Werbung

Schlechte Nachricht für Schulbetrieb: Corona sieht bei Kindern häufig aus wie normale Erkältung

Wie gefährdet ist der Schulbetrieb im kommenden Herbst? Familien in Deutschland beschäftigt das Thema dauerhaft. Der Virologe Professor Alexander Kekulé zitiert in seinem MDR-Podcast nun eine neue Studie über die Symptomatik bei Kindern - und macht wenig Hoffnung auf rasche Normalität.

Group of children with face mask back at school after covid-19 quarantine and lockdown, learning.
Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr durch Kinder, die keine typischen Covid-19-Symptome zeigen? Diese Fragen stellt sich vor dem neuen Schuljahr (Symbolbild: Getty Images)

Wenn es um das Thema Schule und Coronavirus geht, stellt sich bei vielen vor allem die Frage: Ab wann soll mein Kind zu Hause bleiben? Denn bisher ungeklärt ist das konkrete Infektionsrisiko, das von Kindern ausgeht, die womöglich nur etwas erhöhte Temperatur oder Schnupfen haben. Nun gibt es eine neue Studie aus den USA, die durch exaktes Vorgehen und neuartige Messungen bei den Abstrichen viel aufschlussreichere Ergebnisse darüber liefert.

Neue Regelungen: Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern im Überblick

Sie ergab, dass Kinder trotz fehlender Symptome mindestens genauso viele Coronaviren im Rachen haben wie Erwachsene, tendenziell sogar noch mehr. Klassischerweise ist es bei Covid-19 ähnlich wie bei anderen Virus-Infektionen, wie Kekulé im MDR-Podcast “Kekulés Corona-Kompass” erläutert: Diejenigen mit höherer Virus-Konzentration im Körper hätten auch einen schwereren Verlauf der Krankheit und würden demnach die stärksten Symptome zeigen - zumindest sei dies bei Erwachsenen der Fall.

Viele Kinder mit augenscheinlichem Schnupfen haben in Wahrheit Covid-19

Kinder hingegen hätten mitunter die gleiche Virus-Konzentration wie erwachsene Patienten mit schweren Verläufen, würden jedoch nicht die typischen Anzeichen von Covid-19 zeigen, sondern die einer normalen Erkältung. Laut der Studie hätte die Hälfte von ihnen Fieber und auch Husten, der jedoch auch mit einer Erkältung einhergehen würde. Außerdem kämen Halsweh, Muskelschmerzen und auch Schnupfen bei betroffenen Kindern vor.

Das einzige Symptom, das ihre Erkrankung von einer regulären Erkältung unterscheiden würde, sei eine leichte Anosmie, also der vorübergehende Verlust des Geruchssinns bei etwa einem Fünftel der Kinder - der würde jedoch durch die Schnupfennase häufig verschleiert.

“Für mich bedeutet das, wenn wir in den Herbst blicken: Wenn wir Kinder haben, die mit den klassischen Erkältungssymtomen - Fieber, Husten, Schnupfen - daherkommen, dann müssen wir damit rechnen, dass ein Teil davon Covid-19 hat”, sagt Kekulé. So sei es bei dem Test aus Boston auch der Fall gewesen, bei dem ein Drittel der Kinder mit Schnupfensymptomen in Wahrheit Covid-19 hatte.

Bei Schnupfen lieber zu Hause bleiben?

Für den Virologen eine “erschreckende Perspektive” im Hinblick auf den kommenden Schulstart. Seine bisherige Empfehlung, Kinder mit Schnupfen nicht automatisch daheim zu behalten, will er damit nicht mehr uneingeschränkt unterschreiben. “Das muss man relativieren”, sagt er. Aus medizinischer Sicht sei es nach wie vor nicht sinnvoll, bei einem Schnupfen von Covid-19 auszugehen. Von praktischer Seite her sei es für Eltern jedoch nahezu unmöglich, dies zu unterscheiden.

Corona-Talk bei "dunja hayali": "Blindflug" beim Start ins neue Schuljahr?

Sollten die Ergebnisse aus den USA in weiteren Studien bestätigt werden, dann bliebe laut Kekulè also keine andere Möglichkeit als zu testen. Dann gäbe es ein Szenario, vor dem er immer gewarnt hatte: geringe Testkapazitäten, viele Kinder “mit Rotznase”, die unmöglich alle zu Hause bleiben und in Quarantäne gehen können, bis die Ergebnisse da sind und zusätzlich die anbahnende Grippe-Saison. Entscheidend sei in seinen Augen, so schnell wie möglich Schnelltests auf den Markt zu bringen.

Video: So klappt Social Distancing auf dem Fußball-Platz