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Schulstart: Experte hält die Angst vor Lernlücken für "unbegründet"

Lernlücken sind auch während Präsenzphasen in der Schule üblich. (Bild: stockfour/Shutterstock.com)
Lernlücken sind auch während Präsenzphasen in der Schule üblich. (Bild: stockfour/Shutterstock.com)

Mit Bayern und Baden-Württemberg enden auch in den letzten Bundesländern die Sommerferien. Knapp ein halbes Jahr waren die Schulen in Deutschland aufgrund der Coronavirus-Pandemie geschlossen, Homeschooling stand auf dem Programm. Viele Eltern sind in Sorge, die fehlende Präsenz in der Schule führe zu Lernlücken bei ihren Kindern. Oliver Hauschke, ehemaliger Schulleiter und Autor von "Schule zu Hause", hat deshalb kaum Bedenken: "Die Schule ist nicht ausgefallen. Lernen und Arbeiten ging weiter. Lediglich der Ort dafür hat sich vom Schulgebäude in die heimischen vier Wände verlagert", erläutert er seine Sicht im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Lernlücken "haben nichts mit Corona zu tun"

"Ich glaube nicht, dass die Kinder bezüglich nachhaltigen Lernens zurückgeworfen wurden", so Hauschke. Während des Homeschoolings sei ihre Leistung sogar oft besser gewesen, da sie in einem eigenen Tempo an den Aufgaben arbeiten konnten, auf die sie gerade Lust hatten. Dass Hauschke damit eine andere Meinung vertritt als viele Lehrer, ist dem Autor allerdings bewusst. "Lehrkräfte mögen das anders sehen, vor dem Hintergrund, dass das Kind eben nicht jedes Detail des vorgesehenen und weitgehend irrelevanten Lehrplans erfüllt hat. Eine echte Rolle spielt das jedoch nicht", so die Sicht des ehemaligen Schulleiters.

Wegen größerer Lernlücken müssten sich Eltern keine Sorgen machen. Dass Schüler das zuvor Gelernte wieder vergessen, habe nichts mit der Corona-bedingten Pause zu tun und sei auch während der Präsenzphase völlig normal. "Es ist im Grunde recht einfach, wieder in die meisten Schulfächer einzusteigen, ohne auf zuvor Gelerntes zurückzugreifen", betont Hauschke.

Ist Nachhilfe sinnvoll?

Eltern könnten ihre Kinder zum Schulstart unterstützen, indem sie "ihnen die Angst vor einem möglichen Versagen nehmen und ihnen erklären, dass sie gut und fleißig unter den gegebenen Bedingungen gearbeitet und gelernt haben". "Gelassenheit hinsichtlich der Lerninhalte ist angebracht", so der Autor. Jeder Schüler benötige in anderen Bereichen Hilfe: "Das eine Kind mag lediglich die Sicherheit brauchen, bei Fragen und Unklarheiten kurz nachfragen zu können, während ein anderes eine deutlich engere Steuerung braucht. Eltern kennen ihre Kinder am besten und auch besser als die Lehrkräfte."

In Sachen Nachhilfe empfehle der Experte, erst einmal abzuwarten. "Man muss sich gut überlegen, ob dieses Geld gut angelegt ist oder lediglich die eigenen, unbegründeten Ängste beruhigt." Zudem sollten Eltern zusätzliche Unterrichtsstunden "eng mit dem Kind besprechen".