So gefährlich ist scharfes Essen wirklich für die Geschmacksnerven
Wer gern scharf isst, der kann manchmal direkt nach dem Essen seine Zunge nicht so richtig spüren. Es gibt daher den Mythos, dass die Schärfe Geschmacksnerven zerstört.
Im internationalen Vergleich essen die Menschen in Deutschland nicht besonders scharf. Dennoch gibt es auch hierzulande einige Liebhaber der feurigen Würze, die immer auf der Suche nach dem nächsten Kick sind – zum Beispiel bei einer scharfen Currywurst.
Inzwischen gibt es auch eine gigantische Auswahl an Hot Sauces. Außerdem wurde erst kürzlich der Guinness Weltrekord für die schärfste Chilischote erneut geknackt. Die Pepper X schlägt mit über 2,6 Millionen Scoville zu Buche.
Doch welche negativen Folgen kann der Konsum von extrem scharfen Speisen eigentlich haben? Nicht jeder Körper steckt diese Tortur nämlich spurlos weg.
Zerstört scharfes Essen die Geschmacksnerven?
Es gibt verschiedene Stoffe, die für ein Schärfe-Empfinden sorgen – der wohl bekannteste ist das Capsaicin, welches in vielen Paprika- und Chilisorten vorkommt. Dabei zählt Schärfe nicht zu den Geschmacksrichtungen, die unsere Zunge wahrnehmen kann:
süß
sauer
salzig
bitter
umami
Der Mythos, dass Schärfe die Geschmacksnerven zerstört, hält sich dabei hartnäckig – wahrscheinlich weil zu viel davon die Geschmacksrichtungen verdrängt. Dafür gibt es jedoch keinerlei wissenschaftliche Belege. Das hat Dr. Paul Bosland von der New Mexico State University gegenüber Vice gesagt.
Im Gegenteil: Die durch Schärfe ausgelöste Hitzereaktion sorgt dafür, dass die Zunge stärker durchblutet wird. Richtig dosiert kann das dazu führen, dass der Geschmack der Speise sogar noch verstärkt wird.
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Zu viel des Guten kann schaden
Wenn es aber vorrangig um die Schärfe geht, dann kann es auch sein, dass sich Ihr Mund komplett taub anfühlt und keine Geschmacksempfindung mehr zulässt. "Zu viel davon ruiniert ein Gericht, doch beide können andere Geschmacksrichtungen im Gericht hervorheben, wenn sie moderat eingesetzt werden", so Dr. Bosland. Das sei wie mit Salz.
Das Schmerzempfinden und die Taubheit durch zu scharfes Essen ist nur ein temporärer Effekt und wirkt sich also nicht dauerhaft auf das Geschmacksempfinden aus – anders als zum Beispiel Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum.
Dennoch kann zu viel Schärfe negative Folgen haben. Es wird mehr Magensäure gebildet, was zu Sodbrennen führen kann. Auch Schleimhautreizungen oder Bluthochdruck können körperliche Reaktionen sein. In manchen Fällen kann sogar ein ärztlicher Notfall entstehen – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.
Tödliche Schärfe: Darum sollten Sie vorsichtig sein
In manchen Fällen kann Schärfe sogar tödlich enden. In den USA kam es im September 2023 dazu, dass ein Schüler im Zuge der "One Chip Challenge" einen extrem scharfen Chip auf Basis der berüchtigten Chilischote Carolina Reaper gegessen hat. Diese ist mit rund 2,2 Millionen Scoville 250-mal schärfer als eine Jalapeño. Der Hersteller hatte das Produkt daraufhin aus dem Handel genommen.
Das für die Schärfe verantwortliche Capsaicin kann laut Experten Herzrhythmusstörungen verursachen. Da sich diese Mutprobe als "Hot Chip Challenge" auch in Deutschland verbreitet hat und zu Krankenhausaufenthalten von Jugendlichen führte, sprach das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Warnung aus.
Die Verbraucherzentralen von Bayern und NRW fordern, dass Lebensmittel mit einem Capsaicin-Gehalt von über 6.000 Milligram pro Kilo auf ihre Sicherheit geprüft werden sollen. Auch ein Verbot wurde angesprochen.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hingegen betont, dass die Lebensmittelunternehmer selbst darauf achten sollen, dass die Produkte dem deutschen Lebensmittelrecht entsprechen. Für die Kontrollen seien die Bundesländer zuständig.
Experten Meinung
Bitte nicht übertreiben
Als Fan der YouTube-Interviewreihe "Hot Ones" reizt mich die Herausforderung von immer schärfer werdenden Saucen. Gleichzeitig weiß ich, dass mein Magen das wohl kaum mitmachen würde. Wenn Sie gern scharf essen, müssen Sie sich zwar keine Sorgen um Ihre Geschmacksnerven machen – dennoch sollten Sie auf der Suche nach dem nächsten Gaumenbrand vorsichtig sein und sich nicht zu viel zutrauen.
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