„Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima“ - Russischer Frachter weiter auf Irrfahrt – jetzt liegt er vor der britischen Küste
Ein russischer Frachter, beladen mit 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat, sorgt weiter für Aufregung. Das Schiff befindet sich mittlerweile vor der Küste Großbritanniens. Die Fracht an Bord sorgt aufgrund ihrer potenziellen Explosivität für Besorgnis.
Die „Ruby“, ein unter maltesischer Flagge fahrender Frachter, hat 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord. Die gefährliche Ladung stamme aus dem nordrussischen Hafen Kandalaksham. Die Fahrt des Schiffes erweckt inmitten der Spannungen zwischen Russland und dem Westen besondere Aufmerksamkeit.
Nun befindet sich der russische Frachter im Südosten Englands. Die „Ruby“ ankert derzeit mehrere Seemeilen vor der Küste Kents, in der Nähe der Mündung der Themse. Zuvor geriet das Schiff Anfang September in einen Sturm und bat um Einlass in den norwegischen Hafen von Tromsø, um Reparaturen durchzuführen. Doch die norwegischen Behörden wiesen das Schiff schnell wieder ab, nachdem sie es untersucht hatten. Ähnlich reagierte Litauen, wo die Einfahrt in den Hafen von Klaipeda verweigert wurde.
Anschließend verweigerten auch die beiden schwedischen Häfen Uddevalle und Göteborg, genauso wie das litauische Klaipėda. Anschließend steuerte die „Ruby“ Richtung Malta, doch auch in Valletta durfte das Schiff nicht anlegen. Anschließend fuhr der Frachter auch durch deutsche Gewässer, wie das deutsche Havariekommando bestätigte. Die „Ruby“ steuerte schließlich Großbritannien an.
Ammoniumnitrat verursachte die Katastrophe im Hafen von Beirut
Die „Ruby“ wird von einer libanesisch-syrischen Firma betrieben, was angesichts der engen Verbindungen Syriens zu Russland Fragen aufwirft. Es besteht der Verdacht, dass der Frachter Teil von Russlands „Schattenflotte“ sein könnte, die dazu dient, westliche Sanktionen zu umgehen. „Die Spekulationen in den Medien haben sich negativ auf die Fähigkeit des Schiffes ausgewirkt, die Ladung von Ammoniumnitrat auf ein anderes Schiff umzuladen, damit die Ruby repariert werden kann“, teilte der Betreiber des Frachters in einer Mitteilung vor einigen Tagen mit.
Ammoniumnitrat ist eine Chemikalie, die sowohl als Düngemittel als auch zur Herstellung von Sprengstoff verwendet wird. Viele erinnern sich womöglich noch an die Explosion von 2750 Tonnen dieser Substanz im Hafen von Beirut im Jahr 2020, bei der mehr als 200 Menschen starben. Der Sprengstoffexperte Roland Alford warnt gegenüber dem Magazin „Newsweek“, dass die „Ruby“ mit ihrer Ladung eine vergleichbare Sprengkraft wie die Atombombe von Hiroshima habe. „Wenn dieses Schiff explodieren würde, wäre das der bei Weitem größte Unfall mit Ammoniumnitrat in der Geschichte“, sagt Alford.
Trotz der potenziellen Gefahr ist die unmittelbare Gefahr eines Unfalls gering, sagt Peter Hald von der Universität Aarhus. „Das ist das Gute an Ammoniumnitrat. Es ist eigentlich ziemlich schwer zu entzünden“, so Hald gegenüber dem dänischen Sender „DR“.
Frachter fährt entlang der norwegischen Küste
Die Nato befürchtet mögliche Sabotageakte durch Russland. Das Verteidigungsbündnis ist besorgt über die Bedrohung durch russische Einheiten, die in der Lage sind, Unterseekabel zu beschädigen. Solche Aktionen könnten die hybride Kriegsführung Russlands gegen den Westen unterstützen.