Schnaps aus Tschernobyl von Behörden konfisziert
Es sollte ein soziales Produkt werden: Wodka aus Tschernobyl. Doch jetzt wurde die erste Lieferung Flaschen von den ukrainischen Behörden konfisziert.
Schon 2019 war die Schlagzeile um die Welt gegangen: Es gibt tatsächlich einen Wodka, der aus Getreide aus Tschernobyl stammt. Der hochprozentige Schnaps trägt den passenden Namen "Atomik" und ist da Produkt von Forschern der Universität in Portsmouth. Die Briten wollen mit dem Alkohol nicht nur ein Aufmerksamkeit erregendes Produkt auf den Markt bringen. Denn die "Atomik"-Spirituose ist ein soziales Business. 75 Prozent der Gewinne sollen Einheimischen zugute kommen, deren wirtschaftliche Existenz sich nach der Reaktorkatastrophe 1986 nie wieder erholt hat.
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Zur Vorstellung des Wodkas sagte Universitätsprofessor Jim Smith vor zwei Jahren: "Meiner Meinung nach ist das die wichtigste Flasche Alkohol auf der Welt, weil sie dabei helfen könnte, dass sich die Bewohner in und um die Sperrzone wirtschaftlich erholen." Nach der Erstauflage entspann sich unter Wodka-Liebhabern eine Diskussion darüber, wer den Schnaps aus Tschernobyl wohl probieren würde. Auf die Umfrage dieser Userin antworteten immerhin fast 29 Prozent ihrer Twitter-Follower mit: "Auf jeden Fall". Die gleiche Prozentzahl gab es allerdings für die Option: "Ich trinke ihn, wenn du es zuerst machst."
What d'ya think about trying THIS... it's a new vodka made from rye grain grown within the Chernobyl exclusion zone! 🤯💥 Aside from the potential for a beastly hangover, it's apparently totally safe! pic.twitter.com/fxakcnhDWm
— BarChick (@BarChick) August 8, 2019
Im verwendeten Getreide war immer noch Radioaktivität nachgewiesen worden, in dem destillierten Endprodukt dann nicht mehr. Dennoch wurden die ersten 1500 Flaschen, die nun auf dem Weg in britische Spirituosengeschäfte waren, von den ukrainischen Behörden beschlagnahmt. Wie die BBC berichtete, war die Lieferung auf einem Lastwagen der Brennerei in den Karpaten am 19. März von Beamten gestoppt und dort konfisziert worden. Aktuell befinden sich die "Atomik"-Flaschen in Verwahrung der Behörden in Kiew.
Apfelschnaps von der Sperrzonen-Grenze
Die Hersteller konnten sich die Beschlagnahme nicht erklären. Der BBC gegenüber sagte Professor Smith: "Es scheint so, als würde man uns vorwerfen, gefälschte ukrainische Steuermarken zu verwenden." Da die Flaschen aber für den britischen Markt bestimmt sind, seien sie ordnungsgemäß mit den dortigen Steuermarken versehen, versicherte Smith. Der aktuelle Schnaps ist nach einem neuen Rezept entstanden und wird aus Äpfeln gebrannt. Diese stammen aus dem Bezirk Narodytschi, genau am Rand der Sperrzone. Seit dem Reaktorunfall vor 35 Jahren ist ein Radius von 30 Kilometern zur Sperrzone rund um das Atomkraftwerk erklärt worden. Dort darf bis heute keine kommerzielle Landwirtschaft betrieben werden.
Video: Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl