Schottische Regierungschefin Sturgeon will wieder über Unabhängigkeit abstimmen lassen

Überschwenglicher Jubel bei Nicola Sturgeon und ihrer Schottischen Nationalpartei: Die SNP hat bei der britischen Parlamentswahl ihre Vormachtstellung im nördlichen Teil des Vereinigten Königsreichs ausgebaut. 45 Prozent der Stimmen fielen in Schottland auf die SNP, somit hat die Partei der schottischen Regierungschefin künftig 48 der 59 Mandate inne. „Wir haben einen eindeutigen Vorschlag unterbreitet. Die Menschen in Schottland haben deutlich gemacht, dass sie nicht Boris Johnson als Premierminister und dass sie keinen britischen EU-Austritt wollen. Und sie wollen, dass sich Schottlands Zukunft in schottischen Händen befindet“, sagte Sturgeon. Sie sprach Johnson das Recht ab, Schottland als Teil des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union zu führen. Sturgeon will einen erneuten Volksentscheid über eine Unabhängigkeit Schottlands. Sie sagte, es sei jetzt an der Zeit, dass Schottland über seine Zukunft entscheide. Die schottische Regierung werde nächste Woche Einzelheiten veröffentlichen, um einen zweiten Volksentscheid auf den Weg zu bringen. Johnson ist gegen eine solche Abstimmung. 2014 hatte sich die Mehrheit der Schotten gegen eine Unabhängigkeit ausgesprochen. „Das ist immer noch ein innerbritisches Problem, also muss das innerhalb des Vereinigten Königsreichs behandelt und verhandelt werden. Ich glaube nicht, dass die Europäische Union die Berechtigung hat, etwas ganz Direktes in dieser Sache zu unternehmen", meint der politische Kommentator Radosh Mushovic. Die Vorsitzende der Liberaldemokraten, Jo Swinson, unterlag in ihrem Wahlkreis in Westschottland einem SNP-Kandidaten und verlor damit ihren Sitz im britischen Unterhaus. Swinson reichte daraufhin ihren Rücktritt als Vorsitzende der Partei ein, die im Wahlkampf einen Verbleib in der EU gefordert hatte.