Schiffsunglück: Überlebende und Rettungskräfte berichten

Bei dem verheerenden Schiffsunglück im Mittelmeer am Wochenende sind nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks etwa 900 Menschen gestorben. Überlebende und italienische Rettungskräfte berichten nun von den schrecklichen Details der Flüchtlingstragödie.

Nach dem Schiffsunglück, das etwa 70 Seemeilen (130 Kilometer) vor der libyschen Küste gekentert war, sprachen italienische Medien erstmals mit den wenigen Überlebenden. Nur 28 von 950 Menschen konnten gerettet werden. Sie berichten schreckliche Details über den Kampf ums Überleben: „Wir klammerten uns an alles was wir finden konnten, an ein Stück Holz, eine Rettungskraft, auch an die, die neben uns waren. Viele hat es an den Meerresgrund gezogen, sie wurden einfach zu schwer. Wir klammerten uns sogar an die Leichen.“

Auch Vincenzo Bonomo, einer der italienischen Rettungskräfte, schildert der italienischen Tageszeitung La Repubblica den schrecklichen Anblick, der sich ihm und seiner Besatzung bot: „Ich sah Kinderschuhe, Kleidung und Gepäck auf der Wasseroberfläche schwimmen. Jedes Mal als wir einen Schuh oder eine Tasche sahen, irgendein Lebenszeichen, dachten wir, wir haben vielleicht einen Überlebenden gefunden. Doch jedes Mal wurden wir enttäuscht. Es war herzzerreißend.“

Das Schiff von Kapitän Gianluigi Bove erhielt ebenfalls einen Notruf. Als er die Nachricht vom Schiffsunglück erhielt, war er circa 80 Seemeilen (150 Kilometer) von der Unglücksstelle entfernt. Bove und seine Crew brauchten rund sechs Stunden, um dorthin zu gelangen. „Der tragischste Moment war, als wir einen Jungen an Bord geholt haben. Er war nicht älter als zwölf oder dreizehn Jahre alt. Niemand erkannte ihn, niemand wusste wer er war. Das war der dramatischste Augenblick.“ Hinzu kam, dass die meisten Überlebenden kein Englisch sprachen, deshalb wusste die Besatzung nicht genau was passiert war. Andere Rettungskräfte schilderten, wie die Überlebenden weinend unter den Leichen nach ihren Angehörigen suchten. Rettungskräfte fanden außerdem das Tagebuch eines Opfers, das bislang noch nicht näher untersucht wurde.

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