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Von Schottland nach München: Für ein geeintes Europa – Paar wandert 2000 Kilometer

Claudia Zeiske und Peter May wandern von Schottlands nach München.

Auf der Niehler Straße hängen schon die ersten Plakate zur Bundestagswahl. „Warum Europa? Weil wir gemeinsam stärker sind als allein“ steht auf einem. Ein Paar läuft an den Plakaten entlang, mit großen Rucksäcken und schwerem Schuhwerk, mit Kompass und Wanderkarte. Um das Handgelenk der Frau hängt ein blaues Band mit gelben Sternen. „Unity“ steht darauf. 2000 Kilometer zu Fuß durch Europa „Warum Europa?“ Die Schilder, die Claudia Zeiske und ihr Mann Nick May da passieren, hätten nicht treffender gewählt sein können. Die beiden sind keine verirrten Spaziergänger, die sich unversehens auf einer Straße in Nippes wiedergefunden haben. Zeiskes und Mays Wanderung geht weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Unter dem Eindruck des Brexit haben sich die beiden – er gebürtiger Brite, sie gebürtige Deutsche – auf eine fast 2000 Kilometer lange Reise gemacht: durch ihre Heimat Europa. Sechs Wochen zuvor sind sie in ihrem Wohnort „Huntly“ im Norden Schottlands gestartet. In weiteren sechs Wochen wollen sie Zeiskes Geburtsort Unterpfaffenhofen nahe München erreichen. „Es gab verschiedene Gründe für unsere Aktion“, sagt Zeiske. „Ich wollte mal etwas anderes in meinem Leben machen. Und in Zeiten des Brexit, der uns alle sehr verunsichert hat, ist die Wanderung eine gute Möglichkeit, ihn persönlich aufzuarbeiten.“ Liebeserklärung an ihre Heimat Sie sieht ihren Weg als Liebeserklärung an Europa, an die Möglichkeiten, die die EU ihren Bürgern bietet. „Wir sollten unseren europäischen Pass jeden Morgen küssen“, sagt sie. Erzählt, dass sie dank dieses Passes ihr gesamtes Arbeitsleben im Ausland verbracht hat. Dass sie und ihr Mann zwischen Deutschland und den Niederlanden nicht einmal eine Grenze bemerkten. Und dann von Freunden, deren Kinder kein Wort niederländisch sprechen, aber aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit nun fürchten müssen, dorthin ausgewiesen zu werden. Besuchen Freunde auf dem Weg nach München Zeiske und May haben in England gelebt, in den Niederlanden, in Schottland. Auf ihrem Weg klappern sie nun all die Freunde ab, die sie in diesen Jahren gefunden haben. Etwa acht Stunden legen sie dabei täglich zurück. Sehen Großstädte wie Amsterdam und Edinburgh, aber auch all die Orte, die sonst weiterhin nur unbekannte Buchstabenketten auf der Landkarte bleiben würden. „Wir sind heute morgen am Chempark Dormagen gestartet“, erzählt Zeiske. „So etwas ist manchmal viel interessanter als irgendein Kirchturm. So visuell.“ Ihre Reise lebt von diesen vielfältigen Eindrücken. Einsame Wanderwege durch die schottischen Highlands, Überfahrt von Newcastle in die Niederlande, Strandpfade und Obstfelder, hinein in die deutsche Industrie. Und nun, zur Halbzeit der Reise, doch noch einmal ein bisschen Kirchturm. Zwei Spitzen, die sich plötzlich hinter der Bahnhofstür ins Blickfeld schieben. „Mein Gott, das ist ja Wahnsinn“, sagt Zeiske. „Er ist so groß“, sagt May. „Und so gotisch.“ Fast in die falsche Richtung gelaufen Kompass und Karte haben sie einen weiteren Tag ins Ziel gebracht. Dabei hätten sie früh vom Kurs abkommen können: „Eine Frau in Huntly war überzeugt, dass wir in die falsche Richtung laufen“, erzählt Zeiske. „»Wir wollen nach München« hab ich ihr gesagt. »Aber München liegt in die andere Richtung«, sagte die Frau.“ Ganz so, als sei die Stadt gerade um die Ecke. Manchmal fühlt sich in Europa doch noch alles ganz nah an....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta