Studie zeigt - Corona lässt Gehirn um 20 Jahre altern – wen das vor allem trifft
Die Corona-Infektionszahlen steigen wieder deutlich an. Auch wenn viele die Gesundheitsgefahr dadurch nicht mehr ernst nehmen, kann das Virus schwere Schäden im Körper anrichten. Eine neue Studie zeigt nun, wie gravierend sich Sars-CoV-2 aufs Gehirn auswirkt.
Die Corona-Infektionszahlen steigen an. Das Virus hat zwar längst seinen Schrecken verloren, aber es gibt nach wie vor Menschen, die schwer an Sars-CoV-2 erkranken und im Krankenhaus behandelt werden müssen. So steigen laut Infektionsradar des Bundesgesundheitsministeriums die Hospitalisierungen wieder an. Und zwar in allen Altersgruppen – am stärksten sind jedoch die 60 bis 79-Jährigen und die über 80-Jährigen davon betroffen.
Studie aus England untersucht Auswirkungen auf das Gehirn
Für Menschen, die schwer an Corona erkranken, ist das Risiko von Folgeerkrankungen wie Long-Covid hoch. Nun haben Forscher unter der Leitung der University of Liverpool zusammen mit dem King's College London und der University of Cambridge in einer großen Studie die Auswirkungen einer schweren Covid-Infektion auf die Kognition erforscht. Sie wurde im Fachjournal „ Nature Medicine “ veröffentlicht.
„ Nach einem Krankenhausaufenthalt wegen Covid-19 berichten viele Menschen von anhaltenden kognitiven Symptomen, die oft als ‚Gehirnnebel‘ bezeichnet werden “, erklärt Studienautorin Greta Wood von der University of Liverpool in einer Pressemitteilung . „ Es war jedoch unklar, ob es objektive Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungen gibt, und falls ja, ob es biologische Hinweise auf eine Hirnschädigung gibt; und, was am wichtigsten ist, ob sich die Patienten mit der Zeit erholen", erklärt sie weiter.
Schädigungen des Gehirns durch Corona entspricht einer Hirnalterung von 20 Jahren
In der Studie wurde daher die Hirnleistung von 351 Covid-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, untersucht. Es zeigte sich tatsächlich, dass ihre kognitiven Fähigkeiten 12 bis 18 Monate nach ihrer Covid-Erkrankung deutlich schlechter waren als die vergleichbarer Kontrollpersonen.
Dies bestätigten auch Blutuntersuchungen und MRT-Scans des Gehirns. Bei allen ehemaligen Covid-Patienten konnten noch ein Jahr nach der Erkrankung
erhöhte Marker für Hirnverletzungen im Blut
sowie ein reduziertes Volumen des vorderen cingulären Kortex (vorderer Teil der Hirnrinde, die zahlreiche höhere Hirnfunktionen steuert)
festgestellt werden.
„Auffallend ist, dass die in dieser Studie festgestellten kognitiven Defizite nach Covid zwanzig Jahren normaler Alterung entsprachen“, heißt das schockierende Fazit der Forscher.
Covid-19 beeinträchtigt Gehirn - ohne dass Patienten vorher schon neurologische Probleme haben
„Diese anhaltenden kognitiven Defizite traten sowohl bei den Krankenhauspatienten mit als auch ohne klinische neurologische Komplikationen auf. Dies deutet darauf hin, dass Covid-19 allein kognitive Beeinträchtigungen verursachen kann, ohne dass eine neurologische Diagnose gestellt wurde“, führt Benedict Michael, einer der Studienautoren, aus.
Die Untersuchungen lieferten daher den bislang deutlichsten Beweis, das Covid-19 noch lange nach der Genesung von Atemproblemen erheblich Auswirkungen auf die Gesundheit und das Gehirn haben kann.
Ergebnisse dürfen nicht auf alle Covid-19-Patienten bezogen werden
Dennoch warnen die Forscher davor, diese Ergebnisse zu verallgemeinern: „Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hier um Patienten handelte, die […] ins Krankenhaus mussten, und dass diese Ergebnisse nicht […] auf alle Menschen mit Covid-Erfahrung übertragen werden sollten“, heißt es in der Mitteilung.
Die Wissenschaftler wollen nun weiterforschen, um herauszufinden, wie und ob sich die betroffenen Patienten erholen und bei wem sich der Zustand möglicherweise verschlimmert. Auch wollen sie sehen, ob derartige Hirnschädigungen auch bei anderen Infektionskrankheiten auftreten oder nur bei Covid-19. „Unsere Arbeit kann maßgeblich dazu beitragen, sowohl ähnliche Studien an Patienten mit Long-COVID durchzuführen, die oft viel mildere Atemwegssymptome haben und auch kognitive Symptome wie ‚Gehirnnebel‘ berichten, als auch therapeutische Strategien zu entwickeln“, heißt es weiter seitens der Forscher.