von einem Treffen der beiden ist nichts bekannt.

Saudi-Arabien ist neben dem Iran und Israel die stärkste Regionalmacht im Nahen Osten und steht unter anderem wegen der militärischen Intervention im Jemen in der Kritik, aber auch wegen Einmischung in innere Angelegenheiten zum Beispiel im Libanon.