Schock-Geständnis: Frank Rosin kämpft im Burger-Imbiss mit den Tränen

Beste Innenstadtlage, schmackhaft anzusehende Burger und ein sympathischer junger Koch: Und trotzdem steckt das Imbiss-Lokal "David & Goliath" in Darmstadt abgrundtief in der Krise. Restaurant-Retter Frank Rosin war erst fassungslos - und dann schockiert.

Eine ganz harte Nuss für den zupackenden Küchenprofi in der zweiten neuen Folge der kabel-eins-Reihe "Rosins Restaurants - Ein Sternenkoch räumt auf!": Eigentlich stapfte Frank Rosin breitbeinig, selbstbewusst und wie immer bestens gelaunt durch die Darmstädter Innenstadt zu seinem neuen Einsatzort. Und tatsächlich wirkte die vom 34-jährigen gelernten Koch Andi betriebene Burger-Braterei "David & Goliath" ja auch ziemlich proper. Beste Inner-City-Lage, schmuckes, junges Design, saubere Tische und Arbeitsflächen. "Der erste Eindruck ist schön", so Rosin.

Doch dann schon der erste Dämpfer. Fast hätte sich der zweifache Sternekoch aus Dorsten, der selbst im elterlichen Imbiss-Betrieb groß wurde und im Frittendampf prägende Eindrücke sammelte, den kahlen Kopf an der Restauranttür gestoßen. Das "David & Goliath", mitten in der Fußgängerzone gelegen, war doch tatsächlich an einem normalen Werktag zur Mittagszeit geschlossen! Nicht der erste Hinweis, dass mit dem Laden etwas nicht stimmt. Schnell geriet Frank Rosin ins Grübeln.

Schulden, Schulden, Schulden - und keine Seele!

Der per Telefon herbeizitierte Betreiber Andi, langjähriger Miet- und Leihkoch mit viel Erfahrung im In- und Ausland, wirkte äußerlich zwar ruhig und einigermaßen souverän. Die Fassade konnte er aber nicht lange aufrechterhalten. Rosins Hilfe - tatsächlich wurde der Nothelfer von einer befreundeten Bekannten alarmiert - kam für den nicht nur finanziell völlig überforderten Koch gerade recht. "Mein Traum war immer, etwas Eigenes zu machen", erzählte er. Mit dem "David & Goliath" jedoch hatte er sich komplett übernommen. Trotz bester Ausgangsbedingungen lief der Laden überhaupt nicht. Andi wuchsen die Schulden über beide Schultern.

Das Schlimmste an dem Restaurant: Es hatte keine Seele. Und es war nicht mal wirklich Andis Restaurant. Tatsächlich hatte der junge Mann den Laden mit allen Ausstattungsdetails für 30.000 Euro Ablöse vom Vorbetreiber übernommen. Seitdem wurde nichts geändert. Selbst die alte Speisekarte mit den Preisen, die Frank Rosin nur aufstöhnen ließen, hingen noch unverändert an der Wand. Das Problem dabei: Andi und sein russischstämmiger Assistent David können zwar durchaus kochen. Und auch die Burger sehen appetitlich aus. Schmecken wollten sie allerdings weder Frank Rosin noch dem ersten Testpublikum, das der Restaurant-Profi zusammengetrommelt hatte. Und wirtschaftlich rechneten sie sich von hinten und vorne nicht.

Erschütterndes Geständnis: "Drei Monate habe ich im Laden gepennt"

"Hast du überhaupt kalkuliert?", schmetterte Rosin seinem Schützling, der ihm von Anfang an sympathisch war, mit der ihm offenen Ruhrgebiet-Direktheit entgegen. Hat er eben nicht, der Andi. Und schon hieß es: Schulbank drücken! Frank Rosin rechnete es dem überambitionierten Burger-Brater klipp und klar vor: Wer beim Materialeinsatz und bei den eigenen Kosten mehr für sein Restaurant ausgibt, als er unter dem Strich einnimmt, macht grundsätzlich alles falsch. Tatsächlich fuhr Andi schon seit Längerem bis zu 2.000 Euro Miese im Monat ein. Sich überhaupt hinter die Theke zu stellen, ergab so überhaupt keinen Sinn. "Dann ist das ja eine Beschäftigungstherapie", polterte Frank Rosin.

Wenig später hätte er das T-Wort am liebsten fast wieder zurückgenommen. Denn was er nach und nach von und über Andi erfuhr, ließ den sonst so hartgesottenen Kochprofi ganz still werden. Und dann war Frank Rosin plötzlich fast den Tränen nahe. Dann nämlich, als er endlich die volle Wahrheit über Andis Probleme erfuhr: Der junge Koch war nicht nur komplett pleite, hatte auch privat Schulden, sondern hat auch eine äußerst triste Kindheit bei lieblosen Pflegeeltern durchgemacht. Seine leiblichen Eltern hatte er nie kennengelernt. Als ihm die Geldsorgen über den Kopf wuchsen, war Andi sogar zeitweilig obdachlos. "Drei Monate habe ich im Laden gepennt", gestand er Rosin sichtlich bewegt.

Diagnose Tourette mit 21 Jahren

Dass es in Andi arbeitet und wühlt, sah man ihm an: "Ich habe das Tourette-Syndrom", erzählte er. Um mit den Auswirkungen besser leben zu können, nimmt er Pillen. Die Diagnose der Krankheit bekam er schon mit 21 Jahren. "Ich muss die Ticks ein bisschen unterdrücken." Spätestens da hatte er Frank Rosin nicht nur als Helfer, sondern als väterlichen Freund an der Seite. Und beim Sternekoch öffneten sich selbst die Schleusen der Erinnerung: Er hatte sich einst seine Existenz selbst in harter Arbeit aufbauen müssen. Und im eigenen Laden hat Rosin natürlich auch schon geschlafen - mangels Alternativen.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Frank Rosin zündete die Rettungsrakete. Er half Andi bei den Finanzen, vereinfachte die Speisekarte, klemmte sich selbst hinter den Herd, um dem "David & Goliath"-Team neue Rezepte - etwa für einen äußerst leckeren Mittelmeer- und einen Veggie-Burger - beizubringen. Und eine Bezugsquelle für krosse Burger-Brötchen erschloss er seinem neuen Schützling auch. Über das originelle Brot von einem Hamburger Rosin-Kumpel kann man sich nämlich im Einerlei der Fritten- und Hamburger-Buden abheben, so die Idee.

Ein Sternekoch kriegt Frittenbuden-Nostalgie

Siehe da: Die Rosskur wirkte schon innerhalb weniger Tage. "Das war ein heißer Ritt", fluchte Frank Rosin im Rückblick. Beim ersten Testessen heimsten Andi und sein Gehilfe David lediglich 27 von 50 möglichen Punkten ein. "Mittelklasse-beschissen", so Rosin in der ihm üblichen Direktheit. Beim zweiten Anlauf, nach der Generalüberholung nicht nur des Wirtsraums, sondern aller Angebote und Abläufe in der Schnellküche, waren es sehr überzeugende 40 von 50 Punkten.

Kein Wunder, dass Andi vom Rosin-Wunder begeistert war: "Ich habe eine gute Basis, neu zu starten", freute er sich. "Ich gönn's den Jungs", meinte Rosin. Und dass er ganz nebenbei wieder die Lust an der einfachen Frittenbuden-Maloche aus der eigenen Jugend wiederentdeckte, hat dem Sternekoch übrigens auch nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Darmstadt hat Frank Rosin glücklich gemacht.