Schüsse vor NS-Dokuzentrum in München - Experten analysieren Täter-Video von München - ein Detail überrascht Profiler besonders

Der mutmaßliche Täter von München
Der mutmaßliche Täter von München

Am Donnerstagmorgen sind in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums in der Münchner Innenstadt Schüsse gefallen. Das Zentrum liegt in unmittelbarer Nähe zum israelischen Generalkonsulat. Ein Augenzeugenvideo soll den Täter zeigen. Experten analysieren das Video für FOCUS online.

Es sind verstörende Bilder, die auf dem Video eines Augenzeugen zu sehen sind: Ein Mann mit roter Hose und dunklem Oberteil läuft mit einem langen Gewehr in der Hand völlig unbehelligt   in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums in München umher.

Er hantiert mit dem Gewehr, auf dem ein Bajonett steckt, gibt einen Schuss ab, verschwindet kurz hinter einer Art Verschlag und taucht dann wieder auf. Der Mann läuft umher, scheint gegen eine Scheibe eines Gebäudes zu schlagen und verschwindet dann aus dem Blickfeld des Augenzeugen, der die ganze Szene gefilmt und auf der Plattform X hochgeladen hat.

Experten über Video des Täters von München

Für den erfahrenen operativen Fallanalytiker Axel Petermann wirkt der junge Mann, der später von Polizisten erschossen wird, planlos. „Ich habe das Video mehrfach angeschaut und auf mich wirkt das wie ein Räuber- und Gendarm-Spiel, fast schon kindlich, wenn es nicht so schlimme Folgen gehabt hätte“, sagt er zu FOCUS online. Der Mann scheint keinen gezielten Plan zu verfolgen, sagt Petermann überrascht. „Er ist völlig ungeschützt, trägt offenbar keine Maske, macht sich also keine Sorgen darum, erkannt zu werden. Und er sucht auch nicht nach Deckung oder versteckt sich, als die Polizeisirenen zu hören sind und scheint auch nicht zu fliehen.“

Und noch etwas fällt Petermann auf: „Als er seinen Schuss abgibt, wird er von dem Rückschlag fast umgeworfen. Ein erfahrender Schütze weiß um die Wucht des Rückschlags.“ Shams Ul Haq, Journalist und Terrorexperte, erkennt bei dem Täter zudem Probleme beim Laden der Waffe. „Er ist mit der Waffe auch unstabil wenn er läuft.“ Man könne davon ausgehen, dass er spontan nach dieser Waffe gegriffen hat für diese Tat, sagt er zu FOCUS online.

Täter soll junger Islamist sein

Noch sind die Hintergründe der Tat in München ungeklärt. Aber es handelt sich bei dem Mann Medienberichten zufolge um einen in Österreich lebenden 18-Jährigen. Sein Wohnort soll im Salzburger Land liegen. Der Mann soll Sicherheitsbehörden bereits als Islamist bekannt gewesen sein. Nach München fuhr er mit dem Auto, wie aus Polizeipapieren hervorgeht, berichtet der „Spiegel“.

Shams Ul Haq gibt jedoch zu bedenken: „Ein Terrorist würde nicht so vorgehen, der würde gezielter auf Menschen schießen.“ Bei der Waffe handelt es sich um ein Repetiergewehr. Petermann vermutet, dass es aus einem der beiden Weltkriege stammt. Für Shams Ul Haq stellt sich nun auch die Frage, woher der Mann die Waffe bekommen hat und warum er um 9 Uhr morgens damit durch München laufen konnte.

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