Schulen in Köln: Die hitzige Debatte um zu wenig Plätze hält an

Keine neuen Klassen in Widdersdorf – Schulen wehren sich gegen Veränderungen

Es war ein heftiger Sturm der Entrüstung, der nach der Vergabe der Gymnasialplätze für das kommende Schuljahr durch die Stadt fegte. Vor allem im Kölner Westen machten Eltern mobil. Die Politik drängte die Verwaltung nachzubessern. Für 159 Kinder sollten neue Angebote gemacht werden. Die Bilanz, die nun von der Schulverwaltung im zuständigen Fachausschuss des Rates gezogen wurde, fiel überraschend aus: Außer einer zusätzlichen Klasse am Apostelgymnasium ist nicht viel übrig geblieben. Der Plan, in den Räumen der privaten Friedensschule in Widdersdorf eine Dependance des Weidener Gymnasiums einzurichten, wird aufgegeben. Für nur 26 Kinder – mehr hatten auf Anfrage der Stadt nicht mehr reagiert– könne man den Aufwand in Widdersdorf nicht betreiben. Offenbar hätten die 133 weiteren Familien andere Lösungen für ihre Kinder gefunden oder doch das erste Angebot der Stadt akzeptiert. Vorgeschmack auf zukünftige Debatten Die Debatte der vergangenen Wochen um den Platzmangel im Kölner Westen war ein Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Jahren auf Stadt und betroffene Familien zukommt. Auch am Montag demonstrierten wieder Eltern und Kinder vor dem Rathaus, um auf Platzmangel und Sanierungsstau aufmerksam zu machen. Die Sprecherin der Eltern Kölner Grundschulkinder, Susann Stark, forderte „schnelle und unbürokratische Lösungen, um die Situation an einzelnen Schulen zu lindern“. Sie berichtete im Schulausschuss von überhitzten Klassenräumen, in denen man die Fenster nicht öffnen könne, von gesperrten Turnhallen oder von Toiletten, auf die kein Kind freiwillig gehen möchte. Schuldezernentin Agnes Klein versprach einmal mehr, dass die Stadt „mit Hochdruck“ dabei sei, „die Dinge zu ändern“. Während der Ausschusssitzungen wurde aber auch einmal mehr deutlich, dass es an vielen Stellen hakt. Keine Mitarbeiter zugeordnet So musste der Vertreter der städtischen Gebäudewirtschaft einräumen, dass für den Aufbau einer neuen Gesamtschule am Wasseramselweg in Vogelsang immer noch kein Mitarbeiter zugeordnet werden konnte, der sich darum kümmern muss. Die Schule soll eigentlich im Sommer 2018 mit einer Interimslösung starten. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass das klappt“, sagte Ausschussvorsitzender Helge Schlieben (CDU) in Richtung Gebäudewirtschaft. Ihr Vertreter konnte sich noch nicht einmal zu einem Kopfnicken durchringen. Immerhin: Bestellte Container zur Erweiterung des Platzangebots an ausgewählten Schulen seien unterwegs, so die Stadt. Der Ausschuss stimmte zusätzlichen Klassen an drei Gymnasien und zwei Realschulen zu. Um den Druck durch steigende Schülerzahlen abzufedern und Elternwünsche zu erfüllen, prüft die Stadt auch die Umnutzung von vorhandenen Räumen. Doch Stadt und Politik haben sich selbst in ihren Möglichkeiten beschränkt: Neue Gesamtschulen oder Gymnasien in Gebäuden aufzubauen, die noch von Real- oder Hauptschulen genutzt werden, soll nicht gegen deren Willen geschehen. So musste die Schulverwaltung bekanntgeben, dass ihr Plan für eine erste Gesamtschule im Stadtbezirk Lindenthal vorerst gescheitert ist. Schulen wehren sich gegen Veränderung Sie sollte im kommenden Schuljahr mit einer fünften Klasse in den Gebäuden der Elsa-Brandström- und der Theodor-Heuss-Realschule starten. Die beiden Realschulen sollten in den nächsten Jahren auslaufen, während die neue Gesamtschule am selben Standort wächst. Zwar möchte die Elsa-Brandström-Schule in Sülz mitmachen möchte, doch die Schulkonferenz der Theodor-Heuss-Realschule in Lindenthal hat sich dagegen ausgesprochen. Eine Gesamtschulgründung an bestehenden Schulstandorten könne ohne „die Unterstützung der auslaufenden Schulsysteme“ nicht erfolgreich sein, so die Schulverwaltung. Auch in Longerich wehrt sich eine Schule gegen Veränderung. Hier ist es die Gesamtschule für den Stadtbezirk Nippes, die nicht wachsen will, obwohl ab 2018 Räume leer stehen. Zum nächsten Schuljahr soll endlich der Neubau für die Schule bezugsfertig sein. Das bislang genutzte Provisorium in der Nachbarschaft könnte weiter genutzt werden. Im Ausschuss wurde deutlich, dass die Schulverwaltung zur Zeit dazu tendiert, in diesem Fall dem Wunsch der Schule nicht zu folgen. Die Politik ist sich noch nicht so sicher. Pilotprojekt mit Mini-Computern In einem Pilotprojekt soll die Stadt den Einsatz von „Mini-Computern“ an Grundschulen testen. Der Schulausschuss stimmte einem entsprechenden SPD-Antrag zu. Einige Grundschulen sollen mit „Calliope-Mini“ ausgestattet werden. Der kleine Mikro-Controller, mit dem Kinder spielerisch digitale Technik kennenlernen und selbst alltagstaugliche Programmierungen vornehmen können, ist eine Erfindung des Kölners Stephan Noller. „Calliope“ wird über eine gemeinnützige GmbH vertrieben, die vom Bundesministerium für Wirtschaft unterstützt wird. Im Saarland und in Bremen werden die Geräte bereits flächendeckend eingesetzt. Der zerlegbare Computer kostet rund 15 Euro. (fra)...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta