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Schau über Schweizer Party-Queen in New York

Susanne Bartsch (l-r) mit Bette Midler, US-Fashion-Stylistin Patricia Field und Sophie von Haselberg. Foto: Jason Szenes

Kleider aus Puppenköpfen, schwarze Perücken mit Zöpfen bis zum Boden, goldglänzende Stiefel mit vielen Zentimeter hohen Plateau-Absätzen und ausladende weiße Engelsflügel: Die Outfits von Susanne Bartsch können gar nicht schrill genug sein.

Auch noch auf der vollsten Tanzfläche im dunkelsten Club muss sie damit auffallen, herausstechen und fotografiert werden können, das gehört zu ihrem Job. Bartsch ist Partyveranstalterin und hat sich mit ihren Sausen in New York zur Legende hochgefeiert. In den 80er Jahren schmiss die Schweizerin die schrillsten und angesagtesten Feiern der Millionenmetropole - und war dabei selbst stets greller Mittelpunkt.

«Ich liebe es, Menschen zusammenzubringen», sagte Bartsch einmal der «Huffington Post». «Das ist einfach magisch. Sie lieben dann, wer sie sind, und sie lieben, was sie machen, und in diesen Gefühlen sind sie vereint. Das liebe ich am Nachtleben. Es ist wie ein High und vielleicht ist es eine Droge, aber es fühlt sich einfach so gut an.»

Zuletzt war es stiller um Bartsch geworden, auch wenn sie noch immer zahlreiche Partys auf der ganzen Welt organisiert - aber jetzt entdeckt ihre Wahlheimat sie dank einer großen Ausstellung wieder. Noch bis zum 5. Dezember zeigt das Museum der Mode-Universität Fashion Institute of Technology (FIT) die rund 100 ausgefallensten Outfits der «Königin des New Yorker Nachtlebens» in der Schau «Fashion Underground: The World of Susanne Bartsch».

Nach New York war die in Bern geborene und schon mit 17 Jahren nach London ausgewanderte Bartsch Anfang der 80er Jahre eigentlich wegen eines Mannes gekommen. «Ich kam wegen einer Affäre. Ich kam zum Valentinstag und habe mich in die Stadt verliebt, den Typ habe ich sofort wieder vergessen.» Bartsch blieb, mietete sich im berühmten Chelsea Hotel ein und verkaufte zunächst aus London importierte Klamotten, bis sie schließlich ein paar Jahre später ihre erste Party organisierte - und sofort Erfolg hatte. Auf den legendären Feten der Schweizerin mischten sich Schwule, Lesben und Transvestiten in grellen Kostümen mit Wall Street Bankern im Anzug. «Susanne hat all diese merkwürdigen Menschen zusammengebracht und sie zu Ikonen gemacht», sagte DJane Anita Sarko dem «New York Magazine».

Doch in die Zeit der wilden Sausen bricht jäh die Aids-Epidemie herein. «Mehr und mehr Menschen starben. Ich musste mein halbes Adressbuch durchstreichen und wurde sehr depressiv.» Bartsch organisiert Benefiz-Partys und sammelt Millionen Dollar für die Aids-Hilfe. In dieser Zeit lernt sie David Barton kennen, der mit einer Kette von Fitnessstudios in New York berühmt geworden ist. 1994 wird der gemeinsame Sohn Bailey geboren, ein Jahr später heiratet das Paar in einer schrillen Zeremonie mit 43 Brautjungfern. Bartsch nimmt eine jahrelange Auszeit als Mutter. Inzwischen hat Bailey schon einen Schulabschluss und seine Eltern sind wieder getrennt.

Wie alt sie ist, verrät Bartsch nicht. «Vor vielen Jahren geboren, aber alterslos», sagte sie dazu jüngst der «New York Times». Geschätzt wird, dass sie längst über 60 ist. Obwohl sie seit Jahrzehnten in den USA lebt, ist ihr Englisch durchzogen von einem starken Schweizer Akzent. «Ich fühle mich nicht als Schweizerin, aber dort liegen meine Wurzeln. Wenn ich sage, dass ich etwas machen werde, dann mache ich es auch. Ich bin sehr ehrlich, betrüge niemandem und mache niemandem etwas vor.»

Nach der Mutter-Auszeit ist Bartsch nun wieder voll ins Party-Leben eingestiegen. «Das wichtigste für mich ist, nicht stillzustehen.» Aber die Party-Welt um sie herum hat sich verändert. «Ich bin old-school. Telefon. Ich kenne dieses Facebook nicht.» Auch die gestiegene Bedeutung von Prominenten als Partygäste ginge ihr auf die Nerven. «Das geht schon so weit, dass sich die Menschen überhaupt nicht mehr für die Deko interessieren. Du kannst ihnen eine Toilette hinstellen - wenn da ein Promi ist, sind sie begeistert. Ich mag Brad Pitt, ich würde mich freuen, wenn er kommt, aber das macht meine Party nicht aus.»

Bartschs Feiern in New York sind immer noch gut besucht. «Partys zu schmeißen liegt ihr in den Genen. Sie ist eine Ikone der Nacht, sie wird in die Hall of Fame des Nachtlebens eingehen», schwärmte der frühere Mitbetreiber des legendären Studio 54, Ian Schrager, jüngst. Auch wenn der große Ruhm der Schweizerin aus der Vergangenheit kommt, sei sie immer noch «sehr wichtig für New York», sagte Designer Richie Rich dem «New York Magazine». «So wie die Freiheitsstatue.»

Informationen zur Ausstellung

Website Susanne Bartsch