Scharfe Kritik vom BRH - Die Rentenpläne der Ampel kosten Sie eine Woche Urlaub pro Jahr

Öfter Urlaub auf Balkonien: Damit ältere Menschen mehr Rente bekommen, müssen Jüngere künftig auf vieles verzichten. Für Durchschnittsverdiener entspricht der Verlust etwa den Kosten von einer Woche Verreisen.<span class="copyright">Getty Images/Maskot</span>
Öfter Urlaub auf Balkonien: Damit ältere Menschen mehr Rente bekommen, müssen Jüngere künftig auf vieles verzichten. Für Durchschnittsverdiener entspricht der Verlust etwa den Kosten von einer Woche Verreisen.Getty Images/Maskot

Bis zum Jahr 2045 kosten die Rentenpläne der Ampelkoalition rund 507 Milliarden Euro. Weil die Bundesregierung gleichzeitig ihre Zuschüsse zur Rentenkasse kürzt, schultern Beitragszahler immense Lasten. Die Kosten entsprechen in etwa einer Urlaubswoche pro Jahr.

Auf Angestellte in Deutschland kommen deutlich höhere Rentenbeiträge zu, warnt der Bundesrechnungshof (BRH). Er kritisiert den Plan der Bundesregierung, das Rentenniveau bei 48 Prozent einzufrieren, scharf. Rund eine halbe Billion Euro Zusatzkosten laste dies der Rentenkasse auf, rechnen die Experten in einem Gutachten vor, über das der Spiegel berichtet.

Leidtragende sind vor allem jüngere Menschen : Sie zahlen mehr, bekommen aber womöglich nichts dafür.

Rentner bekommen mehr, Angestellte tragen die Last

Hintergrund der Kritik ist, dass die Bundesregierung bis 2045 ein Rentenniveau von 48 Prozent festgeschrieben hat. Ein Rentner, der 45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen verdiente, bekommt also 48 Prozent seines letzten Jahresverdienst als Rente. Viele Abgaben berechnet die Formel ein. Die Steuern noch nicht.

Dieses Rentenniveau entspricht in etwa dem heutigen Wert (48,1 Prozent) und dem der vergangenen Jahre.

Ohne die Änderung wäre das Rentenniveau gemäß Prognosen der Rentenversicherung bis 2045 auf rund 42 Prozent gesunken. Rentnern bleibt durch die neue Regelung also deutlich mehr Geld.

Hintergrund dieser Vorgehensweise ist, dass die Bundesregierung die Rente nicht senken kann. Sie könnte sie aber langsamer anheben. Das verhindert die neue Regel nun. Der Wert eines Rentenpunktes steigt weiter im Gleichschritt mit dem Einkommen.

Die Bundesregierung unternimmt nichts, um den Beitragsanstieg ernsthaft abzumildern

Weil die Zahl der Rentner jedoch weiter steigt und der Bund seine Zuschüsse zur Rentenkasse laut Merkur sogar um bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr kürzt, müssen die Beiträge steigen. Die alte Rentenregel teilte die Last der alternden Bevölkerung zwischen Rentnern und Beitragszahlern auf. Die neue Regelung lastet sie vollständig den Beitragszahlen auf.

In Zahlen heißt das: Die Beiträge steigen bis 2045 laut BRH „um über vier Prozentpunkte“.

Ansätze, diesen Anstieg aufzuhalten, hat die Bundesregierung nicht. Zwar baut sie bis 2045 für rund 366 Milliarden Euro Schulden ein Aktienvermögen auf, dessen Rendite ab 2036 teils Beiträge ersetzen soll. Das bremse deren Anstieg aber bestenfalls um 0,4 Prozentpunkte, kritisiert der Bundesrechnungshof.

Trotz Milliardeneinsatz wächst der Beitrag fast genauso schnell wie ohne neue Schulden. Das verdeutlicht das Ausmaß des Problems: Die Bundesregierung unternimmt auch deshalb wenig gegen den Anstieg, weil sie fast nichts unternehmen kann. Das Problem ist schlicht zu groß.

2045 können sich Durchschnittsverdiener wegen höherer Rentenbeiträge eine Woche weniger Urlaub im Jahr leisten

Der BRH sagt voraus, dass der Rentenbeitrag bis 2045 von derzeit 18,6 auf 22,3 Prozent steigt. Das entspricht Prognosen anderer Experten. Die Hälfte des Beitrags zahlt der Arbeitgeber.

Zur Einordnung: Wer das deutsche Durchschnittsgehalt von 45.000 Euro verdient, zahlt 4185 Euro in die Rentenversicherung. Läge der Beitrag heute schon bei 22,3 Prozent, würde ein Durchschnittsverdiener 5018 Euro zahlen. Das entspricht 833 Euro zusätzlich. In etwa so viel, wie die Menschen in Deutschland durchschnittlich für eine Woche Urlaub ausgeben.

Diese Zahl verdeutlicht den Kaufkraftverlust, den steigende Rentenbeiträge Angestellten im Jahr 2045 auflasten: Obwohl sie genauso viel arbeiten wie derzeitige Generationen, müssen sie auf eine Woche Urlaub pro Jahr verzichten. Gleichzeitig will sie die Bundesregierung noch mit satten Förderunen animieren, 3000 Euro im Jahr zu sparen . Ein toller Plan, doch den müssen die Menschen dann erst einmal finanzieren.

Gleichzeitig zahlt auch ihr Arbeitgeber für sie jährlich 833 Euro mehr in die Rentenkasse. Arbeit in Deutschland verteuert sich dadurch weiter. Davon profitieren aber nur Rentner. Angestellte müssen zusätzlich zum Kaufkraftverlust fürchten, dass ihr Chef nun einen Grund mehr hat, ihren Job ins günstigere Ausland zu verlagern.

Junge Menschen zahlen hohe Beiträge, bekommen aber womöglich trotzdem Mini-Renten

Der Bundesrechnungshof kritisiert eine weitere Ungerechtigkeit: Das Paket bevorzuge ältere und mittlere Generationen.

  • Wer bereits Rente bezieht, profitiert sofort von den höheren Beiträgen.

  • Wer in einigen Jahren in Rente geht, zahlt zwar kurzzeitig etwas mehr, bekommt dafür später auch mehr heraus. Auch okay.

  • Wer nach 2045 in Rente geht, zahlt lange mehr. Er weiß aber nicht, wie viel er herausbekommt, weil die Bundesregierung das Rentenniveau nur bis ins Jahr 2045 garantiert.

Junge Menschen zahlen 21 Jahre lang immer höhere Beiträge, ohne zu wissen, was sie nach dem Auslaufen der 48-Prozent-Garantie erwartet. Sie könnten die großen Verlierer dieser Rentenpolitik sein.