Schleuser-Skandal - Geldwäsche-Verdacht in Millionenhöhe - Bordell „Pascha“ in Köln erneut durchsucht
Das Kölner Bordell Pascha steht erneut im Mittelpunkt von Ermittlungen im Schleuserskandal. Neue Ermittlungen haben ergeben, wie Anwälte und mutmaßliche Schleuser Millionen illegaler Gelder in Europas größtes Bordell investiert haben.
Im Zusammenhang mit der Luxusschleuseraffäre haben die Staatsanwaltschaft Düsseldorf und Ermittler der Bundespolizei am Donnerstag erneut das Großbordell „Pascha“ in der Kölner Hornstraße durchsucht. Es geht um den Verdacht der gewerbs- und bandenmäßigen Geldwäsche in Millionenhöhe.
Laut Ermittlungsvermerken, die FOCUS online einsehen konnte, sollen die mutmaßlichen Schleuser-Bosse, die Rechtsanwälte Johannes D. und Claus B., zusammen mit dem Betreiber des Rotlicht-Etablissements über ein komplexes Firmengeflecht Gelder von eingeschleusten, meist chinesischen Migranten für den Kauf und die Renovierung des größten Bordells Europas abgezweigt haben. Darüber hinaus wurden die Kölner Büroräume sowie die Wohnräume des Geschäftsführers der Pascha-Besitzgesellschaft durchsucht.
Manfred M., 67, (Name geändert) gilt in dem Fall ebenfalls als Beschuldigter. Als Hauptakteure treten laut Staatsanwaltschaft insbesondere der Jurist B. und ein mitbeschuldigter chinesischer Unternehmer aus Frechen auf.
Europas größtes Bordell im Mittelpunkt eines Schleuser-Skandals
Das „Pascha“, gelegen in der Hornstraße in Köln, steht im Mittelpunkt eines umfangreichen Schleuser-Skandals. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die den Fall im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen vertritt, hatte die Immobilie des Bordells bereits am 8. August als Konsequenz aus den Ermittlungen beschlagnahmt .
Diese Beschlagnahmung ist die direkte Reaktion auf eine Großrazzia, die Mitte April 2024 stattfand und bei der über 1000 Beamte der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft in acht Bundesländern tätig waren. In diesem Zuge wurden mehr als 200 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, wobei das „Pascha“ in Köln und andere Orte in NRW von besonderem Interesse waren.
Der Hintergrund der Razzia war, eine international operierende Schleuserbande zu zerschlagen, die Reiche aus China und dem Oman nach Deutschland einschleust. Die Ermittlungen enthüllten, dass das „Pascha“ in diesem kriminellen Netzwerk eine zentrale Rolle spielte. Infolge dieser Operationen wurden insgesamt zehn Personen festgenommen, die verdächtigt werden, Teil der Schleuserorganisation zu sein.
Geldwäsche-Verdacht in Millionenhöhe: Das „Pascha“ stand 2021 zum Verkauf
Bereits 2021 stand das Pascha zum Verkauf. Eine chinesische Investorin namens H. wollte den Puff erwerben. In ihrem Auftrag managte der Anwalt den Deal. Zugleich gründete er sechs Gesellschaften rund um das Pascha.
So erwarb die HS Grund und Boden GmbH die Rotlicht-Immobilie für elf Millionen Euro. Als Geschäftsführer wurde der Kaufmann Manfred M. eingesetzt. Das Firmenkonglomerat stand unter der Kuratel der Muttergesellschaft Golden Horn Capital Holding GmbH. Alleinige Inhaberin: Frau H.
Zunächst lief alles glatt. Der chinesische Unternehmer zahlte eine Million Euro an. Der Rest, versprach die Investorin, sollte über eine Bank in Hongkong beglichen werden. Anstatt der zehn Millionen floss aber nur die Hälfte nach Köln.
Schleuserboss B. musste improvisieren
Schleuserboss B. musste nun improvisieren: Einen größeren Teil der fehlenden Millionen finanzierte er über ein Darlehen bei einer Kölner Bank. Letztlich soll der Kredit aus dubiosen Quellen abgelöst worden sein. Der Restbetrag stammte laut Staatsanwaltschaft aus den Einlagen illegal eingereister Migranten, die bis zu 360.000 Euro zahlten, um sich hierzulande über B. & Co. Aufenthaltstitel zu erschleichen.
Allein für den weiteren Betrieb und die Modernisierung des Großbordells waren vier Millionen Euro veranschlagt. Aus dem Schleusertopf soll Anwalt B. fast die Hälfte an Pascha-Firmen weitergeleitet haben.
Auch sollen knapp drei Millionen Euro krimineller Einnahmen über den Kauf einer Therme gewaschen worden sein. Später wurden Anteile an dem Spaßbad wieder veräußert. Aus dem Deal sollen 500.000 Euro bei einem Sanierungsbetrieb gelandet sein, den Pascha-Betreiber André W. leitete.
Umbau des Pascha zum Luxusbordell verlief nicht wie gewünscht
Offenbar verlief der Umbau des Pascha zum Luxusbordell nicht wie gewünscht. Deshalb soll der Bordell-Geschäftsführer seine monatliche sechsstellige Pacht an die Eignergesellschaft reduziert haben.
Trotz der Beschlagnahmung des Pascha durch die Staatsanwaltschaft läuft der Geschäftsbetrieb weiter. Im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger hatte Bordell-Chef W. beteuert, dass er nicht wisse, „was hinter all‘ diesen ganzen Vorgängen steht“. „Ich bin ganz normaler Mieter, zahle die Miete seit drei Jahren und jetzt fliegt mir hier gefühlt alles unverschuldet um die Ohren“, bekundete der Bordell-Chef.
Mit B. habe er „privat null“ zu tun gehabt. „Der hat damals lediglich den Kauf der Immobilie für irgendwelche Chinesen begleitet.“ Von „Menschenschleusungen oder solchen Dingen“ habe er nichts gewusst, geschweige denn, dass er beteiligt gewesen sei, ergänzte der „Pascha“-Geschäftsführer. Auf Anfrage wollte sich W. zum Beschuldigtenstatus nicht weiter äußern.