Griechische Europa-Münze - Dieses 2-Euro-Stück soll ein Vermögen wert sein? Warum das ein Mythos ist
Ist eine 2-Euro-Münze aus Griechenland selten? Diese Frage stellen sich manche Menschen, die ein mysteriöses Geldstück an der Supermarktkasse erhalten. Die Antwort überrascht – es kommt auf den Jahrgang an.
Es war einmal in den fernen Gefilden des antiken Griechenlands, als die schöne Europa, eine Königstochter aus Phönizien, eine Entscheidung fasste: Sie wollte in die Geschichte eingehen – aber nicht nur als Opfer eines göttlichen Schabernacks, sondern als begehrte Rarität im Geldbeutel der Menschen im 21. Jahrhundert: „Wie kann ich es schaffen, dass mich jeder kennt?“, fragte sich Europa. Die Antwort war klar: „Ich muss auf eine Münze! Aber nicht auf irgendeine – auf eine ganz besondere.“
Europa wusste, dass Zeus, der höchste der Götter, ein Faible für Verwandlungen hatte. Besonders gefiel ihm die Gestalt eines prächtigen weißen Stiers. Sie überzeugte Zeus, sich wieder einmal in dieses majestätische Tier zu verwandeln - aber diesmal nicht, um sie zu entführen, sondern um auf einer glänzenden Münze verewigt zu werden. „Ich will auf der 2 Euro Münze reiten!“, forderte sie. Zeus, der über so viel Geschäftstüchtigkeit staunte, willigte ein – allerdings nicht ohne seine eigene Bedingung: „Du musst dafür sorgen, dass die Menschen glauben, sie hätten etwas ganz Besonderes entdeckt.“
Ein alltäglicher Schatz in der Geldbörse? Oder die Massenware unter den Münzen?
Eine simple Google-Recherche oder ein Blick in die aktuellen Online-Auktionen macht deutlich: Die 2-Euro-Münze mit der Frau auf dem Stier muss ein moderner Schatz sein. 5.000 Euro für die Rarität? Ein Schnäppchen! 20.000 Euro – gar nicht mal so unrealistisch. Bis zu 80.000 Euro gingen die Preise im August 2024 - angeblich.
Auf den ersten Blick ist es gar nicht mal so abwegig, dass eine Münze diesen Marktwert erreicht. Stellen Sie selbst sich einmal vor, Sie kramen in Ihrer Geldbörse und stoßen auf eine 2-Euro-Münze, die mehr nach griechischer Mythologie aussieht als nach gewöhnlichem Kleingeld. Eine elegante Frau, die auf einem Stier reitet – was könnte das wohl bedeuten? „Das muss ein Zeichen sein!“, denken vielleicht auch Sie. „Vielleicht ist es ein direkter Nachfahre des Euros aus der Zeit der Minotauren!“ Doch bevor Sie anfangen, Platz in Ihrer Vitrine neben den antiken Schätzen zu machen, sollten wir uns die Fakten ansehen.
Eine Sternstunde der europäischen Kultur – kein Sechser im Lotto!
Die gute Nachricht zuerst: Ja, die Münze mit der Darstellung der Europa auf dem Stier ist tatsächlich eine echte 2-Euro-Münze. Sie kommt aus Griechenland und wird seit 2002 als sogenannte „Kursmünze“ geprägt. Mit anderen Worten: Wo bei uns in Deutschland der Bundesadler zu sehen ist, haben die Griechen ihre Europa platziert. Es handelt sich bei dem Motiv auch nicht – wie oft angenommen – um eine Fehlprägung, sondern um eine reguläre Ausgabe, die in Millionenauflage hergestellt wurde. Sie zeigt den Moment aus der antiken Mythologie, in dem Europa auf dem Rücken des Zeus in Stiergestalt davongetragen wird. Nicht mehr und nicht weniger.
Das Missverständnis um diese Münze könnte auf ihrer künstlerischen Gestaltung beruhen, die für viele Menschen auf den ersten Blick nicht eindeutig ist. Oft neigen Sammler dazu, ungewöhnliche oder ansprechend gestaltete Münzen als seltene Fehlprägungen zu interpretieren. Doch in diesem Fall handelt es sich um eine ganz gewöhnliche 2-Euro-Münze – wenn auch mit einer ungewöhnlichen Geschichte. Dazu kommt: Einzelne Münzen weisen auf dem untersten Stern am Münzrand einen Buchstaben auf, andere nicht – ein wertvolles Geheimzeichen, das den Marktwert in ganz andere Galaxien befördert?
Die Fakten: Erst nach dem Jahrgang 2002 wird es für Sammler interessant
Wie wertvoll ist diese sagenumwobene Münze wirklich? Trotz der künstlerischen Darstellung des Mythos ist die 2 Euro Münze keine Rarität oder Fehlprägung. Sie wurde in großem Umfang produziert und ist Teil des Umlaufgeldes in Griechenland sowie in anderen Euro-Ländern. Rund 75 Millionen Stück stellte die Griechische Münzprägestätte in Halandri bei Athen selbst her, 70 Millionen zusätzliche Exemplare bestellten die Griechen bei ihren Kollegen von der Finnischen Münzprägestätte „Suomen Rahapaja“ in Vantaa – und die Finnen verewigten sich in Form eines kleinen „S“ für „Suomi“ im Stern.
Diese hohen Auflagezahlen sind völlig normal für die Einführungsphase des Euro – die meisten Länder produzierten insbesondere in den ersten Jahren unvorstellbar hohe Mengen, um den Bargeldbedarf zu decken. Deshalb ist der Jahrgang 2002 aus Griechenland keine Rarität – interessanter wird es allerdings in den folgenden Jahren:
Im Jahr 2003 prägte Griechenland nur noch 550.000 Stück. 2005 und 2006 sowie 2008 und 2009 gab Griechenland jeweils eine Million neue 2-Euro-Münzen in den Zahlungsverkehr – also nur einen Bruchteil der Startauflage des Jahres 2002.
Wer diese Münzen im Wechselgeld findet, kann sich freuen, sie sind in makellosem Zustand etwa acht bis 10 Euro wert. Übrigens pausierte Griechenland danach einige Jahre und begann erst 2023 wieder, neue 2-Euro-Münzen zu produzieren – denn die Münzen-Massen der Anfangsjahre haben offenbar bis heute ausgereicht.
Hand aufs Herz: Hat die Europa auf dem Stier auch Sie zum Lachen gebracht?
Die Faszination für das Antike und Mythische kann uns leicht dazu bringen, den Wert von Objekten in unserem Alltag zu überschätzen. Doch gerade diese alltäglichen Gegenstände, wie die 2-Euro-Münze mit der Europa und dem Stier, bieten eine Gelegenheit, Geschichte und Mythologie auf eine zugängliche Weise zu erleben – ohne dabei einen Sechser im Lotto zu erwarten. Bitte tun Sie den vielen leidgeplagten Münzenhändlern in diesem Land einen Gefallen und rufen Sie nicht wegen einer 2-Euro-Münze mit der Frau auf dem Stier an. Sie wären womöglich Anrufer Nummer 8 oder 12 an diesem Tag.
Deshalb genießen Sie lieber beim nächsten Fund einer solch „mythischen“ Münze ein Schmunzeln auf den Lippen und denken Sie an die gewiefte Europa, die es geschafft hat, uns alle ein wenig zu verwirren. Denn die selbstbewusste Lady wäre sicherlich stolz darauf, dass sie es heutzutage alle paar Tage in die Medien schafft und die Rekordpreise in Online-Auktionen anzuführen. Und vielleicht findet sie ja auch einen Platz in Ihrem Sammelalbum?
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