"Schauen nicht auf ihre Geschichte": Grammy-Chef verteidigt Nominierungen für Marilyn Manson und Louis C.K.
Sexuelles Fehlverhalten in der Vergangenheit ist kein Ausschlusskriterium für eine Nominierung, stellte der Grammy-Chef jetzt klar. Es gebe allerdings andere Möglichkeiten, bestimmte Künstler von der Verleihung des US-Musikpreises auszuschließen.
Bereits seit einigen Jahren stehen die Grammys in der Kritik: Vor allem zu wenig Transparenz bei den Entscheidungen, aber auch mangelnde Diversität bei den Preisträgern wurde der "Recording Academy", die den renommierten US-Musikpreis verleiht, immer wieder vorgeworfen. Obwohl der Musikverband für die Verleihung der Grammys 2022 entscheidende Änderungen vornahm, sah er sich nach der Bekanntgabe der diesjährigen Nominierungen am Dienstag erneut scharfer Kritik ausgesetzt. Zwei Nominierte stehen dabei im Blickfeld: Rocker Marilyn Manson und Comedian Louis CK, die in der Vergangenheit Schlagzeilen machten.
In einem Interview mit "The Wrap" machte Harvey Mason Jr., der Vorsitzende der "Recording Academy", nun klar, dass man niemanden "einschränken" wolle, der sein Material für die Auszeichnung einreiche: "Wir werden nicht auf ihre Geschichte schauen, wer werden nicht auf ihr Vorstrafenregister schauen, wir werden nur darauf schauen, ob die Arbeit unsere Regeln erfüllt." Anders verhalte es sich hingegen mit der Verleihung selbst: "Wir werden uns jeden, der ein Teil der Show sein will, der als Gast dabei sein will, genau anschauen und werden dann eine Entscheidung treffen", erklärte Mason Jr. "Aber wir werden die Leute nicht abhalten, ihre Arbeiten einzureichen, damit unsere Wähler darüber entscheiden können."
Grammy trotz sexuellem Fehlverhalten?
Marilyn Manson, dem zahlreiche Frauen sexuellen Missbrauch vorwerfen und der deswegen auch in vier Prozessen vor Gericht steht, ist nicht als Solokünstler, sondern lediglich für seine Mitarbeit auf Kanye Wests Album "Donda" nominiert, das auf der Vorschlagsliste für das "Album des Jahres" steht. Der Song "Jail", auf dem Manson zu hören ist, ist ebenfalls nominiert.
Während der kontroverse Rocker alle Vorwürfe bestreitet, gab Stand-up-Comedian Louis C.K. zu, dass er sich in der Vergangenheit falsch verhalten habe. 2017 hatten fünf Frauen in der "New York Times" berichtet, dass der Komiker vor ihnen masturbiert habe. Louis C.K. zog sich nach den Anschuldigungen zwischenzeitlich zurück, mit "Sincerely Louis CK" feierte er unlängst ein Comeback. Für den Mitschnitt des Programms könnte er nun den Preis für das beste Comedy-Album entgegennehmen.
Favoriten für den Grammy: Jon Batiste, Justin Bieber und Doja Cat
Favorit des Abends ist Jon Batiste: Der US-amerikanische Musiker, der sich zwischen Jazz und R&B, Klassik und American Roots Music in vielen Genres zu Hause fühlt, ist für elf Grammys nominiert. Über die zweitmeisten Nominierungen können sich Justin Bieber, Doja Cat und H.E.R. mit jeweils acht Nominierungen freuen: Der Popsänger Bieber ist unter anderem mit seinem Song "Peaches" als "Record of the year" sowie für sein Album "Justice" vorgeschlagen, die Rapperin Doja Cat hofft auf die Trophäen für das Album des Jahres ("Planet Her") und für den Song des Jahres ("Kiss Me More"). Die Singer-Songwriterin H.E.R. ist unter anderem in der Kategorie "Best R&B performance" nominiert. Jeweils sieben Nominierungen gehen an Billie Eilish und Olivia Rodrigo.
Die 64. Verleihung der Grammys findet am 31. Januar 2022 in Los Angeles statt. Die Auszeichnung wird in insgesamt 86 Kategorien verliehen. Über die Gewinnerinnen und Gewinner entscheiden die über 20.000 Mitglieder der Recording Academy.