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"Das Schlimmste ist, wenn man sich im Kleidchen die Beine abfriert"

Sie ist eine Frau der Tat: Am Sonntag, 9. Februar, wird die Moderatorin Annemarie Carpendale am Roten Teppich der Oscar-Verleihung die Stars interviewen. Schlechtes Wetter nimmt sie für diesen Job gerne in Kauf.

Hollywood kennt sie wie ihre Westentasche: Seit 2007 besucht Annemarie Carpendale regelmäßig die Oscar-Verleihung in Los Angeles. Auch in diesem Jahr wird die Moderatorin zusammen mit ihren Kollegen Steven Gätjen und Viviane Geppert vor der Gala am Roten Teppich stehen und die Stars interviewen: ProSieben berichtet am Sonntag, 9. Februar, in der Oscar-Nacht ab 22.30 Uhr live aus Hollywood. Die Verleihung der Trophäe wird ab 2 Uhr zu sehen sein. Wessen Siegesrede Carpendale dabei besonders gerne hören würde, verrät sie im Interview. Außerdem plaudert die 42-Jährige über ihre persönlichen Highlights der vergangenen Jahre, vegane Menüs und den Wandel des Showbusiness.

teleschau: Sie sind seit 2007 bei den Oscars vor Ort. Was hat sich die Arbeit vor Ort im Laufe der Zeit für Sie verändert?

Annemarie Carpendale: Seit letztem Jahr haben wir sogar zwei Positionen am Roten Teppich, und das macht die Berichterstattung natürlich noch viel spannender und abwechslungsreicher, denn wir können die Stars quasi an zwei Stationen abgreifen. Aber auch dieses Jahr bleibt es bis zum letzten Moment spannend ... Denn damit sich im Vorhinein keiner über seine Position beschweren kann, erfahren alle Fernsehstationen und Journalisten immer erst sehr kurz vorher, wer wo steht. Da werden die Karten jedes Jahr neu gemischt - ich bin gespannt, wie viel Glück wir dieses Jahr haben.

teleschau: Wie bereiten Sie sich auf Ihren Job am Roten Teppich vor?

Carpendale: Die schönste Vorbereitung ist natürlich: Filme gucken, Filme gucken, Filme gucken ... Und sich dann mit dem Team und Hollywood-Insidern darüber austauschen.

Klare Favoriten: Brad Pitt und Parasite

teleschau: Was sind Ihre persönlichen Favoriten bei den diesjährigen Oscars?

Carpendale: Brad Pitt muss den Oscar als bester Nebendarsteller für seine jetzt schon legendäre Rolle als Cliff Booth in "Once upon a Time... in Hollywood" einfach mitnehmen. Ich persönlich war noch nie ein so großer Brad-Fan wie jetzt, nach diesem Film - es wäre übrigens sein erster Oscar als Schauspieler, und es sieht ziemlich gut für ihn aus! Bei den Hauptdarstellern ist Joaquín Phoenix hier in Hollywood absoluter Favorit - es wäre ebenfalls sein erster. Als Joker nimmt er uns unvergleichbar intensiv mit in seine Welt, indem man fast am eigenen Körper mitfühlt, wie er ständig erniedrigt wird ... Da hat ein ebenfalls wahnsinnig toller Adam Driver in "Marriage Story" nur Außenseiter Chancen.

teleschau: Und wie sieht es bei den Damen aus?

Carpendale: Bei den Mädels sehe ich persönlich es nicht ganz so klar, Hollywood hat seine Lieblinge aber schon gefunden: Renée Zellweger als "Judy" wird die Trophäe mit nach Hause nehmen, aber ich mochte zum Beispiel Saoirse Ronan als Jo in "Little Women" und Scarlett Johansson in "Marriage Story" mindestens genauso. Auch bei den Nebendarstellerinnen finde ich Laura Dern zwar mega toll, aber die anderen "Girls" haben mich auch echt beeindruckt.

teleschau: Haben Sie auch bei den Filmen einen Favoriten?

Carpendale: "Parasite" muss mindestens der beste internationale Film werden und beim besten Film stehen alle Zeichen auf "1917". Ich persönlich würde es aber auch "Once Upon a time... in Hollywood" sehr gönnen.

"Auf dem engen Raum gibt es kaum Platz und Zeit für Jacken und Strumpfhosen"

teleschau: Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken: Was war ein absolutes Highlight Ihrer bisherigen Karriere am Roten Teppich?

Carpendale: Das eine Highlight gibt es eigentlich nicht, jedes Jahr ist ein neues großes Überraschungspaket und für sich genommen einzigartig. Ich fand letztes Jahr schon ganz besonders, da standen wir direkt neben Guillermo Rodriguez, dem Side-Kick von Jimmy Kimmel ... Und alle ganz Großen kamen zum Tequila-Trinken aus Mikrofonen, Radios und Co. vorbei ... Wir haben da so eine Art Party mit Charlize Theron und Co. Gefeiert. Ich hoffe, es wird dieses Jahr genauso unterhaltsam.

teleschau: Und was war das Schlimmste, das Ihnen oder Ihrem Team jemals passiert ist?

Carpendale: Schlimm ist eigentlich gar nichts ... Es gibt immer bessere und schlechtere Positionen und Interviews. So ist das nun mal, wenn es live ist. Hauptsache, es gibt keinen Stromausfall und das Wetter wird besser als vorausgesagt. Das ist für mich nämlich immer die größte Qual: Wenn man sich stundenlang in der Kälte im Oscar-Kleidchen die Beine abfriert ... Auf dem engen Raum gibt es kaum Platz und Zeit für Jacken und Strumpfhosen.

Veganes Essen und Frühstück in der Sonne

teleschau: Bei den Golden Globes wiesen viele Prominente in ihren Dankesreden auf die verheerenden Buschbrände in Australien hin. Auch die Oscars waren in den vergangenen Jahren immer wieder politisch. Meinen Sie, dass Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit auch bei den Oscars von Bedeutung sein werden?

Carpendale: Auf jeden Fall. Ein erstes Zeichen dafür setzen die Veranstalter schon mit veganem Essen, was es erstmals fast ausschließlich geben wird. Das kam schon bei den Golden Globes und den Critics Choice Awards super gut an. Ich bin ganz sicher, dass der Klimaschutz auch in der ein oder anderen Dankesrede stattfinden wird. So wie es schon 2016 Leonardo DiCaprio gemacht hat, als er seinen ersten Oscar für seine Hauptrolle in "The Revenant" bekommen hat.

teleschau: Worauf freuen Sie sich - abgesehen von den Oscars - in Los Angeles am meisten?

Carpendale: Die Sonne! Und natürlich die Zeit mit dem ganzen Team und meinen Männern. Wenn der Himmel blau ist, ist einfach alles schöner - wie zum Beispiel auch die morgendliche Redaktionskonferenz auf dem Hoteldach mit Pool und danach einem leckeren Frühstück im Urth Caffé auf der Melrose Ave. Das könnte ich ohne Probleme jeden Tag so machen!